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Theben (Griechenland),
altgriechisch Thebai, antike Stadt in ►Böotien, nördlich des
Kithairon-Gebirges, des Grenzgebirges zwischen Attika und Böotien, gelegen.
Mittelpunkt des Ortes, der seit
►mykenischer Zeit besiedelt ist und in dem
zahlreiche Mythen angesiedelt werden, war die Kadmeia, die nach
►Kadmos,
dem sagenhaften phönizischen Königssohn und Gründer Thebens, benannte
►Akropolis.
Zu den bekanntesten thebanischen Mythen, die die Bedeutung des
Ortes in der griechischen Antike widerspiegeln, gehört neben dem des
Mauerbaues durch die Zwillingsbrüder
►Amphion
und ►Zethos
der Sagenkreis um Ödipus und seine Kinder Antigone, ►Eteokles und ►Polyneikes,
der im Feldzug der ►Sieben
gegen Theben und der späteren Eroberung und
Zerstörung der Stadt durch die Epigonen gipfelte und durch die Tragödien des
Aischylos und des Euripides überliefert ist. Auch die Geburt des
►Dionysos,
des Sohnes der Kadmostochter
►Semele
und des ►Zeus,
sowie des ►Herakles
wird jeweils in Theben angesiedelt.
In mykenischer Zeit war Theben Sitz eines Königsgeschlechts, das schon früh
eine beherrschende Stellung innehatte. Im 6. Jahrhundert v. Chr. führte die
Einigung der böotischen Städte zum Böotischen Bund unter der Führung Thebens
zum Konflikt mit Athen. In den Perserkriegen kämpfte Theben auf der Seite
der Perser und unterlag 479 v. Chr. zusammen mit den Persern bei Platää den
vereinigten Griechen. Nachdem Theben im Peloponnesischen Krieg (431-404 v.
Chr.), der Sparta die Hegemonie über Griechenland brachte, an dessen Seite
gestanden hatte, führten Auseinandersetzungen mit seinem ehemaligen
Verbündeten dazu, dass sich Theben im Korinthischen Krieg (395-386 v. Chr.)
den Sparta-Gegnern Athen,
►Korinth
und ►Argos
anschloss. Zwischen Theben
und ►Sparta
entwickelte sich eine erbitterte Feindschaft, die in der Besetzung der Kadmeia durch Sparta (382-379 v. Chr.) gipfelte. Erst der Sieg des
►Epameinondas
über die Spartaner in der Schlacht bei Leuktra 371 v. Chr. brach die
spartanische Vorherrschaft und begründete den kurzzeitigen Aufstieg Thebens
zur dritten Großmacht in Griechenland. Bereits 362 v. Chr. verlor Theben
seine Vormachtstellung wieder durch die Schlacht von Mantineia, in der das
thebanische Heer zwar die antithebanische Koalition schlug, Epameinondas
selbst jedoch im Kampf ums Leben kam.
Als Wortführer im Kampf gegen
►Makedonien
brachte der Athener Demosthenes die Thebaner mit seiner Redekunst dazu, sich
dem Kampf der Athener gegen König Philipp II. von Makedonien anzuschließen,
der in der Schlacht von Chaironeia
(338 v. Chr.) zugunsten Philipps entschieden wurde. Nach Philipps Tod
unternahm die Stadt noch einmal einen energischen, jedoch erfolglosen
Aufstand gegen die Makedonier und wurde 335 v. Chr. von Philipps Sohn und
Nachfolger, Alexander dem Großen, zerstört. Der Überlieferung zufolge soll
Alexander nur die Tempel und das Haus des Dichters Pindar verschont haben.
316 v. Chr. wurde Theben von König Kassander von Makedonien wieder
aufgebaut. Eine kurze Blüte erlebte es noch einmal in byzantinischer Zeit
als bedeutendste Stadt Mittelgriechenlands und Zentrum der
Seidenherstellung.
Die heutige Stadt Theben (neugriechisch Thiva), Hauptstadt des
Verwaltungsbezirks Böotien (Einwohnerzahl etwa 19 000), erinnert kaum mehr
an die einstige Bedeutung. Archäologische Grabungen förderten die Reste
eines mykenischen Palastes mit reichen Funden an Schmuck,
Elfenbeinschnitzereien und Schrifttäfelchen sowie mykenische Gräber zutage.
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