Die Galerie Alte Meister Dresden |
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Letztmalig dran rumgefummelt: 07.10.05 19:10:25 |
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Der Begründer der klassischen
Archäologie und neueren Kunstwissenschaft, Johann Joachim Winckelmann (1717
bis 1768), gehörte zu den ersten Persönlichkeiten, die den Reichtum und die
Bedeutung der Dresdener Galerie priesen. Er studierte zwischen 1748 und 1754
die Kunstschätze an Ort und Stelle, rühmte Dresden als die erste Kunststadt
des Nordens und vermerkte in seinem »Fragment einer Beschreibung der
vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Galerie«, in dem bereits Grundlinien
für die wissenschaftliche Wertung vor allem der italienischen Meisterwerke
der Galerie im Sinne einer historischen realistischen Kritik erkennbar sind,
dass all' das Schöne in den Werken der großen Meister »sich nur sehen, nicht
sagen lässt«. Unter dem Einfluss der begeisterten Schilderungen Winkelmanns reiste der junge Goethe als Leipziger Student 1768 zum ersten Mal nach Dresden, um die Galerie zu besichtigen (die damals im »Stallhof« untergebracht war). Rückschauend erzählt er in »Dichtung und Wahrheit« (herausgegeben in vier Teilen zwischen 181 1831): »Die Stunde, wo die Galerie eröffnet werden sollte, mit Ungeduld erwartet, erschien. Ich trat in dieses Heiligtum, und meine Verwunderung überstieg jeden Begriff, den ich mir gemacht hatte. Dieser in sich wiederkehrende Saal, in welchem Pracht und Reinlichkeit bei der größten Stille herrschten, die blendenden Rahmen, alle der Zeit noch näher, in der sie verguldet wurden, der gebohnte Fußboden, die mehr von Schauenden betretenen als von Arbeitenden benutzten Räume gaben ein Gefühl von Feierlichkeit, einzig in seiner Art, das um so mehr der Empfindung ähnelte, womit man ein Gotteshaus betritt, als der Schmuck so manches Tempels, der Gegenstand so mancher Anbetung hier abermals, nur zu heiligen Kunstzwecken aufgestellt, erschien.« |
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1. Die Werkesammlung 2. Die Galerie Alte Meister 3. Der Wiederaufbau der Sammlung nach 1945 4. Die Gemäldegalerie |
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... die Galerie Alte Meister der Dresdner Kunstsammlungen befindet sich im Dresdner Zwinger | ||
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Die Sixtinische Madonna - Raffael ... und hier das Direktverzeichnis der Werke der Dresdner Galerie Alter Meister im Dresdner Zwinger |
1. Zur Geschichte der Werkesammlung |
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Wir könnten viele Seiten mit den Stimmen namhafter Dichter, Künstler und Gelehrter füllen, die während ihrer Besuche in der berühmten Stadt am Elbestrom die kostbaren Werke der Galerie bewunderten und sich mit ihnen auseinandersetzten: die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Heinrich von Kleist, Franz Grillparzer, Hans Christian Andersen, Carl Gustav Carus, Hermann Grimm, Gerhart Hauptmann, N. M. Karamsin, K. P. Brüllow, W. G. Belinski, Leo Tolstoi, F. M. Dostojewski, I. J. Repin, K. Fedin, Madame de Stael, Stendhal, Balzac, L. Aragon und J. Cocteau. |
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Die Gemäldegalerie Alte Meister mit ihrem historisch gefestigten Profil gilt
als das Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Der Verband der
Staatlichen Kunstsammlungen umschließt außerdem zehn weitere Kunstmuseen.
Die Gemäldegalerie Alte Meister ist, wie die anderen Sammlungen, aus der
1560 vom Kurfürsten August (1526-1586) im Schloss begründeten Kunstkammer
hervorgegangen. So wie in Sachsen befriedigten auch in anderen Ländern die
mit Kuriositäten, Naturalien, wissenschaftlichen Instrumenten, Büchern,
Atlanten, Raritäten und skurrilen Dingen angefüllten »Kunst- und
Wunderkammern« als Universalsammlungen vorwiegend fürstliches
Repräsentationsbedürfnis und markantilistischen Bestrebungen. Bereits im 16.
Jahrhundert befanden sich in der Dresdener Kunstkammer auch bedeutende
Gemälde, so zum Beispiel von
Lucas Cranach
und Hans Krell, die beide für den sächsischen Hof tätig waren, und drei
Werke von Jacopo de'Barbari.1687 folgte als Zugang
Dürers berühmter
Flügelaltar mit der Anbetung des Kindes aus der Schlosskirche von Wittenberg
(»Dresdener Altar«). Das Kunstkammer-Inventar von 1658 verzeichnete bereits
118 Bilder, wenn es auch eine gezielte Sammeltätigkeit vermissen lässt. Über das Gründungsdatum der Dresdener Gemäldegalerie gehen die Ansichten der Historiker noch ein wenig auseinander, denn bereits 1707 erfolgte eine erste Aussonderung von Gemälden aus Kunstkammerbeständen - von Kunstkämmerer Tobias Beutel in Listen erfasst -, als 535 Bilder zur Ausschmückung einiger Repräsentationsräume im Dresdener Schloss ausersehen wurden (unter anderem »Der trunkene Herkules« von Rubens und die »Schlummernde Venus« von Giorgione). Im allgemeinen gilt jedoch das Jahr 1722 als das eigentliche Gründungsjahr der Gemäldegalerie, als Kurfürst Friedrich August I. bekannt als August der Starke, eine Generalinventarisation aller in seinem Besitz befindlichen Bilder anordnete und später - nicht vor 1731 - die besten Werke im - nach baulichen Veränderungen - »Stallgebäude« am Jüdenhof (von Paul Buchner 1586-1588 erbaut) vereinigen ließ. Ein weiterer Umbau erfolgte auf Geheiß Kurfürst Friedrich Augusts II. 1744-1746. Damals wurden zur Verbesserung der Beleuchtung die großen Rundbogenfenster in die Fassade gesetzt, wie sie Bellottos Vedute vom Stallhof auf dem Dresdner Neumarkt zeigt. Das von dem »Geheimen Cämmerier« Steinhäuser 1722-1728 aufgestellte Inventar ist als eine wesentliche Quelle für die Forschung noch heute im Archiv der Galerie vorhanden. Mit dieser Aktion entsprach August der Starke einer Anregung seines weit gereisten Oberhofarchitekten und späteren ersten Galeriedirektors Raymond Le Plat, da »eine Galerie zu den Anforderungen eines fürstlichen Haushalts gehöre«. Deshalb wurden in Dresden in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts sowohl die Gemäldegalerie als auch weitere spezialisierte Kunstsammlungen begründet, deren Bestände der Kunstkammer und anderen fürstlichen Kammern entstammten. (1720 Kupferstich-Kabinett, 1721-1724 Grünes Gewölbe, 1723 Einrichtung des Holländischen, später Japanischen Palais als Porzellanschloss, 1728 Antikensammlung.) Damit begann der Prozess der Auflösung der Kunstkammer, die 1831 endgültig geschlossen wurde. Bereits beim Tode Augusts des Starken im Jahre 1733 umfasste die Gemäldegalerie eine hervorragende Kollektion von Gemälden. Sie gewann jedoch erst unter seinem Sohn, Friedrich August II., als König von Polen August III. genannt, ihre Weltbedeutung. In allen Zentren des europäischen Kunsthandels (zum Beispiel in Venedig, Paris, Prag und Amsterdam) saßen sächsische Agenten und Unterhändler und kauften für den an Staatsgeschäften nicht sonderlich interessierten, jedoch von Sammelleidenschaft besessenen Herrscher, der 1733 die Regierung übernommen hatte. Eine briefliche Äußerung Ventura Rossis gibt Auskunft über deren Methoden: »Ich habe diese Gemälde mit aller Geschicklichkeit in Rom, Florenz, Bologna und Venedig erworben, obwohl es Eurer Majestät bekannt sein dürfte, wie schwer es ist, aus den ersten Sammlungen dieser Städte Werke von solcher Bedeutung loszumachen, fehlerlose Stücke mit mannigfaltigen Historien, reich an Figuren wie diese; und ich nehme die Verantwortung auf mich, dass sie unvergleichlich sind in ihrer Vollendung, Originalität und Erhaltung.« Die Fäden liefen bei dem von rücksichtslosem persönlichen Machtstreben getriebenen, zwielichtigen sächsischen Premierminister Graf Brühl zusammen, der sich - beraten von seinem Privatsekretär Carl Heinrich von Heinecken (1707-1791) als dem Betreuer der Gemäldegalerie und Schöpfer des Kupferstich-Kabinetts - selbst eine bedeutende Kunstsammlung aufbaute, die nach seinem Tode (1763) von Katharina der Großen für die Ermitage in St. Petersburg erworben wurde (1769). Die Galerie entstand als Ausdruck rücksichtslosen politischen Machtstrebens, aus dem Willen, mit fürstlichem Glanz »den Gesandten und anderen ansehnlichen Fremden recht in die Augen zu leuchten« (Brühl); sie diente der Prachtentfaltung des Hofes (nach dem Vorbild der Hofhaltung Ludwigs XIV. in Versailles), absolutistischem Repräsentationsstreben und der Selbstdarstellung absolutistischer Fürstenmacht. Ihre wirtschaftlichen Grundlagen waren vor allem die ökonomische Stabilisierung Sachsens durch den Bergbau und die drückende Steuerlast auf den Schultern des Volkes, dem die Schätze der Galerie verschlossen blieben. Zu den ersten ganz bedeutenden Erwerbungen für Dresden zählte die Venus von Giorgione, die 1699 mit 14 anderen Gemälden von dem Kunsthändler Charles Le Roy in Paris gekauft wurde. Zu den wichtigen Käufen zählten weiterhin die hundert besten Bilder der berühmten Sammlung des Herzogs Francesco III.. von Modena (1746), zu der unter anderem die vier Altarwerke Correggios, die vier von Veronese für die Familie Cuccina geschaffenen Bilder, Tizians »Zinsgroschen« und Holbeins »Bildnis des Sieur de Morette« gehörten. Unter den Beständen der 1741 durch Vermittlung des Dresdener Hofmalers Johann Gottfried Riedel angekauften Sammlung Wallenstein aus Dux (268 Bilder) befanden sich Gemälde von Vermeer van Delft, Frans Hals und van Dyck, während mit Teilen der Kaiserlichen Galerie in Prag neben der Serie der biblischen Parabel-Bilder von Domenico Fetti »Die Falschspieler« von Valentin de Boulogne und Rubens' »Wildschweinjagd« nach Dresden gelangten. In Paris konnten unter anderem Rembrandts »Selbstbildnis mit Saskia« und »Saskia mit der roten Blume«, »Merkur und Argus« von Rubens, »Pan und Syrinx« von Poussin und zahlreiche Werke von Wouwerman erworben werden. Besondere Erwähnung verdient Graf Francesco Algarotti (1712-1764), glänzender Vertreter der europäischen Aufklärung. Ihm verdankt die Gemäldegalerie großartige Erwerbungen, unter anderem Bilder von Bernardo Strozzi, Palma Vecchio, Piazetta und Sebastiano Ricci. 1746 kaufte er in Paris »Das Schokoladenmädchen« von Liotard. Um das gleiche Jahr erfolgte die einheitliche Galerierahmung, die heute noch das Bild der Säle mitbestimmt. Am Abschluss der glanzvollen, das heutige Profil der Galerie bestimmend Ankaufszeit steht die Erwerbung der Madonna di San Sisto, die so genannte »Sixtinische Madonna« von Raffael. Dieses berühmteste Bild der Galerie kam 1753/54 nach langwierigen Verhandlungen in Piacenza, erstanden für die beträchtliche Summe von 20000 Dukaten, in die sächsische Residenzstadt. Mit dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, dessen politische und ökonomische Folgen zu einer tiefen Verarmung Sachsens führten, war die Ankaufspolitik großen Stils zu Ende. Die meisten Gemälde wurden 1759 auf die Festung Königstein gebracht; ein Teil erlitt Beschädigungen. Es kennzeichnet die Rücksichtslosigkeit Augusts III., dass er unmittelbar nach dem verlorenen Kriege mit Staatsbankrott seine Sammeltätigkeit wieder aufnehmen wollte. Aber der Tod (1763) vereitelte seine Pläne. |
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2. Die Galerie Alte Meister |
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Als bedeutsame historische Zäsur für die Geschichte der Galerie erwies sich
die Errichtung des Galerieneubaues in Gestalt eines Palastes der
italienischen Hochrenaissance - deutlich abgesetzt gegen die
Zwingerarchitektur- durch den genialen Gottfried Semper (1803-1879) in den
Jahren 1847-1855. Semper, der Direktor der Bauschule an der Akademie, hatte
seine beachtlichen Fähigkeiten als Architekt schon beim Bau der Oper unter
Beweis gestellt. Er war auf Empfehlung Schinkels 1834 nach Dresden berufen
worden. Als 1848 die bürgerliche Revolution aufflammte und 1849 in Dresden
zu dem bewaffneten Maiaufstand führte, stand Gottfried Semper wie Richard
Wagner auf der Seite der Patrioten. Beide wurden von der Reaktion als
»Hochverräter« steckbrieflich verfolgt. Semper musste nach England
emigrieren, von wo aus er die Fortführung der Arbeiten am Galeriebau in
selbstloser Weise anleitete. Erst 1863 konnte er nach Deutschland
zurückkehren. Die Einrichtung der Galerie von 1855 beließ das Prinzip barocker Hängung; es fanden 2200 Bilder Platz. Gottfried Sempers Galeriebau innerhalb des Zwingerensembles gehört zu den Pionierleistungen der Museumsarchitektur seiner Zeit. Eingerichtet worden war der Neubau Sempers von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872). Er und auch sein Nachfolger Julius Hübner (1806-1882) gehörten als Professoren der Dresdener Kunstakademie zu jenen »Maler-Direktoren«, wie man ihnen im mittleren 19. Jahrhundert vielerorts im Museumswesen begegnet. Erst mit Karl Woermann (1847-1933) übernahm die Galeriedirektion ein Kunstwissenschaftler (seit 1882). Seiner Tätigkeit ist vor allem ein umfassender kritischer Gesamtkatalog (1. Auflage 1887) zu danken, der noch heute die Grundlage für jede weitere Bearbeitung der Bestände bildet. Bei der systematischen Sichtung der Gemälde kam es zu zahlreichen Neuzuschreibungen, während in anderen Fällen manch klingender Künstlername aufgegeben werden musste. Das aber wirkte sich auf das Gesamtbild der Galerie nur vorteilhaft aus. Auch um die Pflege und Erhaltung der Bilderbestände hatte man sich damals zu kümmern begonnen. Im Jahre 1836 wurde ein »Galerie-Comite« (später »Galerie-Kommission« genannt) gegründet, das sich unter anderem auch mit Fragen der Konservierung und Restaurierung befasste. Schon vorher, im Jahre 1826, war der Italiener Palmaroli nach Dresden gerufen worden, um eine Reihe bedeutender Werke, darunter die Sixtinische Madonna von Raffael, zu restaurieren. Er unterzog sich der Aufgabe mit viel Geschick und Können und nahm sich außerdem des Nachwuchses an, so dass dank seines Wirkens in der Folgezeit am Ort eine selbständige restauratorische Pflegestätte entstehen konnte. Bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts besaßen nur die kurfürstliche Familie, der Hofstaat und wenige Auserwählte das Recht, die Werke der Galerie zu besichtigen. Selbst Johann Joachim Winckelmann kostete es viel Mühe, sich Zutritt zu verschaffen. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekamen auch ausländische Reisende und Fremde gegen »gutes Trinkgeld« die Möglichkeit, die Galerie zu besuchen. In dieser Zeit wurde auch der erste Katalog aus der Feder von Riedel und dem Inspektor des Kupferstich-Kabinetts, Wenzel, - dem Bildungsbedürfnis »oberer Klassen« entsprechend - in französischer Sprache gedruckt (1765), 1771 folgte die erste deutsche Ausgabe. Obwohl die Umwandlung Sachsens vom Städtestaat in eine konstitutionelle Monarchie (1831) die Verstaatlichung der Galerie brachte, war noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts dem einfachen Volk, den Bauern, Handwerkern und Arbeitern, der Zugang zu den Kunstschätzen im Grunde verwehrt, denn eine Bekanntmachung von 1839 verwies darauf, dass die Galerie nur werktags von 9-1 Uhr für »anständig Gekleidete« geöffnet sei. Diese Anordnung kam also nur wohlhabenden Bürgern und Pensionären zugute. Die Gemäldegalerie Neue Meister wurde als selbständiges Institut erst 1931 aus der Gemäldegalerie Alte Meister herausgelöst, obgleich ihr der Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister auch weiterhin - bis 1945 - vorstand. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges verhinderte einen geplanten Neubau. Vor dem zweiten Weltkrieg waren die Werke der neuen Abteilung (seit 1925) zunächst im Palais an der Parkstraße und seit 1931 in der Secundogenitur auf der Brühlschen Terrasse untergebracht. Hier konnten die Werke des 19. Jahrhunderts vorbildlich angeordnet werden. Die Bilder der Impressionisten und Nachimpressionisten, die in Dresden durch die Internationale Ausstellung des Jahres 1926 bekannt und auch in größerer Anzahl für die Galerie angekauft worden waren, fanden Unterkunft in den jetzigen Räumen des Historischen Museums im östlichen Erdgeschoß des Semperbaues. Zwischen 1946 und 1965 nahm Schloss Pillnitz die Galerie provisorisch auf. 1959 wurde eine selbständige Direktion unter der Bezeichnung Gemäldegalerie Neue Meister gegründet. Seit ihrem Einzug in die hellen Oberlichtsäle des Albertinums (20. Oktober 1965) kommen die Meisterwerke der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, ergänzt durch ausgewählte Beispiele der Bildhauerkunst beider Jahrhunderte aus dem Bestand der Skulpturensammlung, zu schönster Wirkung. Damit können erstmalig in der Geschichte der Galerie die Besucher mit der Kunstentwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts in geschlossener Weise vertraut gemacht werden. Die Gemäldegalerie Neue Meister entstand - zunächst als Abteilung für die Kunst des 19. Jahrhunderts der Gemäldegalerie Alte Meister - unter dem Druck bürgerlichdemokratischer Bildungsbestrebungen, unter dem Einfluss der bürgerlichen Revolution von 1848/49. Ihre Gründung ist eng mit dem Wirken des sächsischen Politikers Bernhard August von Lindenau (1779-1854) verbunden. Er initiierte die erste sächsische Verfassung und die für das 19. Jahrhundert progressive Städteordnung. Als Kabinettsminister (seit 1830) musste er 1843 seinem Gegner, dem reaktionären Politiker von Könneritz, weichen. Sein Ruhegehalt stellte er zur Förderung von Kunst und Wissenschaft zur Verfügung, ein Teilbetrag davon entfiel auf Ankäufe für die Gemäldegalerie. Der Stiftung Lindenaus schloss sich 1848 der Akademische Rat an - ein Gremium, dem außer der Kunstakademie auch die Gemäldegalerie unterstand. Er verfügte, dass künftig die Hälfte des Reinertrages aller akademischen Ausstellungen dem Ankauf von Kunstwerken für die Galerie zur Verfügung gestellt werden sollte. Als Richtlinie für die Erwerbungen galt, dass Werke »vaterländischer, zumeist noch lebender Künstler« den Galeriebestand bereichern sollten. Der Begriff »vaterländisch« ist in diesem Zusammenhang als »sächsisch« zu verstehen. Erst unter Leitung des Kunstwissenschaftlers Karl Woermann (ab 1882) wurde die Enge der Ankaufspolitik zugunsten einer weitsichtigen Zielstellung für das künftige Profil der Galerie durchbrochen. Die Entwicklung der Bestände kann im Rahmen dieser Einführung nicht im einzelnen umrissen werden. Nach einer wechselvollen Geschichte bietet die Gemäldegalerie Neue Meister heute fünf große Sammlungsbereiche, die kontinuierlich ausgebaut und in ihrem Profil zunehmend präzisiert werden:
Venezianischer Saal vor dem II. Weltkrieg
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3. Der Wiederaufbau der Sammlung nach 1945 |
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Der Wiederaufbau des Zwingers nach 1 |
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Der von Deutschland entfesselte zweite Weltkrieg brachte die Dresdener Kunstschätze in höchste Gefahr. Bereits wenige Tage nach Ausbruch des Krieges 1939 erfolgte die endgültige Räumung der Gemäldegalerie und des Kupferstich-Kabinetts. Auf Drängen der wenigen verbliebenen Museumsfachleute begann in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 die Auslagerung der Kunstwerke unter der ständigen Bedrohung des verstärkten Luftkrieges in 45 verschiedene Orte Sachsens (Rittergüter und Schlösser). Als im barbarischen Bombenhagel des militärisch bedeutungslosen anglo-amerikanischen Luftangriffs vom 13. Februar 1945 mehr als 35000 Menschen einen sinnlosen Tod starben, als die historisch geprägte Innenstadt auf einer Fläche von 15 km2 völlig vernichtet wurde, sanken mit anderen weltberühmten Bauwerken auch die Gebäude der Museen in Schutt und Asche. Beim Großangriff auf Dresden verbrannten am 13. Februar 42 großformatige Gemälde im Dresdener Schloss und 154 Gemälde in einem Möbelwagen am Terrassenufer. Als sich der Krieg den Grenzen Deutschlands näherte und die Sowjetunion in wuchtigen Schlägen die Kriegsmaschinerie Nazideutschlands zerschlug, gaben die Naziführer Anfang 1945 den verbrecherischen Befehl, alle östlich der Elbe ausgelagerten Bestände mitten im Winter in Depots westlich der Elbe zu transportieren. Die bis dahin einigermaßen ordnungsgemäß gelagerten Kunstwerke kamen nun in völlig unzureichende Unterkünfte, wie in das Kalkbergwerk von Pockau-Lengefeld oder in den Tunnel des Rottwerndorfer Sandsteinwerkes. Damit waren die Gemälde und anderen Kostbarkeiten der Sammlungen dem Verderb preisgegeben. Ein weiteres Ziel der braunen Machthaber galt dem Bestreben, die Kunstwerke für spekulative Nachkriegsgeschäfte beiseite zu schaffen und sie dem Zugriff der sowjetischen Truppen zu entziehen. Der oberste Naziführer in Sachsen, Martin Mutschmann, befahl sogar kurz vor seiner Flucht, die Meisterwerke der Galerie in die Luft zu sprengen. Das bestätigte der ehemalige Regierungsdirektor Arthur Graefe, der als Leiter der Abteilung Kunst und Kultur in der nazistischen Landesregierung Sachsens Mutschmann direkt unterstand, in einer 1954 in Stuttgart veröffentlichten Artikelserie. 206 Bilder der Gemäldegalerie fielen den Kriegshandlungen unmittelbar zum Opfer. Der 1963 von Dr. Hans Ebert herausgegebene Verlustkatalog der Dresdener Gemäldegalerie verzeichnete weitere 507 vermisste Werke, deren Schicksal noch ungewiss ist. Dank intensiver Fahndungsarbeiten war es möglich, einige Bilder davon zu ermitteln und dem Sammlungsbestand wieder einzufügen. Auch die anderen Kunstmuseen haben im Kriege empfindliche Verluste erlitten, nachdem bereits im Jahre 1937 die nazistische Aktion »Entartete Kunst« der Gemäldegalerie (Neue Meister), dem Kupferstich-Kabinett und der Skulpturensammlung insgesamt 437 Werke entrissen hatte, (darunter von Otto Dix, Emil Nolde, Carl Hofer, Oskar Kokoschka, George Grosz, Conrad Felixmüller, Karl Schmidt-Rottluff und anderen Künstlern der bekannten Gruppe »Brücke«, von Lyonel Feininger, Paul Klee, Erich Heckel, Ernst Barlach, Lovis Corinth, Max Liebermann, Wilhelm Lehmbruck, Gerhard Marcks u. a.). Inschrift Chanutin "Museum geprüft - keine Minen" In der 250 jährigen
Geschichte der Gemäldegalerie Alte Meister ist das Jahr 1945 die
entscheidende historische Zäsur: Mit tiefer Dankbarkeit erinnern wir uns der
Rettungstat der sowjetischen Truppen, die die Bilder der Dresdener
Gemäldegalerie und die anderen Kunstschätze inmitten der Wirren der letzten
Ereignisse des zweiten Weltkrieges im Mai 1945 der Vernichtung entrissen und
damit der Menschheit bewahrten. Die in russischer Sprache geschriebene
Inschrift am Durchgang der Gemäldegalerie erinnert an jene bewegten Tage im
Monat der Befreiung vom Faschismus und ist für uns ein schlichtes, immer
wieder zum Nachdenken anregendes Denkmal der deutsch-sowjetischen
Freundschaft: »Das Museum wurde geprüft, keine Minen, geprüft von Chanutin«. |
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4. Die Gemäldegalerie |
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