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Sparta (griechisch
Sparte), antike Stadt in Griechenland und Hauptort Lakoniens im Süden der
Peloponnes, zwischen Taygetos und Parnon gelegen, die als Stadtstaat unter
der Bezeichnung Lakedaimon zu den führenden militärischen Mächten der
griechischen Antike gehörte. DAS
ANTIKE SPARTA
Im ►Peloponnesischen
Krieg (431-404 v. Chr.) um die Vorherrschaft in Griechenland standen sich
zwei Bündnissysteme gegenüber: Der Peloponnesische Bund, der im Wesentlichen
die Stadtstaaten der Peloponnes sowie als Bundesgenossen Makedonien
umfasste, und der von Athen geführte Attische Seebund, dem die griechischen
Städte an der ägäischen Küste und die Ägäischen Inseln angehörten sowie
Thessalien als bedeutendster Verbündeter.© Microsoft Corporation. Alle
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Nachdem einwandernde Dorer seit mykenischer Zeit das Gebiet besiedelt und
die einheimische Bevölkerung verdrängt oder unterworfen hatten, wurde die
Stadt im 10. Jahrhundert v. Chr. durch Zusammenlegung von vier Dörfern
gegründet, zu denen später Amyklai hinzukam. Da aufgrund der hohen
Gebirgsmassive im Osten und Westen der Zugang zum Eurotastal leicht zu
verteidigen war, besaß sie bis Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. keine
Stadtmauern.
Die Sozialstruktur Spartas spiegelte die gewaltsame Eroberung des Landes
wider. Die kleine herrschende Schicht bildeten die spartanischen Vollbürger,
die Spartiaten; sie besaßen das Monopol auf Waffen und Land, widmeten sich
ausschließlich dem Kriegsdienst und lebten in ständiger Angst vor
Sklavenaufständen. Nach Schätzungen machten die Spartiaten etwa ein Zehntel
der Bevölkerung Lakoniens aus. Die zahlenmäßig größte Gruppe bildeten die
rechtlosen Heloten, d. h. unterworfene nichtdorische Griechen. Sie mussten
als Staatssklaven die Güter, die jedem Spartiaten vom Staat zugeteilt waren,
bewirtschaften. Heloten waren an die Scholle gebunden und konnten jederzeit
getötet werden. Hinzu kamen die Periöken (griechisch: Umwohner), die zwar
selbständig Handel und Gewerbe treiben durften, jedoch wirtschaftlich
schlechter gestellt waren als die Spartiaten und Abgaben entrichten mussten.
Die Periöken waren im Krieg zur Heeresfolge verpflichtet. Fremde waren in
diesem Staat nicht gern gesehen, und die Spartaner selbst durften nur mit
amtlicher Erlaubnis das Land verlassen.
Man weiß, dass bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts in Sparta nicht nur
Handwerk und bildende Kunst, sondern auch die dorische Chorlyrik eine Blüte
erlebten (siehe Alkman). Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich
der Staat immer stärker zur Militärmacht, ein Ziel, das durch die
sprichwörtliche spartanische Lebensführung erreicht wurde. Die Kinder, von
denen die schwächsten nicht aufgezogen, sondern im Taygetosgebirge
ausgesetzt wurden, wurden im Alter von sieben Jahren ihren Familien entzogen
und mussten sich einer umfassenden, staatlichen Ausbildung unterziehen.
Knaben wurden einer harten militärischen Disziplin und Schulung unterworfen,
die sie zu aufopferungsbereiten Soldaten machte. Im Krieg getötet zu werden
galt als ehrenvoll, zu fliehen als untilgbare Schande. Mit 20 Jahren wurden
die jungen Spartaner Vollbürger, ab 30 Jahren konnten sie Führungsaufgaben
übernehmen. Im Alter zwischen 20 und 60 Jahren mussten die Spartiaten als
Hopliten (schwerbewaffnete Fußsoldaten) dienen, in Kasernen leben und ihre
Mahlzeiten gemeinsam einnehmen. Erwerbstätigkeit war ihnen verboten. Ehe-
und Kinderlosigkeit waren sozial geächtet. Die Ehe diente explizit der
Erzeugung wehrfähigen Nachwuchses, der die Reihen der Armee verstärken
sollte. Zur Sicherung der Herrschaft wurde jeder Spartiate benötigt: Der
Preis für die Freisetzung von Arbeit bestand in der konsequenten
Militarisierung des ganzen Lebens. Zeitgenössische Griechen schwankten
zwischen Bewunderung der spartanischen Zucht und Ordnung und Verachtung für
einen Staat, der außer Soldaten nichts hervorbrachte.
Die spartanische Verfassung wird der mythischen Figur des Lykurgos
zugeschrieben. An der Spitze des Staates standen zwei Könige
(Doppelkönigtum), die während des Krieges den Oberbefehl über das Heer
führten. Ihre Macht wurde durch fünf jährlich wechselnde Ephoren die
umfassende Vollmachten in Verwaltung und Gerichtsbarkeit besaßen,
eingeschränkt und nach und nach immer mehr beschnitten. In der Gerusia, dem
Rat der Alten, saßen reiche Grundbesitzer, die für die Gesetzgebung
zuständig waren und als höchstes Gericht fungierten. Ephoren und Gerusia
wurden von der Apella gewählt, der Volks- oder Heeresversammlung, zu der nur
Spartiaten zugelassen waren, die das 30. Lebensjahr vollendet hatten. Eine
Geheimpolizei (Krypteia) diente zur Überwachung der Heloten, die immer
wieder erfolglos Aufstände unternahmen. Das so strukturierte Staatswesen war
das Herrschaftsinstrument der spartanischen Elite, die damit die große Masse
der Bevölkerung zur Arbeit zwang und so die Ressourcen für die Expansion
nach außen erhielt.
Spartas Expansionsbestrebungen richteten sich auf den Zugewinn an Land und
Sklaven; es kam zu Auseinandersetzungen mit Messenien im Westen, mit
Arkadien und dem damals mächtigen Argos im Norden. Die Konflikte gipfelten
in den beiden Messenischen Kriegen im 7. und 8. Jahrhundert v. Chr., die mit
dem Sieg über die messenischen Dorer endeten, von denen die meisten als
Heloten unterworfen wurden. Von nun an musste Messenien die Hälfte der
jährlichen Ernte als Tribut abliefern. Das spartanische Hegemoniestreben
führte Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zur Gründung des Peloponnesischen
Bundes, dem unter der Führung Spartas alle Peloponnes-Staaten außer Argos
und Achaia angehörten. Fast 200 Jahre lang war dieser Bund ein Instrument
zur Sicherung der Dominanz Spartas. In den Perserkriegen erlangte eine
spartanische Truppe, die sich unter ihrem Führer Leonidas bei den
Thermopylen opferte, Berühmtheit. Politisch sah sich Sparta mit der
aufstrebenden Seemacht Athen konfrontiert, das nach dem Sieg über die Perser
unter Xerxes eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebte.
Im Peloponnesischen Krieg (431-421 und 415-404 v. Chr.) kam die Rivalität
zwischen Sparta und Athen offen zum Ausbruch und wurde durch die
Kapitulation Athens 404 v. Chr. zugunsten Spartas entschieden. Persien war
es durch Unterstützung Spartas gelungen, die griechischen Stadtstaaten
gegeneinander auszuspielen. Der Versuch, den militärischen Sieg politisch
abzusichern, führte zu einer gegen Sparta gerichteten Koalition zwischen
Athen, Theben, Korinth und Argos. Spartas 386 v. Chr. im so genannten
Königsfrieden anerkannte Vormachtstellung (siehe Antalkidas) wurde jedoch
bereits 371 v. Chr. durch die vernichtende Niederlage gegen Epameinondas bei
Leuktra beendet. Die scheinbar unbesiegbaren Spartaner waren von Theben in
offener Feldschlacht besiegt worden; diese Niederlage führte nicht nur zum
Verlust Messeniens, sondern leitete den politischen Niedergang des einst so
mächtigen Militärstaates ein. 338 v. Chr. mussten sich die Spartaner der
Hegemonie Makedoniens beugen. Die Konzentration von Grund und Boden in den
Händen von immer weniger Spartiaten führte zu inneren Spannungen. Nach der
Niederlage gegen den Achaiischen Bund wurde das Königtum beseitigt. 146 v.
Chr. wurde Sparta von den Römern erobert und der römischen Provinz Achaea
eingegliedert. Danach erlebte es noch einmal eine Blüte in den ersten
Jahrhunderten des Römischen Reiches, als viele Römer dorthin kamen, Villen
und Thermenanlagen errichteten und alte Gebäude und Kultstätten renovierten.
396 n. Chr. wurde die Stadt von Alarich und seinen Westgoten zerstört und
blieb danach bedeutungslos. DAS
MODERNE SPARTA Das heutige Sparta
(neugriechisch Sparti), Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes Lakonien (Lakonia),
wurde 1834 nach Beendigung des griechischen Freiheitskampfes von König Otto
neu gegründet und mit einem rechtwinkligen Straßennetz überzogen. Von der
antiken Stadt sind angesichts ihrer großen Bedeutung nur sehr wenige Ruinen
erhalten, darunter die Fundamentreste des Tempels der Stadtgöttin Athene und
eines Artemis-Heiligtums sowie Spuren aus der Römerzeit und der
byzantinischen Zeit. Die meisten der Funde sind im Archäologischen Museum zu
sehen. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 12 900.
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