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Mitte des 9. Jahrhunderts v. Chr. wurde das
umliegende Territorium, darunter der Seehafen Piräus, zum Stadtstaat von
Athen eingemeindet. Als die Monarchie durch die aristokratische Oberschicht
abgelöst wurde, standen dem gemeinen Bürger nur wenige Rechte zu. Die Stadt
wurde vom Rat der Ältesten regiert, der drei, später neun höchste Beamte,
Archonten, ernannte, die für Kriegsführung, Religion und Gesetz zuständig
waren.
Die Unzufriedenheit mit dem Adelsstaat löste 632 v. Chr. den erfolglosen
Versuch Kylons aus, eine Tyrannis zu errichten. Anhaltende Unruhen führten
621 v. Chr. zu einem strengen, aber erstmals schriftlich aufgezeichneten
Rechtskodex. Solon wurde schließlich 594 v. Chr. zum Archon ernannt. Er
setzte einen Rat, eine Volksversammlung und Gerichte ein, um die
innenpolitischen Verhältnisse zu stabilisieren. Er förderte den Handel,
reformierte das Münzsystem und lud ausländische Kaufleute in die Stadt ein.
Seine Reformen erzielten aber nur einen Teilerfolg.
Solon konnte auch nicht verhindern, dass sich 560 v. Chr. Peisistratos zum
Tyrannen erhob und den Adel endgültig entmachtete. Er vergrößerte den
Versammlungsort von Solons Rat auf der Agora, dem Marktplatz, und baute
einen neuen Tempel der
►Athene
(Schutzgöttin der Stadt) auf der Akropolis. Peisistratos förderte außerdem
Volksfeiern, wie das Panathenäen, das mit einer Prozession und Wettspielen
alle vier Jahre zu Ehren Athenes gefeiert wurde. Der Tyrann und seine Söhne
leisteten zwischen 560 und 510 v. Chr. viele öffentliche Arbeiten. 509 v.
Chr. führte Kleisthenes eine grundlegende Neuordnung des attischen Staates
durch, mit der er eine gleichmäßige politische Repräsentanz aller Teile
Attikas erreichte. Außerdem führte er das Scherbengericht ein.
Die Klassische Zeit
Tempel der Athene Nike, Athen Zu Ehren der Göttin
Athene Nike wurde 421 bis 425 v. Chr. auf der Akropolis von Athen ein Tempel
errichtet. Das Bauwerk, das in attisch-ionischer Ordnung errichtet wurde,
besitzt ein Relieffries, das Göttergruppen und Kämpfe gegen die Perser
zeigt.
480 v. Chr. wurde Athen von den Persern geplündert und beinahe völlig
zerstört. Der athenische Führer Themistokles begann nach dem Sieg über die
persischen Invasoren bei Salamis mit dem Wiederaufbau der Stadt. Zur
Befestigung wurden Wälle um Athen und Piräus errichtet. Seine Arbeit wurde
von Perikles um 450 v. Chr. fortgesetzt. Unter Perikles wuchs Athen zu einer
großen Stadt heran. Öffentliche Mittel wurden für den Neubau des Parthenons,
des Niketempels, des Erechtheions und anderer großer Bauwerke verwendet. Er
belebte die Agora, auf der mit dem Handel von Waren aus aller Welt begonnen
wurde.
Als Kopf des Delischen Bundes der griechischen Stadtstaaten wurde Athen nun
zu einer Reichsmacht. In den Gerichten der Stadt wurden Fälle aus dem
gesamten ägäischen Gebiet verhandelt. Die Kultur erlebte eine Blütezeit.
Große Tragödien und Komödien wurden im Dionysostheater unterhalb der
Akropolis aufgeführt, und im Zirkel des Perikles waren die führenden
Intellektuellen der Zeit zu finden. Die Stadt wurde mit ihrer demokratischen
Verfassung und ihrer brillanten Lebensart zur „Schule der Hellas”. In ihrer
Blütezeit umfasste die Stadt etwa 200 000 Einwohner, von denen 50 000
männliche Staatsbürger waren. Der Rest setzte sich aus Frauen, Ausländern
und Sklaven zusammen, denen das Staatsbürgerrecht vorenthalten wurde.
Nachdem Athen im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) durch Sparta eine
Niederlage erlitt, setzte der Niedergang der Stadt ein. Sokrates wurde zum
Freitod gezwungen, als er traditionelle Anschauungen in Frage stellte. Eine
pessimistische Einstellung bestimmte die Zeit. Trotzdem war die Philosophie
weiterhin ein reges Betätigungsfeld. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die
Philosophenschulen, Platons Akademie und das Lykeion des Aristoteles
gegründet. Demosthenes, Isokrates und andere ließen die Rhetorik als eine
Kunstform in den Bereich der schönen Künste aufsteigen.
Fremdherrschaft
Obwohl Athen 338 v. Chr. seine Unabhängigkeit an
Makedonien verlor, war die Stadt weiterhin ein bedeutendes Kulturzentrum.
146 v. Chr. fiel die Stadt an Rom, was die gute Beziehung zu den Römern erst
trübte, als diese Athen 86 v. Chr. plünderten und viele Bauwerke zerstörten.
Trotzdem blieb Athen vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die späte Antike das
geistige Zentrum herausragender Griechen und Römer. Im 3. Jahrhundert n.
Chr. wurde Athen von den einfallenden Goten belagert, die nur schwer
zurückgedrängt werden konnten. 529 n. Chr. schloss Kaiser Justinian die als
gottlos gebrandmarkten Philosophenschulen und beendete damit die klassische
Tradition der Stadt.
Während der byzantinischen Herrschaftszeit war Athen ein kulturelles
Notstandsgebiet. Viele der städtischen Kunstwerke wurden nach Konstantinopel
verfrachtet. Die Tempel wurden zu Kirchen umfunktioniert. Byzantinische
Kaiser statteten Athen manchmal eine Visite ab, doch verfiel die Stadt in
Bedeutungslosigkeit und verarmte. Nachdem die Kreuzfahrer 1204
Konstantinopel erobertet hatten, wurde Athen zu einem französischen
Feudalherzogtum. 1311 übernahmen die Katalanen die Herrschaft der Stadt. Sie
wurden im späten 14. Jahrhundert von einer florentinischen Dynastie
abgelöst.
Das Osmanische Reich errang 1458 die Macht über die Stadt. Das Parthenon,
als Haupttempel der Göttin Athene erbaut, wurde eine muslimische Moschee.
Unter türkischer Herrschaft wurde die Stadt weiterhin von Griechen
verwaltet. Das Parthenon erlitt 1687 schwere Schäden, als sich bei einem
venezianischen Bombardement die im Inneren gelagerten Schießpulverbestände
entzündeten.
Die moderne Zeit
Der Griechische Unabhängigkeitskrieg (1821-1833)
befreite die Stadt von den Türken und ließ sie zur Hauptstadt des heutigen
Griechenlands werden. Athen wurde in der Regierungszeit (1832-1862) von Otto
I. von deutschen Architekten, maßgeblich von Eduard Schauber, neu aufgebaut.
Vor seiner Entwicklung zu einem großen europäischen Handels- und
Industriezentrum im 20. Jahrhundert war Athen ein bedeutendes
Touristenzentrum, das wegen seiner antiken Bauwerke gefeiert wurde. Die
Stadt hat heute zeittypische Probleme, wie eine unregelmäßige
Stadtausdehnung und Luftverschmutzung. Am 7. September 1999 ereignete sich
in der griechischen Hauptstadt ein Erdbeben der Stärke 5,9 auf der
Richterskala. Dabei wurden einige Vororte im Norden der Stadt schwer
beschädigt.
1896 fanden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt, 2004
war die griechische Metropole erneut Austragungsort dieses Sportereignisses.
Die Einwohnerzahl in der Agglomeration beträgt etwa 3,12 Millionen (2000).
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