Zeitgeberschaltkreis E355D history menue Letztmalig dran rumgefummelt: 24.09.12 10:39:08
Aus DDR-Produktion sind dem Elektronikamateur noch die beiden Altgesellen der Zeitgebertechnik neben dem B555 gut vertraut. In der Hoffnung, diese auch noch bei Harald in der "Ramschkiste" zu finden bin ich nicht enttäuscht worden - und so liegen noch mindestens 5 Exemplare auf Eis - und: dies könnte auch anderen so gehen. Aber was tun - die Unterlagen zu diesem Wahnsinnsteil sind lange verschütt' also mal tief in den Literaturfundus geschaut, und siehe - wir haben ihn gefunden, und zwar ganz ausführlich ;-)

  1. Zeitschaltkreis E355D
  2. Funktion
  3. Kenndaten
  4. Einstellbare Funktionen
  5. Fremdsteuerung
  6. Einsatzbeispiele E355D
  7. Verwandte Themen

die Elektronikseiten

E355D im Übersichtsschaltbild

inhaltlich auf korrektem Stand - evtl. partiell unvollständig ;-)

Wissen für Fortgeschrittene der Informatik

Informatik-Profi-Wissen

Quellen:

Mikroelektronik für Praktiker S. 196 ff.


1. Zeitschaltkreis E355D history menue scroll up
Der Einsatzbereich dieser beiden Typen beginnt vorwiegend dort, wo der B555D nicht mehr sinnvoll ohne nachfolgende Teiler betrieben werden kann. Da sich D355D und E355D im wesentlichen nur im Einsatztemperaturbereich unterscheiden, wird im folgenden stellvertretend nur der E355D genannt. Auf ihn beziehen sich alle mitgeteilten Schaltungen; sie sind mit Exemplaren realisiert worden, deren Fertigungszeitraum bis maximal 1982 reicht. Hinweise zum im Fachbereichsstandard gestatteten größeren Wertespielraum finden sich an den geeigneten Stellen dieses Abschnitts. Die Komplexität des E355D (Integrationsgrad 3) erklärt, dass bei einigen der im Gebrauchswert recht interessanten Schaltungen Empfehlungen zu Modifikationen bei möglichem abweichendem Verhalten neuerer Fertigungsserien gegeben werden.

Der Vorzugszeitbereich des E355D liegt zwischen Minuten und Stunden. Eine zusätzliche Expansion bis in den Zeitraum von mehr als einem Monat gestattet die Kombination mit einem E351D, der im entsprechenden Abschnitt behandelt wird. Vorausgesetzt werden muss dabei allerdings bezüglich der Stromversorgung störungsfreier Betrieb, da Informationen über Zwischenzustände nur mit höherem Aufwand abgeleitet werden können. Der E355D hat folgende Hauptmerkmale:

  • in 7 Funktionen programmierbarer Zeitschaltkreis

  • Zeitbereich von 0,1 s bis 10 min in der Hauptfrequenzlage

  • Erweiterung auf Zeiten bis zu 40 Tagen (Hauptfrequenzlage) durch Verknüpfen mit Teilerschaltkreis E351D

  • in weiten Temperatur- und Betriebsspannungsgrenzen stabile Frequenz des Oszillators und damit stabile Verzögerungszeit

  • durch I2L-Technologie, gemessen am Funktionsumfang, kleiner Energiebedarf (ICC max = 17 mA)

  • bei 5 V Betriebsspannung TTL-kompatibel

  • Open-collector-Ausgänge

  • einfache Außenbeschaltung (RC-Glied)

  • Frequenz-Feinstellmöglichkeit mit Potentiometer

  • Schaltausgang mit 50 mA belastbar, Sperrspannung bis 14,5 V

a) E355D im Übersichtsschaltbild

b) E355D im Logiksymbol


2. Funktion history menue scroll up
Bild oben links zeigt das Übersichtsschaltbild des E355D. Die zahlreichen Funktionsblöcke lassen sich in folgende Gruppen ordnen:
  • Oszillator
  • Start-, Zeitbereichs- und Programmier-Eingangsverstärker
  • Verknüpfungs- und Steuerlogik
  • Teiler 210 : 1 mit Ausgangsstufe A
  • Teilerstufen 10:1, 10:1, 6:1 mit Ausgangsstufen B, C, D Schalt- und Setzausgangsstufen
  • Stromversorgung für I2L-Bedingungen (< 3 V).

Zur Unterstützung der folgenden Beschreibung wird das Logiksymbol des E355D herangezogen (Bild oben rechts).

Oszillator: Das Prinzip dieses „Komparatoroszillators" lässt sich mit dem des B555D vergleichen. Die Ableitung der Bezugsspannungen von einem internen Spannungsteiler (UCC/3, 2 UCC/3) ergibt wieder die weitgehende Unabhängigkeit der Frequenz von Änderungen der Betriebsspannung UCC. Der invertierende Eingang des unteren und der nicht invertierende Eingang des oberen Komparators sind zum Triggereingang TT zusammengefasst. Dort wird der frequenz- und damit zeitbestimmende Kondensator C angeschlossen. Er lädt sich über RA + RB auf. Seine Entladung bei 2 UCC/3 über RB steuert das im Bild 1a nicht näher dargestellte Flipflop über den Entladetransistor (Anschluss DC, "discharge").
Berechnung. Mit den gleichen Betrachtungen wie beim B555D gilt für die Frequenz unter Nennbedingungen (also exakt auf UCC/3 und 2 UCC/3 geteilter Betriebsspannung an den Komparatoren)

Vom Schaltkreis her gesehen hat diese Frequenz den niedrigen Temperaturkoeffizienten von nur 0,015 %/K.
Da über RA + RB aufgeladen, aber nur über RB entladen wird, ist die L-Zeit der Impulse kleiner als die H-Zeit, siehe Bild 1b, c.
Hinweis. Vom Anschluss DC aus kann, wie für eine Gruppe von Anwendungen nützlich, die Oszillatorfrequenz bei Bedarf einer Trennstufe zugeführt werden. Sofern sie im Tonfrequenzbereich liegt, steht dadurch ein Signalton zur Verfügung, der von den Ausgängen des E355D gesteuert werden kann. Wie man sich mit Bild 1a leicht überzeugen kann, bildet ein an DC angeschlossener Lastwiderstand RL allerdings in der H-Phase mit RA einen Spannungsteiler, der zu einer von der Rechnung abweichenden Frequenz führt. Aufgeladen wird in diesem Fall, von UCC aus gesehen, nach RB nicht mit einem Innenwiderstand der Größe RA, sondern mit einer Parallelschaltung RA || RL bei kleinerer Ersatz-Urspannung. Bei präzisen Forderungen an entsprechende Schaltungsbeispiele ist dieser Umstand zu berücksichtigen.

Bild 1 - Oszillatorteil des E355D a) Mindestbeschaltung b) Spannungsverlauf an TT c) Spannungsverlauf an DC

Ausweg: Man schließt aus den genannten Gründen eine Verstärkerstufe über eine Trenndiode mit Katode an Anschluss DC und speist die Basis dieser Stufe über einen eigenen Widerstand von Plus her. L an DC sperrt die Stufe, wenn vor deren Basis noch eine Potentialausgleichdiode angebracht wird. Von dieser Möglichkeit wird in einigen Anwendungen des E355D Gebrauch gemacht. Bei derartigen Lösungen muss lediglich dafür gesorgt werden, dass der Wert UCC/3, bis zu dem C entladen wird, größer bleibt als das über die Koppeldiode von der Verstärkerstufe her an Anschluss DC gelangende Potential. Das ist aber i. allg. gewährleistet.
Abgleich. Am mit CV bezeichneten Kontrollspannungsanschluss darf beim E355D mit einem externen Potentiometer der Nennwert von 2 UCC/3 zu Abgleichzwecken verändert werden. Der zulässige Bereich erstreckt sich allerdings nur von 0,6 UCC bis 0,75 UCC (Bild 2). Für den Kehrwert der sich dabei ergebenden Frequenz gilt dann

(Dies ist nur eine andere Darstellung der beim B555D aufgestellten Gleichung.) Auch bei freiem Anschluss CV wird ein Kondensator gegen Masse empfohlen. Zusammen mit dem inneren und (wenn vorhanden) dem äußeren Spannungsteiler soll er möglichst eine Zeitkonstante ergeben, die der des Oszillators entspricht. Ohne äußeren Teiler heißt das

(RCV ist der Innenwiderstand des internen Spannungsteilers am Punkt CV, Nennwert 3,3 kΩ)

Auf diese Weise werden Störspannungen von der Betriebsspannung her optimal kompensiert. Eine weitere Empfehlung mit dem gleichen Ziel lautet, möglichst RA sehr viel kleiner RB zu wählen, selbstverständlich im Rahmen der weiter unten genannten Grenzen. Das hat zudem noch 2 Vorteile:

  • die L-Zeit nähert sich der H-Zeit

  • die Frequenzbeeinflussung durch einen Lastwiderstand an DC wird geringer

Frequenzfehler: Die tatsächliche Frequenz und ihre Änderungen werden durch Toleranzen und zeitliche sowie thermische Abhängigkeiten von C, RA und RB sowie durch die realen Schaltkreiseigenschaften (vor allem Teilerwerte) bestimmt. Entsprechende Betrachtungen sind bereits beim B555D enthalten.

Bild 2 - Oszillatorabgleich bei Bedarf

Bild 3 - Mit dem E355D erreichbare Frequenzen bzw. Verzögerungszeiten

Zulässige Bereiche: Für die Bauelemente des Oszillators gelten die Grenzen 1 nF C 10 µF; 1 kΩ  ≤  (RA, RB) 1 MΩ mit den folgenden weiteren unteren Grenzen für RA + 2 RB bei bestimmten C-Werten: 1 nF/13,7 kΩ; 1,5 nF/9,2 kΩ; 2,2 nF/6,2 kΩ; 3,3 nF/4,2 kΩ; 4,7 nF/2,9 kΩ. Andernfalls wird f0 > 105 kHz, so dass die herstellerseitig garantierte obere Grenzfrequenz überschritten wird. Die für bestimmte Bauelementekombinationen zu erwartenden Frequenzen bzw. Verzögerungszeiten am Ausgang gehen aus Bild 3 hervor. Das Bild enthält bereits die vom Digitalteil des E355D ermöglichten Zeiterweiterungen.

Frequenzteiler: Die am Entladetransistor auftretenden Schaltimpulse von Oszillatorfrequenz werden einer Torschaltung zugeführt. Die Teilerstufen beginnen erst dann auf Grund dieser Impulse zu kippen, wenn dieser Vorgang über den Eingang ISt freigegeben wird. Die Oszillatorfrequenz wird zunächst um 210 : 1 geteilt. Damit steht am Ausgang OA 1/1024 von f0 zur Verfügung. Außer zusammen mit dem Zeitbereichseingang IT, mit dem wahlweise OA oder OB, OC oder OD verbunden werden kann, erfordert die Nutzung dieser Frequenz einen Pull-up-Widerstand nach Plus. Außer beim Programm „Teilerüberbrückung", das vor allem für Testzwecke gebraucht wird, erhält die nächste Stufe f0/1024. Sie teilt diese Frequenz auf 10 : 1 und führt das Ergebnis einer weiteren 10:1-Stufe zu. Von ihr aus wird nochmals 6 : 1 geteilt. Die Ergebnisse dieser Teilungen stehen an den Ausgängen OB, OC und OD. Verbindet man einen dieser Ausgänge mit IT, so beginnt der E355D ab Start den dem jeweiligen Programm entsprechenden Ablauf. Der Setzausgang OS wird dabei hauptsächlich erst zusammen mit dem Erweiterungsschaltkreis E351D interessant. An den Ausgängen ORs und ORs dagegen steht der dem gewünschten Programm entsprechende Pegel für die eingestellte Zeitdauer zur Verfügung. Näheres dazu folgt im entsprechenden Abschnitt.
Weitere Eingänge. Am Anschluss CB wird ein externer Kondensator gegen Masse angeschlossen, der Prellerscheinungen des Steüerkontakts an ISt unterdrückt. Über die Eingänge IA, IB, IC kann die gewünschte Funktion programmiert werden. Die erforderlichen Anschlüsse sind dabei an Masse zu legen. Erst danach darf gestartet werden.
Setzen, automatischer Start: Folgt man der eingangs gewählten funktionellen Einteilung des E355D, so gehört dieser Schaltungsteil zur Verknüpfungs- und Steuerlogik. Damit beim Einschalten der Betriebsspannung UCC alle Flipflops gesetzt werden (die Ausgangsstufen außer OS sperren dann), darf UCC lediglich nicht schneller als 50 mV/µs steigen. Die Forderung erfüllt bereits ein Kondensator von 47 bis 100 PF zwischen UCC und Masse, wenn für einen Innenwiderstand der anzulegenden Betriebsspannungsquelle von wenigen Ohm gesorgt wird. Starten ist möglich, sobald der zunächst entladene frequenzbestimmende Kondensator erstmals 2 UCC/3 erreicht hat. Automatischer Start bei Einschalten der Betriebsspannung - für manche Einsatzfälle gefordert oder wünschenswert - setzt voraus, dass ISt vor Einschalten bereits mit Masse verbunden ist. Eingriff in einen laufenden Vorgang, also Setzen von Hand, lässt sich durch kurzes Absenken von CV erreichen. Am Ende dieses negativ gerichteten Setzimpulses (also CV an Masse legen) startet der Schaltkreis neu, wenn ISt zu diesem Zeitpunkt noch an Masse liegt.
Ausgangsstufen: Die Teilerausgänge sind vorzugsweise für die Selbststeuerung des Schaltkreises je nach Zeitbereich vorgesehen (Verbinden des gewünschten Ausgangs mit IT). Sie sind jedoch mit 4 mA gegen Masse belastbar, was einen großen Spielraum für weitere Anwendungen schafft. Ausgang OA erlaubt sogar 20 mA und kann daher u. a. zur Kontrolle des Taktes (an dieser Stelle bereits 210 : 1 geteilt) über eine Leuchtdiode benutzt werden. Zur besseren Beurteilung des Verhaltens der Ausgänge zeigt Bild 4 typische Sättigungskurven. ORs ist der eigentliche Schaltausgang. Dort lässt sich z. B. ein 12-V-Relais mit 50 mA Betriebsstrom anschließen. Dabei die Freilaufdiode gegen zu hohe Sperrspannung nicht vergessen; Anode an ORs, Katode an UCC. Wie sich auch Ausgang ORs für Schaltzwecke nutzen lässt, zeigen die Beispiele im Bild 5.
Man beachte: Ausgang ORs darf bis zu 14,5 V Sperrspannung erhalten; für die anderen Ausgänge gelten maximal 8 V! In Verbindung mit den Wirklinien des Übersichtsschaltbildes lassen sich aus Bild 6 die Reaktionen der einzelnen Ausgänge im Betrieb erkennen. Zwischen den 7 möglichen Programmierungen bestehen dabei noch Unterschiede, die in diesem Bild nicht erkennbar sind. Die wichtigste Abweichung zu Bild 6 besteht darin, dass in der Funktion „astabiler Multivibrator" ORs und ORs bereits nach einer halben Periode ihren Zustand wechseln, in den anderen Betriebsfällen jedoch erst am Ende der mit tV bezeichneten Aktivzeit. Bild 6 liefert u. a. folgende Aussagen:
  • die Ausgänge reagieren erst nach einem HL-Startimpuls an Eingang ISt (kann mit dem Einschalten von UV verknüpft sein!).
  • von OS nach OD sind zunehmend Laufzeiten zu beachten, die in bestimmten Schaltungslösungen spezielle Effekte bringen können.

  • alle Teilerausgänge gehen bei Start auf L, also vom gesperrten Zustand in den durchgeschalteten über.

  • in der gezeigten Betriebsart wird OS dagegen jetzt gesperrt, während ORs und ORs (invers zueinander) sich je nach Programmierung verhalten.

  • der mit IT verbundene Ausgang (hier OA) muss eine volle Periode ausführen, bevor tV abgelaufen ist.

  • die folgenden Ausgänge verhalten sich im gezeigten Modus wie ORs, jedoch diesem gegenüber verzögert.

  • der IT steuernde Ausgang führt darum am Ende für kurze Zeit nochmals L.

Bild 4 - Restspannungskennlinien der Ausgänge des E355D

Bild 5 - Schalten größerer Lasten mit dem E355D a) gegenüber ORs nicht invertiert; b) gegenüber ORs invertiert

Bild 6 - Ablaufdiagramm bei Funktion „Einschaltverzögerung" als Beispiel für die Vorgänge im E355D

Auf Grund dieser Zusammenhänge und der Spezifika der einzelnen Programme erscheint es angebracht, diese in einem folgenden Abschnitt noch näher zu erläutern.

3. Kenndaten history menue scroll up
Der E355D wird in einem 18poligen Kunststoffgehäuse gefertigt (Bild 7). Anschlussbelegung. Über die Anschlussbelegung geben Bild 7 und Tafel 1 Auskunft.

Bild 7 - Gehäusebauform des D355D und E355D

Grenzwerte: Tafel 1 enthält die Grenzwerte des E355D. Man erkennt, dass mit zulässigen negativen Spannungen in der Größenordnung einer Diodenflussspannung beim E355D günstigere Bedingungen für Ein- und Ausgangsschutz gegeben sind als beim B555D.

Elektrische Kennwerte: Die umfangreichen Informationen zu diesem Schaltkreis wurden auf die Tafeln 7.8 bis 7.10 verteilt. Die meisten von ihnen bringen für die Anwendungsbeispiele der folgenden Abschnitte keine Probleme. Eine Ausnahme macht der Ausgangssperrstrom, dessen Grenzwert mit 250 µA angegeben wird. Das bezieht sich allerdings auf die obere Grenztemperatur von 85 °C, und dieser Wert stellt außerdem die in der Serie nur ganz selten erreichte zugelassene Grenze dar. Da er der Gesetzmäßigkeit der Verdopplung bei Temperatursprüngen von 5 bis 7 K unterliegt, kann daher bei Einzeleinsatz oft mit einem Sperrstrom von weit unter 1 µA unter Zimmerbedingungen gerechnet werden. Das lässt unter diesen Einschränkungen einige interessante Anwendungen des E355D zu.
Anschluss Kenngröße
1 Zeitbereicheingang IT
2 Setzausgang OS
3 Relaisausgang ORs
4 Relaisausgang ORs
5 Masse M
6 Teilerausgang OA
7 Teilerausgang OB
8 Teilerausgang OC
9 Teilerausgang OD
10 Betriebsspannung UCC
11 Oszillatoranschluss CV
12 Oszillatoranschluss TT
13 Oszillatoranschluss DC
14 Prellzeiteinstellung CB
15 Ansteuereingang ISt
16 Eingang Betriebsart IA
17 Eingang Betriebsart IB
18 Eingang Betriebsart IC

Tafel 1 -  Anschlussbelegung des E355D

Kenngröße  Kleinstwert Größtwert
Betriebsspannung UCC in V 0 8
Eingangsspannung (außer TT, CV) UI in V -0,8 7,25
Eingangsspannung (an TT, CV) UTT, UCV in V -0,5 UCC + 0,5
Ausgangsspannung UO (an ORs) in V -0,5 14,5
Ausgangsspannung UO in V (an OA, OB, OC, OD, OS, ORs, DC) -0,5 8
Verlustleistung PV in mW   400
Ausgangsstrom (an CB) IOL in mA   5
Kapazität (an CB) CCB in nF 0,03 100
Eingangsdauerstrom II in mA   2

Tafel 2 - Grenzwerte für E355D

Kenngröße Kleinstwert Nennwert Größtwert
Betriebsspannung UCC in V 4,75 6 7,25
Eingangsspannung (an IA, IB, IC, IT, ISt) UIL in V 0   0,8
Eingangsspannung (an IA, IB, IC, IT, ISt) UIH in V 2,4   5,5
Frequenzbereich des Oszillators (Hauptanwendungsfall) fu, f0 in Hz 1024   10240
Betriebstemperaturbereich σa in °C
E355D
D355D

-25
0

25
25

85
70
Abgleichspannung (an CV) UCV in V 0,6 UCC  0,666 UCC 0,75 UCC
Setzspannung (an CV) UCLV in V 0   0,8
Ausgangsstrom IOL in mA (an OA)     20
Ausgangsstrom IOL in mA (an OB, OC, OD, OS, ORs)     4
Ausgangsstrom (an ORs) IORsL in mA 50

Tafel 3 - Betriebsbedingungen des E355D

Kenngröße Kleinstwert Nennwert Einstellwerte
L-Eingangsstrom -IIL in µA (IA, IB, IC, ISt) 2 40  
L-Eingangsstrom IT -IIL in µA 2 80 UCC = 7,25 V; UIL = 0,4 V
L-Eingangsstrom bei Benutzung als Eingang - IIL in mA   2  
H-Eingangsstrom (außer CV) IIH in µA   10 UCC = 7,25 V; UIH = 2,4 V
H-Eingangsstrom (außer CV) IIH in µA   1 UCC = 7,25 V; UIH = 7,25 V
Flussspannung der Eingangsdiode -UI in V (außer CV)   1,5 UCC = 4,75 V; -II = 12 mA
Ausgangssperrstrom IOH in µA   250 UCC = 4,75 V; UOH = 7,25 V
Ausgangssperrstrom ORs E/D355D IOH in µA   250 UCC = 4,75 V UOH = 14V
L-Ausgangsspannung an OA U0L in V   0,4 UCC = 4,75 V IOL = 20 mA
L-Ausgangsspannung an ORs U0L in V   0,5 UCC = 4,75 V IOL = 50 mA
L-Ausgangsspannung an OB, OC, OD, ORs, OS UOL in V   0,4 UCC = 4,75 V; IOL = 4 mA
H-Triggerschwellstrom ITH in µA   1 UCC = 7,25 V; UT = 5,22 V
H-Triggerschwellstrom ITH in µA   2 UCC = 7,25 V; UT = 7,25 V
L-Triggerschwellstrom -ITL in µA   10 UCC = 7,25 V; UT = 0V
Triggerspannung UTL in V 1,9 2,1 UCC = 6 V
Schwellspannung UTH in V 3,8 4,2 UCC = 6 V
L-Entladespannung UDCL in V   0,2 UCC = 4,75 V; IDCL = 10 mA
H-Entladestrom IDCH in µA   5 UCC = 7,25 V; UDCH = 7,25 V
Stromaufnahme LCCL in mA   17 alle Ausgänge L außer ORs und OS

Tafel 4 - Kenngrößen des E355D: Kleinst- und Größtwerte

Kenngröße Nennwert Größtwert Einstellwerte
Reproduzierbarkeit von f bzw. T
±2,5 ±5 σa = 25 °C; RA = RB = 1 kΩ; C = 0,1 µF
Temperaturabhängigkeit von f bzw. T (Mittelwert von -25 bis +85 °C)
150 300 RA = RB = 1 kΩ; C = 0,1 µF
Spannungsabhängigkeit von f bzw. T (Mittelwert von 6 ...7,25 V) 0,5 1,0 UCC = 6...7,25 V; RA = RB = 1 kΩ; C = 0,1 µF
Spannungsabhängigkeit von
f bzw. T (Mittelwert von 4,75...6 V)
1 2 UCC = 4,75...6 V; RA = RB = 1 kΩ; C = 0,1 µF
Frequenz an TT f0 in kHz   105 σa = 25 °C
Dauer der Prellunterdrückung tpr in ms 30 mit Kleinstwert 5 ms 70 σa = 25 °C; CCB = 20 nF
Verzögerungszeit tDISiOD in µs 30 100 σa = 25 °C
Anstiegszeit an ISt, IT tTLH in ms   2 σa = 25 °C
Abfallzeit an ISt, IT tTLH in ms   2 σa = 25 °C

Tafel 5 - Kenngrößen des E355D: Nenn- und Größtwerte


4. Einstellbare Funktionen history menue scroll up
Gemäß Tafel 6 kann der E355D auf 7 unterschiedliche Reaktionen des „Relais"-Ausgangs ORs eingestellt werden. Die Programmierung beschränkt sich darauf, die in der Tafel mit L belegten Eingänge an Masse zu schalten. Die mit H bezeichneten bleiben unbeschaltet. Die Reihenfolge entspricht dem sich aus der Belegung ergebenden Binärcode. Funktion 0 hat vorwiegend Bedeutung für Prüfzwecke. Für alle Funktionen gelten gewisse Zeitfehler, auf die nun im folgenden Abschnitt hingewiesen wird.
Nr. Belegung Funktion
  IC
18
IB
17
IA
16
 
0 L L L Teilerüberbrückung
1 L L H Einschaltverzögerung
2 L H L addierende Einschaltverzögerung
3 L H H Ausschaltverzögerung
4 H L L Kippfunktion
5 H L H Wischfunktion
6 H H L astabiler Multivibrator
7 H H H unerlaubte Funktion

Tafel 6 - Programmiertafel zum E355D

Funktion Teilerüberbrückung (LLL): Nur bei dieser Funktion wird der erste 10:1-Teiler (mit Ausgang OB) von der ungeteilten Oszillatorfrequenz angesteuert. An OB steht also f0/10 zur Verfügung. Unabhängig vom Verhältnis der L- und H-Zeit der Oszillatorschwingung hat die geteilte Frequenz ein Tastverhältnis von 1:1, also ein Impulsverhältnis von 2.
Der E355D weist auf Grund der Ansteuerbedingungen für die Teiler stets einen gewissen, meist aber kaum praktisch störenden Zeitfehler auf. Die Teiler werden beim Start zunächst durch die Schaltflanke an ISt und erst danach durch die Oszillatorschwingung gekippt. Beide stehen in keinem starren Verhältnis zueinander. Für den Betriebsfall der Verbindung von OA mit IT gilt tV = (n-0,5 ± 0,5) to + td mit n = 1024 (in Richtung OA wirkt sich die Teilerüberbrückung nicht aus, siehe Bild 1. Für td gilt maximal 100 µs bis zum Ausgang OD.
Die von der Teilerüberbrückung betroffenen Ausgänge OB, OC, OD kippen in dieser Betriebsart bei der ersten Schwingung an TT. Die Verzögerungszeit hat dann einen durch folgende Gleichung ausgedrückten Spielraum:

tV = (n + 0,5 ± 0,5) t0 + td mit n = 10, 100 oder 600.

Bild 8 - Funktion „Teilerüberbrückung" (tf Freigabezeit, t,. Verzögerungszeit) a) ungestörter Ablauf; b) Reaktion auf vorzeitiges Betätigen von Ist

Bild 8 zeigt das Verhalten der interessierenden Ausgänge in dieser Betriebsart. Im Frequenz-Vorzugsbereich von 1024 bis 10240 Hz ergeben sich ab ISt = L folgende Verzögerungszeiten, bevor ORs einschaltet (und bis ISt = H eingeschaltet bleibt!):
  • A - IT 0,1 bis l s
  • OB -IT1bis10ms
  • OC - IT 10 bis 100 ms
  • OD - IT 60 bis 600 ms.
Funktion Einschaltverzögerung (LLH): Im Prinzip verhält sich der Schaltkreis gemäß Bild 9 wie im vorigen Betriebsfall, nur sind längere Zeiten erreichbar. Man beachte (Bild 9b), dass ORs gar nicht schaltet, falls ISt bereits vor Ablauf von tV wieder auf H gelegt (von Masse getrennt) wird! Das Verhalten des Ausgangs OS erlaubt Anzeige des Aktivzustands durch einen npn-Transistor mit Basis direkt an OS und einer Leuchtdiode im Kollektorkreis, siehe Bild 9c.
Funktion Addierende Einschaltverzögerung (LHL): Im Unterschied zur normalen Einschaltverzögerung speichert jetzt der E355D die durch ISt = L eingegebenen Teilzeiten (Bild 10). Die Teiler werden diesmal also bei ISt = H nicht gelöscht, sondern nur „angehalten". Man beachte auch das Verhalten von OS! Nach vollständiger „Teilzeitaddition" geht ORs auf L und bleibt dort, bis ISt wieder auf H gelegt wird. Die ISt-Einzelzeiten dürfen allerdings nicht kürzer als die am Eingang CB mit externem Kondensator eingestellte Prellzeit sein. Diese wiederum unterliegt Schwankungen, u. a. durch Spannung und Temperatur bedingt.
Funktion Ausschaltverzögerung (LHH): Diesmal reagiert (gemäß Bild 11) ORs sofort, wenn ISt an L gelegt wird. Die Verzögerungszeitspanne beginnt jedoch erst nach Zurückschalten von ISt auf H. Das weitere Verhalten zeigt, dass der E355D in dieser Betriebsart retriggerbar ist. Man kann beliebig oft eine angefangene Verzögerungs- (hier also Aktiv-) zeitspanne durch kurzes Betätigen von ISt (H-L-H) um eine weitere tV-Zeit verlängern.

Bild 9 - Funktion "Einschaltverzögerung" a) ungestörter Ablauf b) vorzeitiger Eingriff mit ISt c) frequenzabhängige Anzeige für aktiven Zustand

Bild 10 - Funktion "Addierende Einschaltverzögerung"

Bild 11 - Funktion "Ausschaltverzögerung"

Kippfunktion (HLL): In dieser Funktion wirkt, wie im Bild 12 dargestellt, nur der erste HL-Sprung an ISt auslösend. Jeder weitere bleibt ohne Wirkung, und ISt darf auch auf L bleiben. ORs geht bei Start für die eingestellte Zeitspanne tV auf L und anschließend wieder auf H. Der E355D ist in dieser Funktion ein nicht rücksetzbares Monoflop. Allerdings kann im Notfall auch über CV an L oder durch Abschalten der Betriebsspannung eingegriffen werden.
Wischfunktion (HLH): Diesmal ergibt sich, wie Bild 13 zeigt, ein rücksetzbares Monoflop. Wie bei Bild 12 kann ISt auf L bleiben. Schaltet man diesen Eingang jedoch vorzeitig auf H, ist damit auch der Ablauf (vorzeitig) beendet. Als Vorteil gegenüber „konventionellen" Monoflops kann aber sofort danach ohne die sonst oft relativ lange Erholzeit neu gestartet werden. Bei all diesen Einsatzfällen bedenke man auch stets, welche erheblichen Zeitspannen der E355D gegenüber jenen zulässt!
Funktion Astabiler Multivibrator (HHL): Aus den bisher betrachteten einmaligen (wenn auch zum Teil unterbrechbaren) Vorgängen werden periodische, wenn der E355D in dieser Weise programmiert wird. Wiederum erhält man nach oben hin Zeitspannen (diesmal für die H- und L-Zeiten einer periodischen Schwingung), wie sie auf andere Art nur mit wesentlich größerem Aufwand zu erreichen wären. Der E355D arbeitet also in dieser Funktion, wie Bild 14 zeigt, als Start-Stop-Oszillator mit äußerst großem Frequenzbereich, vor allem nach tiefen Frequenzen zu gesehen. Der entscheidende Unterschied im Ausgangsverhalten besteht dabei darin, dass ORs sozusagen nur die stärker belastbare Variante des mit IT verbundenen Ausgangs darstellt. Statt nach tV ändert ORs bereits nach tV/2 seinen Pegel. Bei Zurückschalten von ISt auf H stoppt der Oszillator mit H an ORs. Die Langzeitreproduzierbarkeit der Frequenz ist besser als die von den Startbedingungen beeinflusste Genauigkeit der ersten tV-Zeit.
Gegenüber tV = (n - 0,5 ± 0,5)t0 + td (vergleiche weiter oben) gilt im Dauerbetrieb tV = n - t0.

Bild 12 - Kippfunktion

Bild 13 - Wischfunktion

Bild 14 - AstabilerMultivibrator

Eine auf die wichtigsten Aussagen verdichtete Zusammenfassung der einzelnen Funktionen des E355D zeigt Bild 15.

Bild 15 - Funktionsübersicht zum E355D Übersicht


5. Fremdsteuerung history menue scroll up
Der Eingang TT kann auch von einem externen, in der Frequenz beliebig genauen Takt gesteuert werden. Der E355D arbeitet dann als Frequenzteiler. Auf Grund der Komparatorschwellen müssen dabei die Ansteuerimpulse (mit etwas Sicherheit gegenüber den Mindestwerten) folgenden Bedingungen genügen: H 0,7 UCC, L 0,3 UCC. Der nötige „Hub" der Taktspannung beträgt also UTakt > 0,4 UCC. Von TT aus in den Schaltkreis hinein gesehen gilt für kleine Amplituden etwa die Ersatzschaltung 1,5 MΩ in Serie mit 0,5 UCC (Toleranzen +0,1 V; -0,5 V).
Bei kapazitiver Kopplung gemäß Bild 16 wirkt damit eine Taktamplitude von 0,2 UCC mit einer Vorspannung von 0,5 UCC auf TT. Die Zeitkonstante 0,5 - RT - CK muss dabei groß gegen die Periodendauer der Steuerfrequenz sein. Der Wert der beiden Widerstände RI darf 100 kΩ betragen.
Für die Kurvenform dieser Schwingung bestehen, wenn man die genannten Bedingungen einhält, keine Einschränkungen - abgesehen von überlagerten Störimpulsen, die Fehlauslösungen ergeben würden. Die obere Grenzfrequenz entspricht der auch sonst einzuhaltenden, also etwas mehr als 100 kHz.
Wird galvanisch von einer TTL-Stufe her angekoppelt, braucht man wegen des oberen Mindestwerts von UTak, eine Open-collector-Stufe mit 0,47 bis 4,7 kΩ Arbeitswiderstand. Er ist mit der Betriebsspannung des E355D zu verbinden, falls diese nicht der TTL-Spannung entspricht. Von CMOS-Schaltungen her muss ggf. UTakt nach oben hin begrenzt werden, wenn der CMOS-Teil mit UCC > UCC 355 arbeitet. Dazu genügt oft schon ein Spannungsteiler. In allen übrigen Fällen empfiehlt sich eine Transistoranpassstufe.

Bild 16 - Fremdsteuerung des E355

Bild 17 - Fremdsteuerung des E355

Frequenzteiler mit Start und Stop: Mit einem L-Impuls an CV lassen sich zunächst alle Teilerausgänge auf H schalten. Mit einer von der Programmierung bestimmten Flanke können dann die Teiler gestartet werden. Mit der entgegengesetzten Flanke (außer bei Kippfunktion) kann man sie wieder stoppen. Tafel 7.12 informiert über die Ergebnisse, über die in der Literatur zum E355D berichtet worden ist.
Timer für extrem lange Zeiten: Bezieht der E355D seinen Takt aus einem Uhrenschaltkreis, etwa dem U1141), so können hohe Genauigkeiten (bei Quarzbetrieb) mit extrem langen Zeitspannen kombiniert werden. Bild 17 zeigt die wenig aufwendige Steuerschaltung mit Anpassstufe. Die Schwingfrequenz kann nach Erfahrungen mit dem U114D bzw. U124D zwischen 200 (100) kHz und über 5 MHz liegen. Wie das Bild erkennen lässt, bietet auch ein (möglichst temperaturkompensierter) LC-Schwingkreis in diesem Frequenzbereich noch eine gute Frequenzstabilität. Der Schaltkreis liefert eine auf 221:1 oder 2'9:1 geteilte Frequenz. Steht also z. B. ein für den U114D geeigneter Uhrenquarz von 4,19 ... MHz zur Verfügung, so entstehen am Ausgang Impulse mit 1 s H- und 1 s L-Zeit. Man beachte: Der Inverter des U114D erfordert einen Quarz, dessen Parallelresonanzfrequenz 222 Hz ergibt. Quarze mit einer Serienresonanz bei diesem Wert liefern keine exakten Zeiten in dieser Schaltung!
Funktion Teilungsverhältnis

Flanke an ISt 

Ausgangszustände nach Stop
    Freigabe Stop  
1, 5, 6 1024:1 (TT-OA) HL LH H
2 10240:1 (TT-OB) HL LH je nach Zustand
3 102400:1 (TT-OC) LH HL H
4 614400:1 (TT-OD) HL   (H)
7   LH HL H
0 1024:1 (TT-OA) HL LH H
0 10:1 (TT-OB)      
0 100:1 (TT-OC)      
   600:1 (TT-OD)      

Tafel 7 E355D als Frequenzteiler nach: Teichmann, J. Integrierte Zeitsteuerschaltung E355D. radio - fernsehen - elektronik 29 (1980) H. 5, S. 283-287.

Ein mit einem 2-s-Takt angesteuerter E355D, bei dem IT mit OD verbunden ist, ergibt Verzögerungszeiten von 614400 - 2 s, das sind mehr als 14 Tage. Da der U114D (bzw. U124D) meist noch bei unter 200 kHz schwingt und richtig teilt, lässt sich dieser Zeitraum bis auf fast 300 Tage (!) ausdehnen. Voraussetzungen für das exakte Funktionieren eines solchen Zeitgebers sind wiederum eine sichere Stromversorgung und eine störsichere Anordnung.

6. Weitere Einsatzbeispiele für den E355D history menue scroll up
Aus der Fülle möglicher Anwendungen, die sich aus der Funktionstafel zum E355D ableiten lassen, seien im folgenden drei vorgestellt. Bei den beiden ersten werden Teilfunktionen des Schaltkreises über den üblichen Rahmen hinaus benutzt, um zusätzliche Wirkungen zu erreichen. Die komplexe Struktur des E355D und das Problem der Laufzeiten empfehlen jedoch, diese Anwendungen gründlich auf Seriensicherheit zu testen, falls sie nicht nur für Einzellösungen benutzt werden sollen.
 Zeitbegrenzter Signalton mit verzögertem Einschalten. Die Schaltung nach Bild 7.79 stellt eine einfache Alarmanlage dar oder auch den „Kern" eines größeren Systems. In dieser Grundausführung ist sie noch ohne Zeitbegrenzung. Die Gesamtfunktion lässt sich dadurch besser übersehen. Die bereits angedeutete Möglichkeit, die Oszillatorfrequenz als Signalton zu nutzen, wird hier realisiert. Mit dem Potential einer Diodenflussspannung wirkt die Basisvorspannung der Tonverstärkerstufe dabei auf den Punkt DC. Damit beeinflusst - obgleich in dieser Anwendung von untergeordneter Bedeutung - diese Spannung nicht die Oszillatorfrequenz. Sie wurde in den Tonfrequenzbereich gelegt. Bei fo = 1 kHz, einstellbar am 100-kfl-Potentiometer, ergibt sich an OA ein 0,5-s-Takt, und OB taktet den Ausgang ORs mit 5 s Hund 5 s L-Zeit. Durch IA an L arbeitet der E355D nämlich im Multivibratorbetrieb. Der Tontransistor erhält nur Basisstrom, wenn ORs und OA sowie DC gleichzeitig auf H liegen.

Bild 18 - Signaltongeber mit verzögertem Einschalten a) Stromlaufplan; b) Impulsbilder

Das ist jedoch erst nach 5,5 s erstmals der Fall; wenn f, = 1024 Hz. Bei Einschalten durch den Überwachungskontakt und durch den fest an L liegenden Eingang ISt kippen zunächst die Ausgänge auf L. Wegen des Multivibratorbetriebs folgt ORs nach t/2 dem Spannungsverlauf an OB (denn OB ist mit IT verbunden), geht also auf H. Nahezu gleichzeitig ist aber OA gerade auf, L gekippt. Erst 0,5 s später geht OA für ebenfalls 0,5 s auf H usw. In diesen jeweils 0,5 s H taktet nun DC den Transistor, und die Hörkapsel strahlt den 1-kHz-Warnton ab. Nach weiteren 4,5 s nimmt ORs wieder L an, und der Ton verstummt. So folgt den innerhalb 4,5 s abgestrahlten 5 Tönen jeweils eine Pause von 5,5 s.
Da die erste Tonsignalgruppe erst nach der von f, (ebenso wie die Tonhöhe) beeinflussten Verzögerungszeit erscheint, bleiben von „Eingeweihten" eingeschaltete kürzere Aktivzeiten ohne Signal. Im allgemeinen soll ein solches Signal aber zeitbegrenzt sein. Der Zusatz nach Bild 7.80 löst diese Aufgabe mit minimalem Mehraufwand. Jetzt wird der Ausgang OC einbezogen. Er liegt ab Start für 10 - t13/2 auf L, bevor er auf H geht. Der Start wird jetzt nicht mehr direkt durch Einschalten der Betriebsspannung bewirkt. Vielmehr aktiviert der Startkontakt eine pnp-Transistorstufe in der positiven Stromversorgungsleitung. Die eingefügten Widerstände haben Begrenzungsfunktion. Der Kondensator sorgt für Sofortstart, bis der verzögert auf L schaltende Ausgang OC die Basis weiter auf L hält. Der Vorwiderstand vor OC schützt dessen Transistor vor dem Kondensatorentladestrom. Der Startkontakt entlädt bei Schließen der überwachten Tür o. ä. C über einen Begrenzungswiderstand zum Schutz des Kontakts. Dadurch ist nahezu unverzögerter Neustart möglich. Der Vorwiderstand im Hauptzweig (auch schon in der Grundausführung vorhanden) stellt zusammen mit dem Kondensator das endliche Ansteigen der Versorgungsspannung sicher. So werden die Setzbedingungen des E355D erfüllt. Nach 5 Tongruppen geht Ausgang OC auf H. Damit verstummt das Signal, auch wenn der Startkontakt weiterhin eingeschaltet ist.

Kurzzeitgeber mit selbsttätigem Abschalten: Diese Schaltung (Bild 19) geht noch einen Schritt weiter über die üblichen Einsatzschaltungen mit dem E355D hinaus. Sie erlebte parallel zu den technologischen Phasen der Entstehung des E355D einige Modifikationen. Außerdem setzt einwandfreies Funktionieren voraus, dass der Sperrstrom des für die Frequenzumschaltung benutzten Ausgangs weit unter dem Worst-case-Wert bleibt, nämlich noch unter 1μA. Das setzt thermische und „Seriengrenzen". Als Einzelanwendung ist diese Schaltung jedoch äußerst interessant. Auf der Startseite erinnert sie an die Erweiterung zu Bild 7.79 (s. Bild 19). Wiederum wird über einen „Hilfstransistor" gestartet. Er hält sich dann über den Ausgang OD, bis dieser H angenommen hat. Jetzt schaltet die Einrichtung aber nicht sofort ab. Vielmehr sorgt der Kondensator CL für einige Sekunden Weiterlaufen, bis der Schaltkreis weniger als die für seine interne Funktion erforderliche Spannung (etwas unter 3 V) erhält.
Diesmal arbeitet der E355D nicht mit einer Festfrequenz. Der Einsatzzweck - Kurzzeitwecker bis 6 bzw. 60 min - verlangt ein erhebliches Variieren der Oszillatorfrequenz. Bei den kürzesten einstellbaren Zeiten ergäbe das ein hohes Pfeifen, auf der anderen Seite aber nur noch eine Frequenz von wenigen Hertz. Der Kondensator zwischen ORs und dem Potentiometer zusammen mit dem Widerstand vor DC verändert dieses Verhalten entscheidend. ORs schaltet erst am Ende der Aktivzeit auf L. So lange ist CT (wenn nicht größere Sperrströme fließen) wirkungslos. Umgekehrt wird der Taktkondensator CT von Masse getrennt, wenn OD H annimmt (wiederum bei genügend kleinem Sperrstrom). Das Potentiometer fungiert von da an nur noch

Bild 19 - für zeitbegrenztes Signal mit automatischem Abschalten nach 5 Tongruppen

als Vorwiderstand zwischen der „Tonkombination" Cs (etwa 100 nF) und 3,9 kΩ. Seine Stellung beeinflusst auf Grund der bereits erläuterten Innenersatzschaltung von TT die Tonhöhe nur wenig. Bild 20b gibt eine Übersicht über die wichtigsten Zeitabläufe in dieser Schaltung. Die bis dahin eingangsseitig auf L gehaltene Transistorstufe wird also erst nach Ablauf der Aktivzeit mit OD freigegeben.
Für das schnelle Eichen des Zeitpotentiometers bietet sich folgende Methode an: Die Klemmdiode vom Basis-Summenpunkt des Tontransistors wird geöffnet. Dadurch erhält der Transistor von DC her ständig das Taktsignal. Das bedeutet aber eine größere Belastung der Betriebsspannung, so dass diese merklich sinkt. In der vorgestellten Dimensionierung beeinflusst das bereits die Frequenz unzulässig stark. Daher wird fair die Dauer des Abgleichs dem Schallwandler ein Widerstand von wenigstens 1 kΩ in Serie geschaltet. Am Kollektor des Tontransistors lässt sich nun die Taktfrequenz ohne Rückwirkung auf den Oszillatorkreis an jedem beliebigen Periodendauermesser mit TTL-Eingang messen. Für den „x1"-Zeitbereich gilt dann t = 10240 t0 in s oder t = (1024/6) - t0 in min. Dem Skalenwert 1 min entspricht also ein t0 von 6000/1024 ms.

Bild 20 - Zwischen 6 und 60 min Aktivzeit umschaltbarer Kurzzeitwecker mit eigenem, von der eingestellten Zeit nur gering beeinflusstem Signalton; einschränkende Bedingungen für Ausgangsrestströme beachten

 a) Stromlaufplan

 b) Impulsbilder

Nachzutragen bleibt, dass der E355D in dieser Schaltung durch IA und IB an L auf Kippfunktion programmiert ist und mit der Starttaste an ISt L erhält, das bis zum Hochschalten von OD am Ende der Aktivzeit durch OD gehalten wird. Eine in früheren Varianten dieser Schaltung benutzte Verbindung dieses Mechanismus mit ORs brachte bei einem Teil der getesteten Exemplare einen Zwischenzustand in der Stromversorgung, weil ORs wieder zurückkippte. In der gezeigten Ausführung geht die Stromaufnahme dagegen kurze Zeit nach Verstummen des durch CL zeitbegrenzten Signaltons auf Null zurück. Daher sind beide vorgestellten Spezialschaltungen ausgezeichnet für Batteriebetrieb geeignet und lassen sich dadurch sehr störsicher betreiben.
Applikationsschaltung in Verbindung mit dem E351D. Der im folgenden Abschnitt behandelte Teilerschaltkreis E351D erweitert die Möglichkeiten des E355D im Zeitbereich bei Hauptfrequenzlage (1 bis 10 kHz) bis zu etwa 40 Tagen. Die vom Hersteller dazu vorgegebene Anwendungsschaltung geht aus Bild 7.82 hervor. Sie leitet gleichzeitig über zum E351D selbst, der über diese Hauptanwendung hinaus ebenfalls noch für zahlreiche andere Zwecke gut geeignet ist.
Man beachte, dass jetzt der Setzausgang OS des E355D in Funktion tritt, denn er greift in die Setzeingänge des E351D ein! Die Zeitbereiche zu Bild 7.82 in der Hauptfrequenzlage des E355D gehen aus Tafel 8 hervor.

 Bild 21 - Kombination von E355D und E351D für Zeitschalter bis zu 40 Tagen in der Hauptfrequenzlage


Bereich Verbindung Zeitbereich Teilerverhältnis

1 IT mit OA 0,1 ... 1 s  210 : 1
2 IT mit OB 1,0 ... 10 s 10 210 : 1
3 IT mit OC 10,0 ... 100 s 100 210 : 1
4 IT mit OD 1 ... 10 min 600 210 : 1
5 IT mit OE 10 ... 100 min 600 210 : 1
6 IT mit OF 1 ... 10 h 3600 210 : 1
7 IT mit OG 10 ... 100 h 36 104 210 : 1
8 IT mit OH 1 ... 10 d 24 36 103 210 : 1
9 IT mit OI 2 ... 20 d 48 36 103 210 : 1
10 IT mit OK 4 ... 40 d 96 36 103 210 : 1

Tafel 8 - Zeitbereiche der Kombination E355D/E351D für Oszillatorfrequenzen zwischen 1024 Hz und 10,24 kHz


7. Verwandte Themen history menue scroll up
Das es den Ausgang schon lange nicht mehr interessiert, was am Eingang eigentlich los ist, stellt ein altes Problem der Informatik dar. Schließlich soll der Prozessor gerade seine Bahn ziehen und sich um seine Rechenprozesse kümmern. Wer aber hat die bereits ermittelten Zwischenresultate oder gar Zielwerte im Auge? Richtig - irgend etwas muss sich auch Werte merken können - das ist dann der Bereich der Fangregister und ihrer engen Verwandten - dies gilt bis hin zur Rechner-Peripherie.

B555D

E351D

A277D

C520D

B461G

B511D



zur Hauptseite
© Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium Flöha © Frank Rost im Januar 2007

... dieser Text wurde nach den Regeln irgendeiner Rechtschreibreform verfasst - ich hab' irgendwann einmal beschlossen, an diesem Zirkus nicht mehr teilzunehmen ;-)

„Dieses Land braucht eine Steuerreform, dieses Land braucht eine Rentenreform - wir schreiben Schiffahrt mit drei „f“!“

Diddi Hallervorden, dt. Komiker und Kabarettist