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Die Geschichte der Datenfernübertragung (historical layer
of OSI)
DFÜ, die Datenfernübertragung, ist schon seit Anbeginn der Menschheit ein
Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man dabei auf Computer
zurückgreifen, manchmal musste es eben auch einfacher gehen. Bereits in der
Steinzeit, genau gesagt an einem Freitag den 13. fünf vor Zwölf bayerischer
Atomzeit, erfand der Stammesfürst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal,
die theoretischen Grundlagen. Es müsste doch möglich sein, so sagte er sich,
durch zärtliches Schleudern einiger Bits mit dem Nachbarstamm in
Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits damals noch aus dem
Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) - es war ja schließlich Steinzeit -
doch wurde die erste Datenfernübertragung trotzdem ein voller Erfolg, der
nur deshalb nicht in die Geschichte einging, weil es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung in eine
Verzückung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der Sysop der
Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut.
Diese besonders grausame Art der Jenseitsbeförderung hat sich bis in die
heutige Zeit in einigen Ländern gehalten, wird aber nur bei besonders
schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher Mailboxnummern, angewandt.
Andere wiederum konnten sich für die Sache nicht so recht begeistern, und
standen den Steinbits ratlos bis ablehnend gegenüber. Dieses Steinzeitdenken
lässt heute noch einige reaktionäre Individuen gegen den Computer wettern.
Ganz instinktiv eben.
Doch zurück in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also
Felsbröckelchen, ließen die damaligen Bewohner etwas leichtfertig mit den
natürlichen Ressourcen umgehen. Schon bald ging der Rohstoff aus, und so
endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb frühzeitig am
ersten Acknowledge-Signal, auf dem Höhepunkt seiner Arbeit, so wie er es
sich gewünscht hatte. Sein Grab konnte aufgrund der unpräzisen Adressierung
leider bis heute nicht gefunden werden. Der Verlust dieses Genies einerseits
und das Ende der natürlichen Signalvorkommen andererseits (es wurde
offensichtlich schon gespeichert) führten dazu, dass die DFÜ in
Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch nur für kurze
Zeit.
Im alten Rom war es dann als man wieder Daten auf Reisen schickte. Cäsar,
der größte Hacker der damaligen Zeit, liebte geradezu die DFÜ und schickte
seine Grüße in die ganze damals bekannte Welt. Zwar mussten wieder einige
Sysops daran glauben, die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die
römischen Imperatoren wurden so die ersten Opfern der hohen
Telefonrechnungen. Zwar besaßen sie noch keinen solchen Apparat, aber ob
Daten oder Soldaten, der Versand kostete Unmengen von Sesterzen und das
Römische Reich musste Konkurs anmelden. Tausende der im Gleichklang der
Sandalen synchron marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage, bis ein
Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFÜ wieder
aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung ausließ. So ließ
er sich in Frankreichs bekanntester Softwareschmiede, dem Bastille-Verlag in
Paris, das erste Adventure-Game entwerfen. Monatelang saß ein junger
übriggebliebener Adliger an dem Programm "Nappy gös to Moscow", kam aber nie
über ein Flowchart hinaus. Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau.
(Auch ein etwa 150 Jahre später herausgebrachtes Remake, diesmal unter dem
Titel "Adi gös to Moscow" scheiterte an der damals üblichen Röhrentechnik,
weil die Verlustleistung nicht ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu
beheizen.) Der erste Programmierer wurde dann im Zuge der Französischen
Revolution der Öffentlichkeit vorgestellt und verließ angesichts der
begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit der DFÜ
nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen ständig in Sachen Kriegskunst unterwegs, gab eine
erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte mit seinem
einnehmenden Wesen die Welt (natürlich nur die damals bekannte). Die häufige
Abwesenheit machte allerdings eine sorgfältige und sichere Datenübertragung
erforderlich. Schließlich war Krieg, und bei dem wüsten Getümmel arbeitete
die Post nicht besonders zuverlässig, was sie zwar heute auch nicht tut,
dafür haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht überlegte der Heerführer, von seinen
Untergebenen liebevoll Europas größter Zwerg" genannt, fieberhaft, wie eine
Lösung aussehen könnte. Eines Tages kam dieselbe, wie alles Gute, von oben.
Eine Taube erleichterte sich ein wenig und wählte als Ziel ausgerechnet den
kleinen Korsen aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste
daraus indem er die Brieftaube erfand, und damit wiederum die DFÜ förderte.
Führende Köpfe der damaligen Zeit arbeiteten den Einfall aus und
perfektionierten die Idee. Nach dem neu entwickelten Code benötigte man acht
Tauben, die im Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon
den ASCII, den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben auskam,
aber das war eben in Amerika. Nappys Taubenschwärme zogen also über den
Himmel vom (damals bekannten) Europa - bis zu jenem verhängnisvollen Tag von
Waterloo.
Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken feststellte,
dass er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner Josephine vergessen
hatte. Sofort sandte er per Tauben-DFÜ die Nachricht: "Habe Pantoffeln
vergessen. Sofort nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen lässt, immerhin 560 Tauben notwendig
- inklusive Leerzeichen. über den Alpen kam die ganze schöne Formation
angesichts eines Lämmergeiers derart durcheinander, dass die Nachricht
infolge mangelnder Redundanz unleserlich und in Paris falsch dekodiert
wurde. Statt Pantoffeln bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei
einem Sieg die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen wäre, verlor
der Kriegskünstler die Lust an der Sache sowie die anschliessende Schlacht,
und die Sache war für ihn erledigt. Für die Tauben allerdings auch. Da die
meisten Nachrichten geheim waren, mussten die Boten, in diesem Falle also
die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen gebracht werden. Eine
Cousine des Schlachtenlenkers erfand daraufhin einige neue Rezepte die dann
auch nach ihr benannt wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hieß das
Kochbuch) stand so manches Täubchen auf der Speisekarte. Dies führte
zwangsläufig dazu, dass die flugtauglichen Bits immer knapper wurden. Der
Erhalt der Gattung wurde glücklicherweise durch das Ende der napoleonischen
Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit dem Ende des Namensgebers fiel,
gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal für Denkmal schoss aus
dem Boden - so dass manch braver Ackersmann nicht mehr wusste, wie er noch
gerade pflügen sollte. Und sogar die kleine Anekdote, als der Vogel den
Geistesblitz auf den kleinen Korsen fallen ließ, wird bis in die heutige
Zeit bei jedem seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den nächsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik dann in
Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hieß, aber schon so war. Ein
Fürst namens Tut und Sagtnix erkannte folgerichtig dass es noch keine Post
gab, als er einmal einen Brief in den nicht vorhandenen Briefkasten werfen
wollte. Man bediente sich bis dato des einfachen Weges der Flaschenpost und
versenkte die Briefe samt Leergut in den Starnberger See. Der
geschäftstüchtige Fürst nahm flugs in der eigenen Bank ein Darlehen auf und
kaufte auf dem nächsten Flohmarkt ein reich verziertes Postmonopol. Damit
kam endlich Schwung in den Laden, und fürstliche Beamte sorgten dafür, dass
alles klappte. Sie erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken, und
stempelten diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die dann im
Starnberger See landeten. Mit der Post ging es aufwärts. Leider verlor der
Postfürst sein Monopol am Spieltisch an den Kanzler, welcher damit nichts
anfangen konnte und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche Postmodem. Leider
unterliefen ihm dabei einige Entwicklungsfehler, da der Computer noch nicht
auf dem Markt war, und somit Kompatibilitätsprobleme die zwangsläufige Folge
waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten Rechner wollte man dadurch
überbrücken, dass man die Modems als solche verschickte, nach dem Motto:
"soll sich doch der Empfänger darum kümmern, was darin steht". Jedoch ging
auch dieser Versuch daneben, da das Gerät zu schwer und außerdem nicht
wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See versank.
Glücklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen gebaut, so dass das
Alternativexemplar auf seine Mängel hin untersucht werden konnte. Diese
anspruchsvolle Aufgabe wurde dem renommierten Zentralinstitut für
Zufallsforschung, ZZF in Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin
Deutschlands, Sylvia Soppelmann, übertragen. In Ihrem kleinen und zugigen
Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Gerät auf seine Fehler hin
auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die Japaner, den Rest behielt
sie für den Bau eines neuen Modells im Labor zurück. Leider war es nicht
sehr viel: Der verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter lange
Klingeldraht funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein
drittes Modem musste her, und daran scheiterten die ganzen weiteren
Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt, wartet heute
noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst ordnungsgemäß verrichtet; den
Herren Bell und Hayes sei's geklagt, vergebens. Soweit also der
geschichtliche Aspekt. Und da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle ich
Euch jetzt ein Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemäß keine Antwort
gibt:
Was ist ein Sysop?
a.) ein Steinzeithacker
b.) ein alpenländischer Lämmergeier auf Taubenfang
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
Wie viele Tauben sind zur Übertragung einer Nachricht notwendig?
a.) jede Menge
b.) mehr oder weniger
c.) nur eine Cousine
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
a.) überhaupt nicht
b.) eher zufällig
c.) Sonntags nie
Und hier die Antworten:
Ein Sysop isst so ziemlich alles, außer Knoblauch. Warum dem so ist, kann
ich nicht sagen - vermutlich löst die Angst vor daraus sich ergebenden
Kommunikationsproblemen die Fresshemmung aus, obwohl man das Allium Sativum
durch ein Modem gar nicht riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir während des Schreibens in
den Starnberger See und ist samt der dazugehörigen Antwort bis heute nicht
wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom Bundespostminister
selbst, der die Antwort dringend für seine weitere Planung benötigt.
Antworten nimmt jeder Briefträger entgegen. (Bitte den Postboten ausreichend
frankieren und NICHT in den Starnberger See werfen !!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFÜ, die Sache mit dem Pfiff,
eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat an. Der Gedanke läge
nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch darf ich davon ausgehen dass ein
Hacker bereits einen hat, den wie käme er sonst auf die Idee, sich auf eine
so abenteuerliche Sache einzulassen. Sinnvoller, ja fast unersetzlich ist
der Besitz einer Schnittstelle. Mancher Computer hat eine, ein anderer
nicht. In diesem Falle hat man sich bereits beim Kauf des Computers
geschnitten und muss nachrüsten, was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten, die auf einen
noch zustürmen werden. Weiterhin ist noch ein Akustikkoppler notwendig.
Dabei gehe ich davon aus, dass... Ach was, ich bleibe lieber hier. Es ist
nämlich ziemlich sicher, dass die Post bis zur Drucklegung dieses Artikels
immer noch kein Modem - außer ihrem eigenen - genehmigt hat. Und dieser
Aufsatz soll berichten wie die DFÜ funktioniert und nicht wie sie es dank
eines Postmodems NICHT tut. Ohne amtliche Elektronik kann es nun losgehen.
Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch eine Kabelverbindung zwischen
Koppler und Schnittstelle benötigt, damit die Geräte nicht so frei im Raum
herumschweben. Wie immer, wenn man es mit hochwertiger Elektronik zu tun
hat, ist es mit einer einfachen Strippe nicht getan, da muss schon etwas
teureres her. Ohne Kabelsalat macht die Sache sowieso keinen Spaß. Nun muss
man nur noch über ein geeignetes Kommunikationsprogramm verfügen (nach
Meinung der Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine
Software also am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg - das
Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man keines, dann erst
recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht vorhandenen Telefons: Meist
steht dann irgendwo an einer nahen Ecke eine Telefonzelle zur Verfügung. Man
muss dann nur noch die gesamte Ausrüstung in dieses gelbe Häuschen
transportieren und ein ausreichend langes Verlängerungskabel besorgen. Mit
einem reichlich bemessenen Vorrat an Münzen steht einem geselligen Verkehr
mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten, Akustikkoppler usw.
beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen, und mit harmloser Miene anzufragen
ob man eben mal kurz telefonieren könne. Falls die Dame für ein derartiges
Ansinnen überhaupt Verständnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr,
dass sie unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" was völlig
Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die über einen eigenen Anschluss verfügen,
wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran sind. Moderne Apparate
haben nämlich viereckige Sprech- und Hörmuscheln die sich so an die Ohrform
des Verbrauchers angepasst, und damit gleichzeitig von den
Aufnahmehalterungen eines Durchschnittskopplers entfernt haben. Aber das ist
nur ein kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht im Bastelkeller
beseitigen lässt. Hier wird aus einem Kilo Einmachgummis und einem Eimer
Kleister ein Adapter für den Hörer gebastelt:
Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den Leim
hinzufügen und das Ganze durch kräftiges Pusten abkühlen. Wenn der Kleber
trocken ist, kauft man sich einen neuen, induktiven Koppler, und schmeißt
den alten weg. Nun kann es aber endgültig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewählt. Haltet ruhig mal den
Hörer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da hört, ist das
Besetztzeichen, welches für bekannte Mailboxen typisch ist. Wählt also
lieber eine weniger bekannte an, etwa die des Katholischen Hilfswerkes. Und
was kann man jetzt hören?
Richtig, immer noch das Besetztzeichen. Es müsste sich ja mittlerweile
herumgesprochen haben, dass das Telefonnetz tagsüber nicht und nachts höchst
selten funktioniert. Solange die Sonne scheint ist die Leitung schon bei der
Vorwahl überlastet und lässt den DFÜ-Freaks keine Chance. Wir lassen also
die Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nachtzeit, und
widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, hübsch anzusehende, graue
(wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das weiß man aus dem Kino, gesellige,
lernwillige Tiere, so ganz anders als der gemeine Goldhamster, die für einen
DFÜ-Versuch abgerichtet werden können. Gebt den Schmusetierchen die Namen
Bittie-Null bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu dressieren, dass
sie wunschgemäß piept. (Sie haben doch auf wohlklingende Exemplare
geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den ASCII-Code für den Buchstaben "A"
im Handbuch an und übersetzt ihn in die Binärform. Habt Ihr das gecheckt?
Prima, obwohl es gar nicht nötig war, denn meine Ratten haben es mir schon
verraten: Binär heißt das "A" eigentlich "01000001". Jetzt wisst Ihr es
also, und könnt inzwischen überprüfen, ob die Ratten noch auf ihren Plätzen
sind. Falls nicht, empfiehlt sich die Suche unter nahe gelegenen Schränken
und Betten, da nur extrem träge Exemplare auf derselben Stelle verharren,
während Ihr Euch mit den Codetabellen herumschlagt. Nun lasst Ihr die Ratte
Null und Ratte Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das Ergebnis ist der
DFÜ-Ton des Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon dass man für die reine Textübertragung keine
8 Ratten benötigt, da ja bereits 7 Bits für alle Zeichen ausreichen. Diese
Schnellmerker werden jetzt gleich fragen, was ich denn mit dem letzten
Tierchen mache (es ist übrigens ein Weibchen, und sie heißt Helene). Ihre
ursprüngliche Aufgabe war es, den Telefonhörer zu halten.
Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als
außerordentlich klug erwies, habe ich beschlossen, ihr den Piep des
Paritätsbits zu übertragen. Dazu ist mathematisches Talent erforderlich,
muss
doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf even oder odd gebracht werden.
Hier wäre die Anschaffung eines billigen Taschenrechners zu erwägen, um,
insbesondere bei höheren Übertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf
der Tierquälerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine ähnlich gute
Dressurleistung gelingen, könnt Ihr damit im Zirkus auftreten, die
Verwandtschaft beeindrucken, oder im Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht
könnt, ist DFÜ. Hierzu ist nämlich noch einiges mehr nötig. Da gibt es das
Stoppbit, für das am besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird.
(Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kürzer.) Außerdem wird ein
Antwortsignal benötigt, bei dem solch ein Tierchen auch die Fähigkeit zum
Zuhören haben muss. Kurz und gut, da auch noch dauernd der Käfig
saubergemacht werden muss, sollte man auf diese Arbeitsweise verzichten, und
die Ratten in die Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines
Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir können wieder mal
versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder wählen und lauschen. Und
tatsächlich, es ist ein mehr oder weniger deutliches "Pieep" zu vernehmen.
Es ist der Computer, genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der
Carrier, der uns zu verstehen gibt: "hier bin ich, die DFÜ kann beginnen".
Mist! Das hätte man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den Computer
eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt, ist die Verbindung
längst weg. Das Ganze nennt sich Timeout, und dient dazu, auch anderen
Freaks die Möglichkeit zu geben dem "Pieep" (auch Carrier genannt) der
Mailbox zu lauschen.
Für den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet und das
Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hört, drückt den Hörer
schleunigst in den Koppler, und schon erscheint das Titelbild der Box auf
dem Bildschirm. Die darauf folgende Frage nach dem Namen könnt Ihr nur
beantworten, wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt bitte etwas
Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen wie Hacker,
Superman oder Joshua werden nur noch von den phantasielosesten Gesellen in
der allerersten Anfangszeit benutzt, und verweisen auf einen niedrigen
Intelligenzquotienten. Die nächste Frage ist jene nach dem Password. Holt
nun Euren neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach, welche
Zeichenfolge Euch am besten gefällt, und gebt dieselbe ein. Da die ja dem
Sysop naturgemäß fremd ist, werdet Ihr auf Gastlevel nieder gestuft. Die
Frage GAST JA/NEIN beantworte man tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas
zu trinken gibt.
Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen vielleicht von
denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze Prozedur heißt "Einloggen",
was soviel wie "Reinkommen" bedeutet. Ist man erstmal drin (in der Mailbox)
steht man vor einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis einer anständigen
Mailbox wird nämlich in so genannte Bretter unterteilt. Diese Unterteilung
ist auf den berühmten Hundezüchter und allseits anerkannten Dünnbrettbohrer
Christian Blackpenny zurückzuführen. Dieser entwickelte das Mailboxsystem
und führte es international ein - daher der Name FidoNet. Leider verirrte er
sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als vermisst, in dem ein
unvorsichtiger Sysop die Leitung durch einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
Damit es Euch nicht ähnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter systematisch
durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist bekanntlich Geld) das ist
aber nicht besonders tragisch wenn man ein Firmentelefon benutzen kann, und
nicht gerade stundenlange Chats mit Übersee fährt. Und damit sind wir schon
beim letzten Punkt, nämlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten
Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehört in jedem Falle
eine Telefonrechnung die mindestens 20% des monatlichen Bruttoeinkommens
ausmacht. Niedrigere Summen lassen berechtigte Zweifel an der
Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen, und haben im Wiederholungsfalle eine
Sperrung des Teilnehmeranschlusses sowie einen zwangsläufigen Anschluss an
BTX zur Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfügt
werden.
Zum Abschluss noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
a.) der Freundin schenken
b.) ab in die Natur
c.) an die nächste Mailbox schicken
Bretter sind...
a.) dazu da, durchbohrt zu werden
b.) Kopfschmuck eines Hackers
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
Eine gute Mailbox erkennt man...
a.) an den gut adressierten Ratten
b.) am Belegtzeichen
c.) an der Telefonrechnung (Die Antworten findet Ihr demnächst in irgendeiner Mailbox.)
*** Text gefunden in der chip-Mailbox (leicht bearbeitet) *** |