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Ramin Razani
kann seine Papierschnittarbeiten sicher ganz ruhig veröffnen - das kriegt
eh' keiner hin. |
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Ausstrahlung |

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Ausstrahlung Unter den zahlreichen
Phänomenen, die durch einen Ursprung und ein Feld gekennzeichnet sind,
fallen einige durch ihre merkwürdige und sonderbare Geometrie auf. |
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Konferenz der Pyramiden |

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Konferenz der Pyramiden In einer Zeit
großer Unordnung versammeln sich sogar die Königsgräber, königliche
Wächter der Landschaft, zur Beratung |
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Felsenblume In den Tiefen der Erde
existieren Matritzen für all unsere Formen - großartig, doch unbekannt. |
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Strebpfeiler |

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Strebpfeiler Einst drückte sich die
Dauerhaftigkeit eines Bauwerkes beredt aus. |
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Flying Dutchman |

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Flying Dutchman Vom Ufer aus erkennt man
einen Wirbel aus Schiffrümpfen, Segeln und Wellen. Für den Steuermann
dagegen handelt es sich nur um Wind. |
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König
der Würfel |

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König der Würfel Einst lebte ein König
mit vielen Ansichten, verschiedenen Dimensionen, wechselnden Stimmungen
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Brand |

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Brand Der unwiderstehliche Charme des
Feuers rechtfertigt in seiner zerstörerischen Dimension die Bestrafung
des Prometheus. |
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Auftauchen |

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Auftauchen Während man darauf wartet,
dass Aphrodite aus dem Schaum des Meeres geboren wird, erscheint aus dem
Papier die apollonische Geometrie. |
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Pueblo |

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Pueblo Dieses weise Volk
baute seine Häuser als Geflecht der Nachbarschaft - ein Spinnennetz der
Hierarchie. |
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Firmament |

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Firmament Nach den Jakuten, einem
sibirischen Steppenvolk, sind die Sterne die Fenster der Welt. Sie sind
Öffnungen, die ausgespart wurden, um die verschiedenen himmlischen
Sphären zu belüften. In den aztekischen Mythen (Mexiko), werden sie »Mimixcoatl«
(Wolkenschlangen) genannt - sie existierten vor der Sonne und dienten
ihr als Nahrung. In Guatemala verkörpere die Sterne noch in unseren
Tagen die Seelen der Verstorbenen und in Peru die Seelen der Gerechten.
Die Kalevala (Finnland) glauben, dass die Sterne aus Fragmenten der
kosmischen Eierschale entstanden sind. Laut türkisch-tatarischer
Überlieferung leuchtet in der Mitte des Himmels der Polarstern, der das
Himmelszelt wie ein Zelthäring festhält. In den meisten asiatischen
Traditionen markiert der Polarstern auf dem Gipfel des Weltgebirges die
Wohnstätte des höchsten uranischen Gottes. Der Stern von Bethlehem, der
die Geburt Jesu ankündigte, gleicht außerordentlichen kosmischen
Erscheinungen, die der Geburt beinahe aller Gottessöhne (Buddha
eingeschlossen) vorausgingen.
(Auszug aus »Dictionnaire des symboles« von Jean Chevalier, Editions
Robert Laffont, 1969)
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Mitla |

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Mitla
Die Region
Oaxaca wurde bis zum Jahr 800 von den Zapoteken beherrscht. Dann stiegen
die Mixteken von ihren Bergen herab, eroberten das Land der Zapoteken
und verbanden sich durch Heirat mit ihnen. Die Mixteken waren
hervorragende Kunsthandwerker, sehr geschickt in der Bearbeitung von
Alabaster, Bergkristall und Edelmetall sowie in der Kunst, Geschirr
vielfarbig zu gestalten. Die mit Steinmosaiken geschmückten Fassaden
mancher Zapoteken-Städte wie Mitla sind ein Zeichen für mixtekischen
Einfluss. Diese Mosaiken sind aus kleinen Teilen hellen Tuffsteins
zusammengesetzt, die mit der Präzision eines Uhrmachers aneinander
gesetzt wurden: Werke, die dieser exzellenten Kunsthandwerker würdig
sind. Unter dem Licht der strahlenden Sonne, des Mittelpunkts im Kult
des mexikanischen Volkes, erzeugen diese Mosaiken faszinierende
Schattenspiele.
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Simorgh |

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Simorgh Der mystische persische Dichter
Farid arrin Attar (1150-1230) erzählt in seinem bekanntesten Gedicht »Mantiq
at-tayr« Vogelgespräche): Eines Tages lässt der arare König der Vögel,
der Simorgh, in derMitte Chinas eine glänzende Feder Die Vögel finden
sie und beschließen, sich auf die Suche nach ihm zu machen, um ihre
bisherige Anarchie
zu beenden. Sie wissen, dass seine Festung sich im Qaf befindet, dem
kreisförmigen Gebirge, das die Erde umschließt. Sie stürzen sich in
dieses schier endlose Abenteuer und durchqueren sieben Täler und sieben
Meere. Viele der Pilger geben auf, andere kommen um. Nur dreißig, durch
ihre Mühen geläutert, setzen den Fuß auf den Berg des Simorgh. Sie
erheben schließlich die Augen und erkennen, dass sie selbst der Simorgh
sind (dessen Name wörtlich übersetzt »Dreißig Vögel« heißt) und dass der
Simorgh jeder einzelne von ihnen und allen ist.
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Chimärenwesen |

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Chimärenwesen
Baoulé-Yaouré, Elfenbeinküste
Die seltsame Kreuzung halb Mensch/halb Büffel dieser afrikanischen
Maske erinnert an eine ähnliche, weit berühmtere Kreuzung aus der
griechischen Mythologie: den Minotaurus.
Zur Hälfte Mann, zur Hälfte Stier wurde der Minotaurus aus der Liebe
zwischen Pasiphae, der Frau des kretischen Königs Minos, und einem
weißen Stier von wunderbarer Schönheit geboren, den Poseidon aus dem
Meer aufsteigen ließ. Minos tötete den monströsen Sohn nicht, sondern
befahl Dädalus, Urheber des Kunstgriffes, der die Erfüllung dieser
Liebesverhältnisse erlaubt, ein Labyrinth
zu bauen, wo der Minotaurus eingesperrt und verborgen werden sollte. Der
Minotaurus fraß Menschenfleisch. Um ihn zu ernähren, forderte der
kretische König von Athen alle neun Jahre einen Tribut von je sieben
Jünglingen und Jungfrauen. Theseus, der Sohn des athenischen Königs
Aigeus, beschloss, seine Heimat von diesem Tribut zu befreien und
stellte sich freiwillig zur Verfügung. Ariadne, die Tochter des Minos,
gab ihm einen Faden, damit er sich nicht in den Gängen des Labyrinths
verlaufen solle. Der Held tötete den Minotaurus und konnte das Labyrinth
wieder verlassen.
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Quetzalcoatl |

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Quetzalcoatl Quetzalcoatl Teotihuacan
(Gottesstadt), Mexiko Quetzalcoatl (Gefiederte Schlange), der
bedeutendste der mexikanischen Götter aus präkolumbianischer Zeit, wird
als Schöpfer des Menschen angesehen. Der Mythos des Quetzalcoatl
erzählt, dass er König der Stadt Tollan war und in absoluter Keuschheit
lebte. Die Dämonen beschlossen, ihn zu stürzen. Einer von ihnen,
Tezcatlipoca (Rauchender Spiegel), schenkte ihm einen doppelten Spiegel.
Als Quetzalcoatl darin sein Antlitz erblickte, erschrak er sehr. Von den
Dämonen verführt, berauschte er sich und schlief mit der schönen
Quetzalpetatl. Verzweifelt
über das, was er für die fürchterlichste Sünde hielt, beschloss er, sich
selbst zu bestrafen: Er verließ sein geliebtes Königreich, reiste nach
Osten und starb den Opfertod im Feuer. Danach nahm er die Gestalt eines
Hundes (Xolotl) an und begab sich auf eine achttägige Reise ins Reich
der Toten, an deren Ende sein Herz sich in Gestalt des Planeten Venus
zum Himmel erhob.
Die mexikanischen Völker haben stets an die Rückkehr des Quetzalcoatl
geglaubt. Der letzte aztekische König, Montezuma, sah im Führer der
spanischen Conquista, Hernan Cortes, der von Osten kam, die
Personifikation des Quetzalcoatl und übergab ihm sein Reich. |
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Ulrich und Sankt Afra
- Augsburg |

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St. Ulrich und Afra Augsburg, Deutschland
Die Menschheitsgeschichte ist übersät von Katastrophen, die durch die
Intoleranz gegenüber anderen Einstellungen und Überzeugungen
hervorgerufen wurden. Seit der Antike häufen sich Verfolgungen und
Kriege im Namen der Religion: die Römer gegen die ersten Christen, die
Kreuzzüge gegen die Muslime im Mittelalter, die Christen gegen die Juden
mit der Inquisition in Spanien... Oft waren die Konflikte nach
Spaltungen innerhalb derselben Glaubensrichtung nicht weniger gewaltig:
im Islam zwischen den Schiiten und den Sunniten und im Christentum
zwischen den Katholiken und den Protestanten. Letzterer Konflikt hat in
der Bartholomäusnacht in Paris, am 24. August 1572, 30 000 Menschen das
Leben gekostet.
Aber mit gutem Willen haben es die Menschen auch verstanden, in Toleranz
und gegenseitigem Respekt zusammenleben. Die evangelische
St.-Ulrichs-Kirche und die katholische Basilika St. Ulrich und Afra in
Augsburg, die direkt nebeneinander erbaut wurden, sind ein Symbol für
Frieden und Toleranz gerade in unserer Zeit, in der religiöse und
ethnische Konflikte bedrohlich zunehmen.
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Guernica |

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Guernica nach Pablo Picasso Während des
spanischen Bürgerkriegs griffen am 26. April 1937 deutsche Flugzeuge
unter dem Befehl von General Franco die baskische Stadt Guernica an, die
sich für die Republik entschieden hatte. Stundenlang warfen sie Brand-
und Sprengbomben von enormer Durchschlagskraft ab. Von den 7000
Einwohnern wurden 1654 getötet und 889 verletzt. Dieses Ereignis
schockierte die ganze Welt: Es war der erste systematische kaltblütige
Angriff auf Zivilbevölkerung. Der spanische Maler Pablo Picasso
reagierte sofort seinem Wesen entsprechend: Im Monat Mai, der auf den
Angriff folgte, malte er ein 6 x 3,50 Meter großes Bild, das den Namen
der Stadt trug. Darin drückte er seine generelle Verurteilung jeglicher
Gewalt gegen die Unversehrtheit des Menschen aus. »Das ist die erste
entschiedene Intervention der Kultur im politischen Kampf: Auf die
Reaktion, die sich in Zerstörung ausdrückt, antwortet die demokratische
Kultur durch die Hand Picassos, indem sie ein Meisterwerk schafft.« (G.C.
Argan, L’arte moderna, Florenz 1970)
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Das
letzte Abendmahl |

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Das Letzte Abendmahl nach Leonardo da Vinci
Durch die Verbreitung der Fotografie erscheint uns die
Zentralperspektive beinahe wie ein Naturgesetz. Aber sie hat sich
langsam entwickelt und erst 1420 dank den großen Renaissancekünstlern in
Florenz endgültig durchgesetzt. Über diese geometrische Konstruktion
hinaus wandten die Maler andere Verfahren an, um den Raum realistisch
darzustellen. Leonardo zitiert drei davon: Die Entfernung wird durch
immer kleinere Gegenstände wiedergegeben, die weniger scharf begrenzt
und farblich abgesetzt sind. Diese Techniken wurden von Leonardo mit
großer Meisterschaft im Letzten Abendmahl angewendet, das er zwischen
1495 und 1497 auf die Rückwand des Refektoriums in einem Mailänder
Kloster malte. Dort wird die Kontinuität zwischen dem tatsächlichen Raum
des Saales und dem virtuellen der Malerei sichtbar. Dieser Eindruck
räumlicher Kontinuität ändert sich nicht spürbar, wenn man seinen
Standort im Saal wechselt. Daher scheint es, dass Leonardo durch dieses
Mittel alle Betrachter am Ereignis der Szene teilhaben lassen wollte. |
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