Die Riesensee-Anemone
Zweifellos ist sie eine der eindrucksvollsten Pflanzen: die
Riesenseerose Victoria, deren Blätter mit hochgewölbtem Rand bis über 3
m Durchmesser erreichen können.
"I am amused" sagte Queen Victoria, als diese wunderbare Pflanze 1833
nach ihr benannt wurde - gerade 12 Jahre vor ihrem Besuch in Bonn
anlässlich der Einweihung des Beethoven-Denkmals am 12.08.1845. Es gibt
zwei Arten: V. amazonica, (früher V. regia) im Amazonas und seinen
Nebenflüssen und die etwas kleinere V. cruziana vom Flussgebiet des Rio
Paraná mit höher aufgewölbten Blatträndern.
Die riesigen Blätter sind perfekte Leichtbaukonstruktionen und können
bis 80 kg Gewicht tragen - mehrere Babys können auf ein solches Blatt
gesetzt werden. Im 19. Jahrhundert waren sie das biologische Vorbild für
technische Leichtbaukonstruktionen (z.B. der Kristallpalast in London).
Victoria löste ein wahres Fieber aus: viele Gärten bauten eigene
Victoria-Häuser, in Bonn existierte ein solches Rundhaus bis 1920. Die
Blüten von Victoria öffnen sich mit Einbruch der Dämmerung, sie sind
weiß und locken Käfer an, die sie in eine Luftkammer zur Bestäubung
fangen. Am folgenden Tag schließen sie sich und die Käfer werden häufig
mit unter Wasser gezogen. In der zweiten Nacht öffnen sie sich noch
einmal, sie sind diesmal rosa gefärbt, und entlassen ihre Bestäuber. |

Kristallpalast
London
Erste Weltausstellung 1851, London - “I don’t say there is nothing in
it: there’s too much.” Charles Dickens über die Weltausstellung in einem
Brief an Mrs. Richard Watson, 11 Juli 1851
Schon im Jahr 1845 hatte sich in London aus der dortigen Society of
arts heraus eine Kommission für eine technische und kunsthandwerkliche
Leistungsschau des Vereinigten Königreichs gebildet. Dieser Plan wurde
zu einem alle Völker der Erde umfassenden erweitert und nach Überwindung
mancher Schwierigkeit 1851 zur Ausführung gebracht. Anfangs hatte man
gegenüber dem Unternehmen selbst in England große Gleichgültigkeit
gezeigt, aber dennoch betrug die Zahl der Aussteller 17.062, von denen
auf England mit Kolonien 7.387, auf Frankreich 1.710, auf Preußen 872,
Sachsen 190, Württemberg 109, Bayern 99, auf Österreich 731, Nordamerika
499 kamen. Die deutsche Industrie legte den Schwerpunkt auf: Buchdruck,
Steindruck, Typengießerei, Instrumente, Glaswaren und Porzellan. Neu wie
die Ausstellung selbst, war das zu ihrer Aufnahme bestimmte Gebäude, der
sogenannte Kristallpalast (1936 abgebrannt), von Joseph Paxton ganz aus
Glas und Eisen errichtet und selbst ein Ausstellungsobjekt, das diese
beiden Materialien erstmals in dieser Form kombinierte. Durch die
Ausstellung wurde ein finanzieller Überschuss von 173.298 Pfund
erwirtschaftet: den Ausgaben von 339.334 standen Einnahmen von 512.632
Pfund gegenüber. |