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Zypern (Republik Zypern),
drittgrößte Insel im Mittelmeer, liegt etwa 100 Kilometer westlich von
Syrien und rund 70 Kilometer südlich der Türkei.
Die Insel hat eine maximale Ausdehnung von 224 Kilometern, gemessen von Kap
Andreas im Nordosten bis zum westlichen Küstenabschnitt. Zwischen Kap Gata
im Süden und Kap Kormakitis im Norden erreicht sie eine Breite von bis zu 97
Kilometern. Die Landesfläche beträgt 9 251 Quadratkilometer. Hauptstadt und
größte Stadt Zyperns ist Nikosia. Seit 1974 ist der nördliche Teil (3 355
Quadratkilometer) von türkischen Truppen besetzt; das Gebiet bildet einen
eigenständigen, offiziell jedoch nicht anerkannten Staat, der zur Republik
Nordzypern erklärt wurde.
PHYSISCHE GEOGRAPHIE
Troodos-Gebirge (Zypern) Ungeachtet des milden Mittelmeerklimas kann es im
Troodos-Gebirge im südlichen Zypern im Winter schneien.Photo Researchers,
Inc./George Chan
Zypern hat eine Küstenlinie von circa 648 Kilometer Länge und umfasst
verschiedene Naturräume. Landschaftlich geprägt wird es von zwei
Gebirgszügen und einer dazwischen liegenden Ebene. Im Nordosten verengt sich
die Insel zur Halbinsel Karpasia (Karpas), die weit nach Osten, in Richtung
der syrischen Küste, vorspringt. Weite Teile des Landes nimmt die Messaria
(griechisch: zwischen den Bergen) ein; sie ist eine fruchtbare Ebene und
stellt das Hauptanbau- und -siedlungsgebiet der Insel dar. Sie erstreckt
sich von der West- bis zur Ostküste und wird im Norden und Süden von
Gebirgsketten begrenzt. Im Norden erhebt sich die Kette des Kyrenia-Gebirges
(bis zu 1 019 Meter hoch), das parallel zur Küste verläuft und teilweise bis
an das Meer reicht. Das Troodos-Gebirge nimmt fast den gesamten
südwestlichen Teil der Insel ein. Diese Gebirgskette, die mit dem Olympos (1
951 Meter) die höchste Erhebung der Insel umfasst, ist vulkanischen
Ursprungs.
Flüsse und Seen
Viele Flüsse Zyperns führen nicht das ganze Jahr
über Wasser. Im Frühjahr leiten einige Flussläufe die von den Winterregen
herrührenden Wassermassen in die Messaria-Ebene, fallen aber im Sommer und
Herbst trocken. Der Pedias ist mit 100 Kilometern der längste Fluss. Auf der
Insel befinden sich einige Süßwasserseen und zwei größere Salzwasserseen.
Außerdem gibt es einige künstlich angelegte Stauseen, in denen Regenwasser
als Trinkwasser gespeichert wird. Um die Trinkwasserversorgung besonders im
Sommer zu unterstützen, hat man auf Zypern an verschiedenen Stellen
Meerwasserentsalzungsanlagen errichtet.
Klima
Auf Zypern herrscht mediterranes Klima, das im
Vergleich zu anderen Inseln im Mittelmeer jedoch stärker kontinental geprägt
ist. Die Temperaturunterschiede im Jahresverlauf sind relativ hoch. Die
Sommer sind überwiegend heiß und trocken, während die Winter vor allem in
höheren Lagen kalt und schneereich sein können. Die jährliche
Durchschnittstemperatur liegt bei 20,6 °C. In der Hauptstadt Nikosia liegen
die Mitteltemperaturen im Januar bei 10 °C, im Juli bei 28,5 °C. Während im
Sommer die aus östlichen Richtungen vorherrschenden Winde zu ausgeprägter
Trockenheit führen, sind die Winter bei überwiegenden Westwinden meist
ausgesprochen feucht. Mit etwa 1 000 Millimetern Jahresniederschlag stellen
die Hochlagen der Gebirge die niederschlagsreichsten Gebiete der Insel dar.
Flora und Fauna
Ungefähr ein Siebtel der Landesfläche ist von
Wäldern bedeckt; dominierende Baumarten sind Kiefern, Zypressen und Zedern.
Weitere Baumarten sind Platanen, Eichen, Öl- und Johannisbrotbäume sowie
Wacholder. Zur Aufforstung wurden großflächig Aleppokiefern angepflanzt. Die
Wälder befinden sich vorwiegend in den Gebirgsregionen. Macchie und Garigue
sind die am weitesten verbreiteten Pflanzengesellschaften der Hügelländer.
Teile der Halbinsel Karpasia sind nahezu vegetationsfrei.
Das bekannteste frei lebende Säugetier ist das selten gewordene Mufflon, ein
Wildschaf. In den Wäldern sind Hase, Kaninchen, Eichhörnchen, Rotfuchs und
Marder verbreitet. Die Insel weist eine große Vielfalt an Vogelarten auf. Zu
den Greifvögeln gehören Kaiseradler, Habichtsadler, Wanderfalke, Sperber,
Merlin und Gänsegeier. Auf Zypern verbreitete Hühnervögel sind Wachtel und
Chukarhuhn. Zudem lassen sich Limikolen wie Regenpfeifer, Säbelschnäbler und
Waldschnepfen beobachten. Die Insel ist Rastplatz für zahlreiche
Zugvogelarten; an den Salzseen überwintern Rosaflamingos.
3 BEVÖLKERUNG
Zypern: Bildergalerie
Die Gesamtbevölkerung der griechischen und türkischen Gebiete umfasst etwa
776 000 Einwohner (2004). Zypern hat eine Bevölkerungsdichte von 84
Einwohnern pro Quadratkilometer. 84 Prozent der Einwohner sind
griechischsprachige Zyprioten, circa 13 Prozent der Einwohner sind
türkischer Abstammung. Der Rest der Bevölkerung setzt sich aus Armeniern und
Angehörigen anderer ethnischer Gruppen zusammen. Sowohl die griechische wie
auch die türkische Volksgruppe haben ihre Lebensart und ihre nationale
Identität bewahrt. Im Anschluss an die Besetzung Nordzyperns durch türkische
Truppen wanderten viele griechische Zyprioten in den Süden der Insel ab.
Dies führte zu beinahe vollständig voneinander getrennten Siedlungsgebieten
der beiden Bevölkerungsgruppen: Die Griechen bewohnen im Süden der Insel
etwa zwei Drittel der Gesamtfläche, die Türken den nördlichen Teil. Dort
wurden auch mehrere tausend Türken angesiedelt, die vorher auf dem
türkischen Festland, vor allem in Anatolien, gelebt hatten. Die medizinische
Versorgung ist in beiden Teilen des Landes ausreichend. Das jährliche
Bevölkerungswachstum beträgt etwa 0,55 Prozent (2004). Die mittlere
Lebenserwartung liegt bei 77,5 Jahren (2004).
Interaktivität
Statistischer Ländervergleich
Größte Stadt ist die geteilte Hauptstadt Nikosia mit 197 800 Einwohnern
(2000); davon leben circa 44 000 im türkischen Teil. Limassol (158 000),
Larnaca (69 700) und Famagusta (20 500) sind die größten Hafenstädte des
Landes.
3.1 Sprache
Interaktivität
Sprachen der Welt
Die Amtssprachen Zyperns sind Neugriechisch und Türkisch.
Sprachwissenschaftler vertreten die Auffassung, dass das zypriotische
Griechisch, obwohl es mit dem auf dem Festland gesprochenen Griechisch
verwandt ist, dem Altgriechischen näher steht als andere moderne griechische
Dialekte.
3.2 Religion
Der griechische Teil der Bevölkerung gehört der zypriotischen Kirche an,
deren Glaubensauffassungen mit der der griechisch-orthodoxen Kirche
identisch ist. Der Erzbischof (Bischof von Nikosia) und die drei Bischöfe
der zypriotischen Kirche werden von den Kirchenmitgliedern gewählt. Die
türkische Minderheit gehört überwiegend dem Islam an, vor allem der
sunnitischen Richtung. Insgesamt 80 Prozent der Zyprer sind orthodoxe
Christen, 19 Prozent bekennen sich zum Islam. Weitere kleine religiöse
Gruppen bilden die Maroniten (arabische Christen), Katholiken und Juden.
4 BILDUNG UND KULTUR
4.1 Bildungswesen
Die griechischsprachige und die türkischsprachige Volksgruppe haben jeweils
ihr eigenes Bildungssystem. Das griechisch-zypriotische Bildungswesen
untersteht dem Ministerium für Bildung. Die allgemeine Schulpflicht umfasst
9 Jahre (2000). Der Besuch einer Volksschule ist gebührenfrei; im Anschluss
daran haben die Schüler die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu
besuchen. Das südliche Zypern besitzt eine Universität in Nikosia
(Lehrbetrieb seit 1990), technische Schulen, Berufsschulen und
Lehrerbildungsanstalten.
Die türkisch-zyprischen Bildungseinrichtungen werden von der Republik
Nordzypern verwaltet. Es gibt vier Universitäten, die größte befindet sich
in Famagusta. Aufgrund der systematischen Förderung des Bildungssektors
haben beide Volksgruppen einen hohen Alphabetisierungsgrad; er liegt bei
97,8 Prozent (2004).
4.2 Kultureinrichtungen
Zypriotische Hochzeitsmusik Selten in Notenform wurde die klassische
zypriotische Folklore wie die traditionelle Hochzeitsmusik im Hörbeispiel
mit ihren griechischen Einflüssen von Musikergeneration zu Musikergeneration
überliefert."Kartsilamas" (Volkslied), gespielt von Andreas Touaziz und
Yiorgos Xenos. (c) 1994 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Erweitern
Beispiele zypriotischer Volkskunst, die sich aus der traditionellen
griechischen Kunst entwickelte, finden sich im Volkskundemuseum (1950) in
Nikosia. Das Zypern-Museum (1883) in Nikosia besitzt eine Sammlung
altertümlicher Werkzeuge. Wertvolle Funde bezeugen die jahrtausendealte
Kultur der Insel. In den Museen von Paphos, Larnaca und Limassol sind
weitere sehenswerte Sammlungen ausgestellt.
4.3 Medien
Im griechischen Teil werden zwei Radiosender der Regierung von der
Zypriotischen Rundfunkgesellschaft betrieben; Fernsehen gibt es seit 1957.
Im türkischen Teil können die Programme der Radio- und Fernsehgesellschaft
Bayrak empfangen werden.
5 VERWALTUNG UND POLITIK
Nach der formell noch gültigen Verfassung von 1960 ist Zypern eine
Präsidialdemokratie. Faktisch besteht Zypern seit der türkischen
Intervention von 1974 aus zwei verschiedenen Teilstaaten, die politisch
voneinander unabhängig sind: Aus dem griechisch-zypriotischen Teil, dessen
Regierung mit ihrem Anspruch, ganz Zypern zu repräsentieren, international
anerkannt wird, und der Republik Nordzypern, die allein von der Türkei
anerkannt wird. Nationalfeiertag ist der 1. Oktober, an dem die Erlangung
der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1960 gefeiert wird.
5.1 Exekutive und Legislative
Nach der Verfassung von 1960 liegt die Exekutive in erster Linie beim
griechisch-zypriotischen Präsidenten, der von der griechischen Bevölkerung
für fünf Jahre gewählt wird. Er ernennt als Chef der Exekutive die Minister.
Die Verfassung fordert, dass das türkisch-zyprische Volk den Vizepräsidenten
wählt. Die griechisch-zypriotische Regierung verfolgt, so weit es möglich
ist, weiter die Ziele der Verfassung von 1960. Die Legislative wird von den
56 Abgeordneten des Parlaments ausgeübt, deren Amtszeit fünf Jahre beträgt.
Die für die türkischen Zyprer vorgesehenen 24 Sitze sind unbesetzt.
Seit Mitte der siebziger Jahre haben die türkischen Zyprer ihre eigene
Regierung und wählen nach der Verfassung der Republik Nordzypern von 1985
mittels Direktwahl für fünf Jahre einen Präsidenten. Die gesetzgebende
Gewalt liegt beim 50 Sitze umfassenden Parlament; eine Legislaturperiode
dauert fünf Jahre.
5.2 Judikative
Nach den 1964 eingeführten Reformen steht der Oberste Gerichtshof an der
Spitze des griechisch-zypriotischen Gerichtswesens, dem Schwurgerichte und
Bezirksgerichte untergeordnet sind. Das zypriotische Rechtswesen basiert in
seinen Grundzügen auf dem englischen Common law. Für das Eherecht sind
sieben Kirchengerichte der griechisch-orthodoxen Kirche zuständig. Seit 1975
haben beide Landesteile ein selbständiges Justiz- und Verwaltungssystem. Im
türkischen Teil Zyperns fungiert ein Oberster Gerichtshof als Verfassungs-,
Appellations- und Verwaltungsgericht.
5.3 Kommunalverwaltung
Zypern gliedert sich in sechs Distrikte (im türkischen Norden zwei, im
griechischen Süden vier). Die großen Städte werden von städtischen
Gesellschaften verwaltet, kleinere von Kommissionen, die sich aus einem
Oberhaupt (mukhtar) und einem Ältestenrat (azas) zusammensetzen.
5.4 Politische Parteien
Die wichtigsten Parteien in der Republik Zypern sind die Demokratische
Sammlungsbewegung (DISY), die Prokommunistische Fortschrittspartei des
werktätigen Volkes (AKEL), die Demokratische Partei (DIKO), die
Sozialistische Demokratische Union (EDEK) und die Vereinigten Demokraten
(EDE).
Die bedeutendsten Parteien in der Republik Nordzypern sind die Nationale
Einheitspartei (UBP), die Demokratische Partei (DP), die Republikanische
Türkische Partei (CTP) und die Kommunale Befreiungspartei (TKP).
5.5 Verteidigung
Die beiden Teilstaaten besitzen eigene Streitkräfte. Die
griechisch-zypriotische Armee hat eine Stärke von etwa 10 000 Mann (2002),
die einen Wehrdienst von 26 Monaten ableisten; zudem gibt es eine 3 700 Mann
starke Polizeitruppe. Im türkisch-zyprischen Teil sind ungefähr 35 000
türkische Soldaten stationiert, die regulären Truppen umfassen etwa 4 000
Mann. Die Wehrpflicht dieser Streitkräfte beträgt 24 Monate. Die Vereinten
Nationen entsandten 1963 zur Überwachung der Demarkationslinie
Friedenstruppen nach Zypern. Mittlerweile sind etwa 1 200 UN-Soldaten auf
Zypern stationiert.
6 WIRTSCHAFT
Nach der Invasion durch türkische Truppen im Jahr 1974 kam die Wirtschaft
Zyperns nahezu zum Erliegen. Die landwirtschaftlich wichtigsten Regionen im
Norden mit den Getreide- und Kartoffelanbaugebieten, Fremdenverkehrszentren
wie Famagusta, gleichzeitig der bedeutendste Hafen, und Kyrenia sowie ein
beträchtlicher Teil der Industrieanlagen kamen dadurch in türkische Hand.
Trotz dieser Standortbenachteiligung, einer hohen Arbeitslosenrate wegen der
vielen Flüchtlinge aus dem Norden und den Kriegsschäden erlebte die
Wirtschaft Südzyperns einen überraschend schnellen Aufschwung; das
Wirtschaftsleben hatte sich bereits zu Beginn der achtziger Jahre weitgehend
normalisiert.
Nach der Teilung Zyperns in einen türkischen Norden und einen griechischen
Süden erlebte auch Nordzypern einen wirtschaftlichen Niedergang. Da etwa 200
000 Menschen in den Süden geflüchtet waren (ungefähr 45 000 türkische Zyprer
kamen in den Norden), fehlten Fachkräfte, um die industrielle Produktion
aufrechtzuerhalten und die Dienstleistungen in den Fremdenverkehrsorten zu
gewährleisten. Da die Republik Nordzypern aus politischen Gründen weltweit
nicht anerkannt und daher wirtschaftlich boykottiert wird, konnte sich die
Wirtschaft des Landes nicht erholen. Aufgrund der wirtschaftlichen
Abhängigkeit von der Türkei und der politischen Isolation ist die
wirtschaftliche Lage der Republik Nordzypern auch heute noch schwierig.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zyperns (einschließlich Nordzypern) beträgt
10 106 Millionen US-Dollar (2002; Dienstleistungen 71,7 Prozent, Industrie
23,2 Prozent, Landwirtschaft 5,1 Prozent); daraus errechnen sich ein BIP pro
Einwohner von 13 210 US-Dollar und eine Wachstumsrate von 4,11 Prozent
(1990–2002). Die Staatsverschuldung liegt bei 991 Millionen Zypern-Pfund
(1996), die Inflationsrate bei 3,37 Prozent (1990–2002). 5 Prozent der
Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt, 23 Prozent in der
Industrie und 68 Prozent im Dienstleistungssektor (2001).
6.1 Landwirtschaft
Ackerland auf Zypern Etwa 47 Prozent der Fläche von Zypern werden für
landwirtschaftliche Zwecke genutzt.Food and Agriculture Organization of the
United Nations
Noch immer ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes.
Hauptanbaugebiet ist die zentrale Ebene mit ihren fruchtbaren Böden, die
künstlich bewässert werden. Im Gebirge sind bei hohen Niederschlägen die
Böden der hochgelegenen ebenen Flächen meist vernässt und nur bedingt für
eine agrarische Nutzung geeignet. An den Hängen sind die Böden häufig
flachgründig und steinig. Die Mehrzahl der Parzellen ist klein, und die
meisten Ackerflächen werden nach einfachsten Methoden bearbeitet. 7,8
Prozent der Gesamtfläche werden als Ackerland genutzt. Die wichtigsten
Anbauprodukte sind Gemüse, Kartoffeln, Wein (vor allem im Süden),
Zitrusfrüchte, Gerste, Weizen, Johannisbrot, Oliven, Erdnüsse, Tabak sowie
Obst. Der Ertrag an Getreide und Oliven reicht nicht aus, den eigenen Bedarf
zu decken. Die Viehzucht spielt eine bedeutende Rolle: Neben Schafen und
Ziegen werden Schweine, Rinder, Esel, Maultiere und Pferde gezüchtet.
6.2 Bergbau
Kupfer und Pyrit wurden bereits in vorgeschichtlicher Zeit abgebaut. Zypern
war in der antiken Welt ein wichtiger Kupferlieferant; dieser mineralische
Rohstoff ist nach Zypern benannt (griechisch: Kypros). Heute werden noch
Kupfer, Chrom, Marmor und Ton abgebaut. Insgesamt kommt dem Bergbau jedoch
aufgrund der weitgehend bereits ausgebeuteten Lagerstätten eine immer
geringere Bedeutung zu.
6.3 Industrie
Das produzierende Gewerbe umfasst überwiegend die Verarbeitung von
Nahrungsmitteln und Tabak sowie die Herstellung von Textilien, Bekleidung,
chemischen Erzeugnissen und Lederwaren. Die industrielle Produktion erfolgt
sowohl im griechischen als auch im türkischen Teil Zyperns überwiegend in
Kleinbetrieben.
6.4 Währung und Außenhandel
Die Währung des Landes ist das Zypern-Pfund mit 100 Cents. Sie wird von der
Zentralbank ausgegeben. Die Türkische Lira ist die im nördlichen Zypern
gültige Währung. In beiden Teilen Zyperns ist die Handelsbilanz negativ: Die
Ausgaben für Importe übersteigen die Einnahmen für Exporte. Die
Hauptexportgüter des griechisch-zypriotischen Teils der Insel sind
landwirtschaftliche Erzeugnisse (hauptsächlich Kartoffeln, Tabak, Gemüse,
Zitrusfrüchte und Wein) und verarbeitete Produkte (vor allem Bekleidung).
Die bedeutendsten Einfuhrgüter sind Erdöl, Fahrzeuge, Textilien und
Getreide. Großbritannien, Russland, Libanon und Griechenland sind die
wichtigsten Handelspartner. Im türkisch-zyprischen Teil werden vorwiegend
Agrarprodukte (besonders Zitrusfrüchte) exportiert und Maschinen, Fahrzeuge
und chemische Produkte eingeführt. Die Türkei ist der wichtigste
Handelspartner und Geldgeber; Hauptabnehmer der türkisch-zyprischen
Exportgüter ist Großbritannien.
6.5 Verkehr
Das Straßennetz Zyperns hat eine Länge von 11 408 Kilometern (2001);
ungefähr die Hälfte davon ist asphaltiert. Es gibt nur sehr wenige
Straßenverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden. Das Land hat drei
internationale Flughäfen: in Larnaca und Páphos (griechischer Teil) und in
Tymbou (türkischer Teil); der Flughafen von Nikosia wurde 1974 geschlossen.
Die wichtigsten Häfen sind Larnaca und Limassol im Süden sowie Famagusta und
Kyrenia im Norden. Es gibt keine Eisenbahn auf der Insel.
Tourismus
Bereits nach der Erlangung der Unabhängigkeit
1960 wurde der Fremdenverkehr gezielt gefördert. Nach der Teilung 1974
erlebte die Tourismusbranche zunächst einen Einbruch, erholte sich jedoch im
Süden relativ schnell wieder, obwohl die wichtigsten Fremdenverkehrszentren
verloren gegangen waren. Vor allem in Limassol und Lárnaca entstanden neue
Anziehungspunkte. Während sich der Fremdenverkehr im griechisch-zyprischen
Teil zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelte (etwa 40 Prozent des
Exportvolumens), spielt er in Nordzypern eine geringere Rolle. Etwa 80
Prozent der Touristen kommen hier vom türkischen Festland und bringen daher
keine Devisen ins Land.
GESCHICHTE
Frühe Geschichte
Ruinen von Salamis Von der antiken Stadt Salamis
sind Teile erhalten bzw. wurden restauriert. Das Theater bot etwa 20 000
Zuschauern Platz.Spectrum Colour Library
Aufgrund von Kupfervorkommen gab es schon zur Bronzezeit (etwa seit 2500 v.
Chr.) Handelsbeziehungen nach Phönizien, Kreta und Ägypten. Die frühesten
schriftlichen Zeugnisse gehen auf die Zeit um 1450 v. Chr. zurück, als die
Ägypter unter Thutmosis’ III. Teile der Insel in Besitz genommen hatten. Die
Achäer besiedelten im Zuge ihrer Kolonienbildung die Insel zwischen 1400 und
1180 v. Chr. In den nachfolgenden Jahrhunderten gerieten die seit 900 v.
Chr. gegründeten Stadtkönigreiche an der Küste während des 8. Jahrhunderts
v. Chr. unter den Einfluss der Assyrer, später der Ägypter (um 550 v. Chr.)
und Perser (ab 525 v. Chr.).
Während der persischen Herrschaft unternahm König Euagoras I., Herrscher der
Stadt Salamis, den ersten in der Inselgeschichte belegten Versuch, die
Stadtstaaten Zyperns zu vereinigen. 391 v. Chr. führte Euagoras einen
Aufstand gegen die Perser an und ernannte sich zum Herrn der Insel. Kurz
nach seinem Tod fiel Zypern jedoch wieder an Persien zurück.
Während der folgenden 1 000 Jahre nahmen immer wieder andere Großmächte von
der Insel Besitz. Alexander der Große eroberte Zypern 333 v. Chr. Nach
seinem Tod 323 v. Chr. fiel die Insel wieder von 294 bis 58 v. Chr. an das
ptolemäische Ägypten. Danach annektierte Rom Zypern bis 390 n. Chr. Es
folgten die Byzantiner, die zahlreiche arabische Überfälle (ab 632) abwehren
mussten. 1191 wurde Zypern von den Truppen Richards I. von England erobert,
der die Herrschaft über die Insel an Guido von Lusignan übergab, den
nominellen König von Jerusalem. Unter der Lusignan-Dynastie wurden
zahlreiche Kreuzritterfestungen gebaut. 1489 konnte sich Venedig gegenüber
Genua im Streit um die Insel durchsetzen und herrschte bis 1571, als die
Osmanen nach Zypern kamen und bis 1878 die Oberherrschaft behielten. Da die
Türkei im Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78 eine Niederlage erlitten
hatte, musste sie die Insel räumen. Aufgrund der Beschlüsse des Berliner
Kongresses übernahm Großbritannien treuhänderisch die Verwaltung von Zypern.
7.2 Zypern unter britischer Verwaltung
Auf der Grundlage des Ermächtigungsabkommens, das das Osmanische Reich und
Großbritannien am 4. Juni 1878 unterzeichnet hatten, erhielt Großbritannien
für eine jährliche Pacht von circa 500 000 US-Dollar die uneingeschränkte
Macht über Zypern; das Osmanische Reich behielt das formelle Eigentumsrecht.
Als die Briten 1879 die Verwaltung übernahmen, wurde ihnen eine Petition vom
Erzbischof und der griechischen Bevölkerung vorgelegt, in der sie die Enosis
(Union) forderten, d. h. den politischen Anschluss Zyperns an das Königreich
Griechenland. London lehnte diese Forderung ab.
Der Eintritt des Osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg (1914-1918) an der
Seite der Mittelmächte hatte zur Folge, dass Großbritannien den Vertrag von
1878 im November 1914 annullierte und Zypern annektierte. Im Frieden von
Lausanne (1923) erkannte die Türkei die britische Annexion Zyperns an, und
zwei Jahre später wurde die Insel britische Kronkolonie.
1931 führte die Unzufriedenheit über die britische Mandatsmacht zu schweren
antibritischen Unruhen, die von den Briten niedergeschlagen wurden.
Großbritannien löste den gesetzgebenden Rat auf und verbot alle politischen
Parteien. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges (1945) erhob erneut die
Unabhängigkeitsbestrebung Enosis ihre Forderungen auf Selbständigkeit. Die
Mandatsmacht verabschiedete 1946 eine Verfassungsreform, die zur
Selbstverwaltung Zyperns führen sollte. Inzwischen hatten auch die populäre
Fortschrittspartei des werktätigen Volkes AKEL (Anorthotikon Komma
Ergazomenou Laou) und seit 1948 auch der Bischof Mihail Muskos, der spätere
Makarios III., der Enosis-Bewegung ihre volle Unterstützung zugesichert. Im
Januar 1950 lehnten die Briten das von ihm geforderte Plebiszit über die
Enosis ab. In einer Volksbefragung, die die Kirche durchführte, stimmten
jedoch 95,7 Prozent der griechischen Zyprioten für eine Union mit
Griechenland.
Im Oktober 1950 wurde Bischof Muskos als Makarios III. Erzbischof von
Zypern. Er war Anführer der Enosis, die mit Terrorakten ihres militärischen
Arms, der griechisch-nationalistischen Widerstandsbewegung EOKA (Ethniki
Organosis Kypriakou Agonos), gegen die Briten kämpfte. Seit 1953 war es zu
regelrechten Gefechten gekommen. Im August 1954 bemühte sich Griechenland
erfolglos darum, die Zypern-Frage vor die Vollversammlung der UN (United
Nations: Vereinte Nationen) zu bringen. Die Türkei machte immer wieder
deutlich, dass sie einem Zusammenschluss von Zypern und Griechenland nicht
zustimmen werde und beharrte auf seinen Gebietsansprüchen. Anfang 1956
verbannte die britische Regierung Erzbischof Makarios und den Bischof von
Kyrenia ins Exil auf die Seychellen. Auf Zypern wurde der Notstand
ausgerufen. Anfang 1957 setzte sich die Vollversammlung der UN für
Verhandlungen ein. Die EOKA forderte als Vorbedingung die Freilassung der
Kirchenmänner. Der Erzbischof wurde zwar freigelassen, doch er konnte nicht
nach Zypern zurückkehren.
Unabhängigkeit von Großbritannien
Ein von Großbritannien, Griechenland und der
Türkei in Zürich geschlossener Vertrag (1959) führte zu einer Einigung über
die allgemeine Form der Verfassung einer unabhängigen Republik Zypern.
Großbritannien behielt die Oberhoheit über zwei militärische Stützpunkte.
Erzbischof Makarios, der am 1. März nach Zypern zurückkehrte, wurde am 13.
Dezember zum Staatspräsidenten gewählt; Fazıl Küçük, ein türkischer Zyprer,
wurde Vizepräsident. Am 16. August 1960 proklamierte der Staatspräsident die
Unabhängigkeit Zyperns, das in die UN und den Commonwealth of Nations
aufgenommen wurde.
Im Dezember 1963 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der
griechischen und türkischen Volksgruppe, nachdem Makarios eine
Verfassungsänderung durchführen wollte, in der das Vetorecht der türkischen
Minderheit eingeschränkt werden sollte. Während die türkische Volksgruppe
die Teilung des Landes forderte, hielten die griechischen Zyprioten an einem
ungeteilten Staat fest. Die Gewaltakte mündeten in bürgerkriegsähnliche
Kämpfe, es kam zu regelrechten Pogromen gegen die türkische Minderheit.
Griechenland als auch die Türkei drohten mit Interventionen, britische
Truppen versuchten die Kämpfe zu unterbinden. Die UN entsandte eine
Friedenstruppe (UNIFICP), die die Insel kontrollieren sollte. Am 10. August
1964 wurde eine UN-Resolution, die den Waffenstillstand forderte,
angenommen. Damit endeten die Kämpfe zwischen den verfeindeten Gruppen. Die
Insel war aber faktisch durch die so genannte Green Line zwischen
griechischen und türkischen Gebieten geteilt. Die UN bemühte sich erfolglos
um eine Lösung des Konflikts.
Makarios wurde 1968 und 1973 in seinem Amt bestätigt. Anfang der siebziger
Jahre nahmen die Spannungen zwischen den Volksgruppen wieder zu und führten
zum Putsch vom 15. Juli 1974. Makarios wurde von Mitgliedern der
zypriotischen Nationalgarde seines Amtes enthoben. Die Nationalgarde, die
enge Verbindungen zur griechischen Regierung hatte, setzte Nikos Sampson,
den ehemaligen radikalen Führer der EOKA-Kampforganisation, der für das
brutale Vorgehen gegen die türkische Minderheit 1963 verantwortlich war, als
neuen Präsidenten ein. Sampson wurde jedoch am 23. Juli von Glafkos
Klerides, dem Präsidenten des zypriotischen Abgeordnetenhauses, abgelöst,
nachdem türkische Truppen am 20. Juli auf der Insel gelandet waren. Ende
August hatten die Türken nach schweren Kämpfen das nördliche Drittel der
Insel unter ihre Kontrolle gebracht. Im Dezember kehrte Makarios nach Zypern
zurück und übernahm erneut das Präsidentenamt.
Politische Spaltung
Glafkos John Klerides 1993 wurde Glafkos John
Klerides zum Staatspräsidenten der (griechischen) Republik Zypern gewählt
und 1998 im Amt bestätigt. Besonders in seiner zweiten Amtszeit bemühte er
sich nachdrücklich um einen Ausgleich mit der international nicht
anerkannten (türkischen) Republik Nordzypern und um die Wiedervereinigung
der Insel. Jedoch bevor eine Einigung erzielt werden konnte, musste er nach
einer Wahlniederlage im Februar 2003 aus dem Amt scheiden.AP/Wide World
Photos/Huynh Cong
Am 13. Februar 1975 wurde im türkisch besetzten Teil ein halbautonomer
„Türkischer Föderationsstaat Zypern” ausgerufen. In den 1975 unter
UN-Schirmherrschaft geführten Gesprächen wurde auf einen Föderationsstaat
mit griechischen und türkischen Zonen hingearbeitet. Die griechischen
Bewohner Zyperns bestanden nach wie vor auf eine zentrale Regierung für den
gesamten Staat, die Bewohner des türkischen Teils verlangten einen eigenen
gleichberechtigten Staat.
Nach dem Tod von Makarios (1977) wurde Spyros Kyprianou sein Nachfolger, der
im Februar 1983 wieder gewählt wurde. Rauf R. Denktasch der
türkisch-zyprische Präsident, erklärte im November 1983 den Norden der Insel
als Republik Nordzypern einseitig für unabhängig, die aber international nur
von der Türkei anerkannt wurde.
George Vassiliou setzte sich in den Präsidentschaftswahlen von 1988 gegen
Klerides und Kyprianou durch. 1991 nahm die UN eine Resolution an, die auf
die Gründung eines Föderationsstaates aus zwei politisch gleichgestellten
Sektoren drängte. Die Präsidentschaftswahlen von 1993 verlor Vassiliou gegen
Klerides, den Kandidaten der konservativen Demokratischen Sammlungsbewegung.
Bei den Parlamentswahlen vom Mai 1996 konnte sich die konservative
Regierungskoalition mit knapper Mehrheit durchsetzen. Stärkste Partei wurde
die von Staats- und Regierungschef Klerides geführte Demokratische
Sammlungsbewegung (DISY) vor der oppositionellen Prokommunistischen
Fortschrittspartei des werktätigen Volkes (AKEL).
Beide Inselteile blieben weiterhin voneinander getrennt. Der gesamte
Außenhandel Nordzyperns musste über die Türkei abgewickelt werden. Lediglich
Diplomaten, das Personal der Vereinten Nationen und manche ausländische
Geschäftsleute durften die Grenze überqueren. Im August 1996 kam es an der
Grenze zwischen beiden Teilen Zyperns zu Zwischenfällen, nachdem
griechisch-zypriotische Demonstranten in die von den Vereinten Nationen
kontrollierte Pufferzone vorgedrungen waren. Dabei wurden zwei griechische
Zyprioten von türkischen Streitkräften erschossen. Die Vorfälle führten zu
verschärften Spannungen auch zwischen den Regierungen in Athen und Ankara.
Im Februar 1998 wurde Klerides im Präsidentenamt bestätigt. Im März 1998
nahm die Europäische Union (EU) offiziell Beitrittsverhandlungen mit Zypern
auf; Zypern hatte bereits 1990 sein Beitrittsgesuch zur EU gestellt.
Aus den im Dezember 1998 abgehaltenen Parlamentswahlen der Republik
Nordzypern ging Ministerpräsident Derviş Eroğlu, der Vorsitzende der
Nationalen Einheitspartei, als Sieger hervor. Im Juli 1999 vereinbarten die
Republik Nordzypern und die Türkei die Bildung einer gemeinsamen
Wirtschaftszone. Bei den Präsidentschaftswahlen im April 2000 zog Eroğlu
nach einem ersten Wahlgang überraschend seine Kandidatur zurück. Eroğlu
erhielt nur 30 Prozent der Stimmen, während sein Gegenkandidat Rauf R.
Denktasch 43,6 Prozent der Stimmen gewann. Eroğlus Schritt machte eine
Stichwahl überflüssig. Denktasch begann mit seiner Vereidigung am 24. April
2000 seine zweite Amtszeit.
Bei den Parlamentswahlen vom 27. Mai 2001 erreichte die Fortschrittspartei (AKEL)
20 der zu vergebenden 56 Parlamentssitze und wurde damit stärkste politische
Kraft. Das bürgerliche Lager behauptet jedoch weiterhin die Mehrheit im
Parlament; die Demokratische Sammlungsbewegung (DISY) von Staatspräsident
Klerides erhielt 19 Mandate, die Demokratische Partei 9 Sitze.
Chance zur Wiedervereinigung
Im Dezember 2001 vereinbarten Klerides und
Denktasch die Aufnahme von Verhandlungen. Damit kamen sie einer Aufforderung
der EU nach, die die gesamte Insel als neuen Mitgliedsstaat aufnehmen
möchte. Die langwierigen, bis Juli 2002 dauernden Verhandlungen, in die sich
schließlich auch UN-Generalsekretär Kofi Annan einschaltete, brachten jedoch
keinen Durchbruch in den strittigen Fragen. Klerides forderte einen
einheitlichen Staat mit föderativer Verfassung, Denktasch eine Konföderation
zweier unabhängiger Staaten. Die Europäische Union bestand auf ihrer
Haltung, dass Zypern in dem Bündnis nur mit einer Regierung vertreten sein
könnte. Die Verhandlungen wurden auch durch die zwischenzeitliche Drohung
hochrangiger türkischer Politiker erschwert, im Fall eines EU-Beitritts des
griechischen Teils von Zypern den Nordteil der Insel zu annektieren.
Andererseits drohte der EU-Staat Griechenland mit einer Blockade der
geplanten Erweiterung der Union im Fall einer Verzögerung der Aufnahme
Zyperns.
Im November 2002 legten die Vereinten Nationen einen Plan zur Lösung des
Konflikts vor. Der Plan sah die Gründung eines Staatenbundes nach Schweizer
Vorbild vor. Der künftige Staat sollte demnach über eine gemeinsame
Bundesregierung sowie zwei gleichberechtigte Teilregierungen für die
griechische und türkische Bevölkerungsgruppe verfügen. Zudem sollte die
türkische Seite im Lauf von drei Jahren circa 8 Prozent des besetzten
Territoriums an den griechischen Teil der Insel zurückgeben. Außerdem sollte
ein stufenweiser Abzug der türkischen Militärkräfte aus Nordzypern erfolgen.
Bei den Präsidentschaftswahlen vom 16. Februar 2003 setzte sich Tassos
Papadopoulos von der oppositionellen Demokratischen Partei (DIKO) gegen
Amtsinhaber Glafkos Klerides durch. Am 1. März 2003 übernahm Papadopoulos
das Amt des Staatsoberhauptes.
Damit der UN-Plan zur Wiedervereinigung umgesetzt werden könne, forderte
UN-Generalsekretär Annan Papadopoulos und Denktasch auf, Referenden über
diesen Plan durchzuführen. Er bekräftigte die UN-Position, wonach die
Unterzeichnung des Planes bis Mitte April 2004 zu erfolgen habe; andernfalls
werde nur der griechische Teil Zyperns wie vorgesehen im Mai 2004 in die EU
aufgenommen.
Nach der Ablehnung der UN-Forderung nach einem Referendum durch die
türkisch-zyprische Seite erklärte Annan am 11. März 2003 die Bemühungen der
internationalen Staatengemeinschaft für gescheitert. Vertreter der EU
bekräftigten daraufhin erneut, Zypern dennoch im Mai 2004 in die EU
aufnehmen zu wollen. Dies bedeutet, dass rechtlich zwar die gesamte Insel
EU-Mitglied wird, das EU-Recht jedoch nur im griechisch-zypriotischen Teil
angewandt werden kann. In der Folgezeit kam es in Nordzypern, wo der
Großteil der Bevölkerung eine Wiedervereinigung befürwortet, zu großen
Demonstrationen gegen die Regierung Denktasch. Um die Lage in Nordzypern zu
beruhigen, ließ Denktasch im April 2003 überraschend die Grenze zwischen dem
türkischen Norden und dem griechischen Süden für Tagesbesuche öffnen; damit
waren erstmals seit fast 30 Jahren Besuche im jeweils anderen Teil der Insel
möglich. Die neue Reisefreiheit wurde von der Bevölkerung umfassend genutzt.
Bei den Parlamentswahlen im türkischen Nordzypern am 14. Dezember 2003
konnte die Opposition, die eine Wiedervereinigung mit dem griechischen Süden
und einen Beitritt zur EU bejaht, die Anzahl ihrer Sitze mehr als
verdoppeln, während die Regierungsparteien etwa ein Drittel ihrer Mandate
verloren – ein relativ deutliches Votum gegen die starre Position der
Regierung Denktasch. Allerdings kamen beide Lager, Regierung wie Opposition,
auf je 25 Sitze, so dass sich eine schwierige Pattsituation ergab. Mit der
Regierungsbildung beauftragte Denktasch den Führer der stärksten Partei,
Mehmet Ali Talat von der bisher oppositionellen Republikanisch-Türkischen
Partei (CTP). Talat bildete eine Koalition mit der Demokratischen Partei (DP),
einer der bisherigen Regierungsparteien, die von Denktaschs Sohn Serdar
Denktasch geführt wurde. Serdar Denktasch gilt als flexibler als sein Vater,
dem vorgeworfen wird, die zahlreichen internationalen Friedensmissionen
immer wieder zum Scheitern gebracht zu haben.
Talat strebte eine Lösung des Zypernproblems auf der Basis des UN-Planes bis
zum 1. Mai 2004 an, dem Termin des EU-Beitritts des griechischen Teiles von
Zypern. Im Januar 2004 erklärte sich auch die türkische Regierung zur
Wiederaufnahme von Verhandlungen auf der Basis des UN-Plans und unter dem
Dach der UN bereit; allerdings lehnten einflussreiche Teile des Militärs
eine Wiedervereinigung der Insel weiterhin prinzipiell ab. Griechenland
begrüßte die Aussicht auf neue Verhandlungen. Beide Seiten auf der Insel
selbst, die griechisch-zypriotische wie auch die türkisch-zyprische,
verlangten jedoch noch Änderungen an dem UN-Plan.
Im Februar 2004 legte Annan seine Vorgaben für eine neue Verhandlungsrunde
vor. Verhandlungsgrundlage war wieder der knapp ein Jahr zuvor gescheiterte
UN-Plan, aber der Zeitplan war angesichts des bevorstehenden EU-Beitritts
Zyperns am 1. Mai 2004 außerordentlich straff: Nach eintägigen
Auftaktsverhandlungen in New York sollten die beiden Seiten, griechische und
türkische Zyprer, bis längstens zum 25. März in Nikosia weiterverhandeln;
falls bis dahin noch keine Übereinkunft gefunden wäre, sollten anschließend
die so genannten Garantiemächte Griechenland und Türkei zu den Verhandlungen
hinzugezogen werden. Wäre dann noch keine Einigung zustande gekommen, würde
Annan selbst über die noch strittigen Punkte entscheiden und dieses Ergebnis
bis zum 31. März den beiden zyprischen Parteien sowie den Garantiemächten
vorlegen. Anschließend hätten beide Seiten 20 Tage Zeit, um jeweils in ihrem
Teil der Insel eine Volksabstimmung durchzuführen. Spräche sich dann nur
eine Volksgruppe gegen den Plan aus, könnte nur der griechische Süden – wie
geplant – am 1. Mai 2004 der EU beitreten.
Die Verhandlungen liefen entsprechend dem Zeitplan ab, und sie scheiterten
erneut – obwohl die beiden zyprischen Seiten unter erheblich größerem Druck
standen, zu einer Einigung zu kommen, als all die 30 Jahre zuvor seit der
Teilung der Insel 1974. Am Ende entschied Annan – wie angekündigt – einige
umstrittene Punkte. Die Türkei sowie der türkisch-zyprische
Verhandlungsführer Talat akzeptierten das Ergebnis, Griechenland und der
griechisch-zypriotische Vertreter Papadopoulos lehnten es ab, da ihrer
Meinung nach den Türken zu große Zugeständnisse gemacht wurden. Papadopoulos
forderte die griechischen Zyprioten auf, bei der für den 24. April 2004
anberaumten Volksabstimmung gegen den Wiedervereinigungsplan zu stimmen.
Denktasch auf der anderen Seite tat dasselbe, denn er lehnte im Gegensatz zu
der türkischen Regierung und seinem Ministerpräsidenten Talat den Plan
ebenfalls ab.
Bei der Volksabstimmung, die wie geplant am 24. April 2004 stattfand,
sprachen sich etwa 65 Prozent der türkischen Zyprer für eine
Wiedervereinigung mit dem griechischen Süden aus, während die griechischen
Zyprioten eine Wiedervereinigung mit rund 75 Prozent der Stimmen ablehnten.
Die Wiedervereinigung war somit – vorerst – gescheitert. Die Vereinten
Nationen, insbesondere Kofi Annan, bedauerten diesen Ausgang des
Referendums, die EU reagierte mit Kritik. Am 1. Mai 2004 trat nun zwar de
jure die gesamte Insel der EU bei, de facto jedoch nur der griechische
Süden.
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