Gardening history menue Letztmalig dran rumgefummelt: 10.03.19 18:08:59

Die Methode, der Deutschen Abwehr sowie dem B-Dienst Plaintext unterzuschieben, bezeichnete die Englische Funkaufklärung als "Gardening" - also "Gartenpflege". Hierzu wurden an absichtlich militärisch vollkommen unwichtigen Punkten Minen abgeworfen, welche deutsche Fernaufklärer selbstverständlich finden und melden sollten. Klar war auch, dass diese Meldung chiffriert wurde, und zwar mit den Tageseinstellungen der jeweiligen Chiffriersysteme - eine glasklare Plaintext-Kompromittierung.
1. Zur Geschichte
2. Technischer Hintergrund
3.... durch "Gardening" gewinnt man "Cribs" ...
4. Beispiele
5. Die historischen Quellen

Bletchley-Park

ENIGMA

Gardening

inhaltlich auf korrektem Stand - evtl. partiell unvollständig ;-)

Informatik-Profi-Wissen

Quellen:


1. Zur Geschichte history menue scroll up

Angenommene bzw. wahrscheinliche Stellung von Plaintext in einem Ciphertext. Funksprüche auch auf der untersten Führungsebene wurden auf deutscher Seite mit "Heil Hitler" oder "Sieg Heil" gezeichnet - und das an extrem markanter Stelle. Luftwaffe und Marine gaben in den ersten Sprüchen des Tages den Wetterbericht durch - an markanter Stelle war also das Wort "Wetter" enthalten. Damit war der Ciphertext faktisch immer kompromittiert.

       
       


3. ... durch "Gardening" gewinnt man "Cribs" ... history menue scroll up
Weil es ihnen an Cribs fehlte, entwickelten die Codeknacker eine Methode, die sie als »Gärtnern« (Gardening) bezeichneten und die Rolf Noskwith von Baracke 8 wie folgt beschrieb: »Die RAF warf an bestimmten Stellen in der Nordsee Minen ab, so dass die Minenwarnung der Deutschen uns als Crib diente. Die Stellen waren sorgfältig ausgewählt, um bestimmte Ziffern, wie insbesondere 0 und 5, zu vermeiden, für die die Deutschen unterschiedliche Buchstaben benutzten.«
Als an Bord eines weiteren deutschen Schiffes vor den norwegischen Lofoten die »Dolphin«-Schlüsseltabellen für Februar 1941 erbeutet wurden, konnte
Turing, der von seinen Kollegen in Baracke 8 »der Prof« genannt wurde, im Laufe der folgenden Monate eine Reihe von Meldungen entschlüsseln.
Die mit der Marine-ENIGMA befaßten Kryptoanalytiker hatten das besondere Problem, dass die erbeuteten Schlüsselunterlagen häufig völlig durchnässt waren und sich aufzulösen drohten. Glücklicherweise war der für die erbeuteten Dokumente zuständige Lieutenant-Commander Geoffrey Tandy früher Direktor des Natural History Museum gewesen und hatte Zugang zu besonderen Materialien, die zur Konservierung alter Dokumente verwendet wurden. Seine Anwesenheit war nur einem glücklichen Zufall zu verdanken: Er war Experte für Kryptogame - Sporenpflanzen wie Moose, Farne, Algen und Pilze, und also nicht, wie der rekrutierende Offizier zweifellos angenommen hatte, für Kryptogramme - verschlüsselte Meldungen.
Etwa zur gleichen Zeit, als das Schlüsselmaterial vor den Lofoten erbeutet wurde, entdeckten die Codeknacker, dass bestimmte mit ENIGMA verschlüsselte Meldungen auch im sogenannten »Werftschlüssel« gesendet wurden, einer weniger aufwendigen Handverschlüsselung, die sich als wichtige Quelle von Cribs erwies. Aber noch immer konnte die Marine-ENIGMA nicht kontinuierlich entschlüsselt werden. Man suchte weiter nach einem »raffinierten Plan«, um endlich das Material zu erbeuten, das Turing und seinem inzwischen durch Hugh Alexander von Baracke 6 verstärkten Team zum Durchbruch verhelfen würde.
Dieser gelang, als Hinsley auf den Funkverkehr zwischen den deutschen Wetterschiffen und dem Festland stieß. Die beiden nördlich von Island und im Mittelatlantik stationierten Wetterschiffe hatten dieselbe ENIGMA-Ausrüstung an Bord wie alle anderen Schiffe, die ENIGMA benutzten, waren jedoch sehr viel verwundbarer für einen Überfall zur Erbeutung des Materials. Ebenso wichtig war der Umstand, dass die Wetterschiffe dieselben Meldungen sowohl in »Dolphin« als auch im sogenannten »Wetterkreuzschlüssel« der deutschen Marinemetereologen sendeten. Der Wetterschlüssel war viel leichter zu knacken, was den Briten während des gesamten Krieges wertvolle Cribs verschaffte.
Anfang Mai wurde das deutsche Wetterschiff München aufgebracht, und die Tagesschlüssel für Juni erbeutet. Einige Tage später erbeuteten die Briten weiteres Material, als sie U-110 vor Island zum Auftauchen zwangen. Von einem weiteren, Ende Juni gekaperten Wetterschiff erhielt Baracke 8 die Tagesschlüssel für Juli. Dank der erbeuteten Tagesschlüssel konnten Turing und seine Mitarbeiter die Meldungen von Juni und Juli lesen. Ab Anfang August hatten sie dieses Hilfsmittel nicht mehr. Doch sie hatten in den vergangenen zwei Monaten ein Archiv von Cribs aufgebaut und gewannen ständig neue Cribs aus den deutschen Wettermeldungen, durch »Gärtnern« und durch ein »Banburismus« genanntes Verfahren, so dass sie »Dolphin« oder »Heimische Gewässer« bis zum Ende des Krieges entziffern konnten.  Weiter hier ...


4. Beispiele history menue scroll up

 
 


5. Die historischen Quellen history menue scroll up

 
 


6. Verwandte Themen history menue scroll up
Da monoalphebetische Chiffren die Mutter alles Verschlüsselungstechniken waren, sind sie zu faktisch jedem Bereich der Kryptologie verwandt. Und da via Computer die Kryptologie auch etwas mit Binärmustern zu tun hat, gibt es auch ein reizvolles Verhältnis zur Logik.

der Marine-M4-ENIGMA-Code: TRITON

Angriff auf den ENIGMA-Chiffre: Projekt Shark

hier das Entschlüsseln eines Radiotelegramms (Funkspruch) - letzter Rundspruch des Großadmirals Dönitz vom 30.4.45

Maximen der Kryptologie

 

Kisses

Cillies

Security Blunders

Bunbury-Streifen

Cypher-Attack

Depth - Einbrüche in Chiffre und Maschinen



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© Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium Flöha © Frank Rost am 9. November 2011 um 19.28 Uhr

... dieser Text wurde nach den Regeln irgendeiner Rechtschreibreform verfasst - ich hab' irgendwann einmal beschlossen, an diesem Zirkus nicht mehr teilzunehmen ;-)

„Dieses Land braucht eine Steuerreform, dieses Land braucht eine Rentenreform - wir schreiben Schiffahrt mit drei „f“!“

Diddi Hallervorden, dt. Komiker und Kabarettist