Michelagniolo di Ludovica di Lionardi di Buonarroti Simioni - genannt Michelangelo - von 1475 in Caprese bis 1564 in Rom |
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Michelangelo Buonarroti, eigentlich Michelagniolo di Ludovico di Lionardo di Buonarroti Simoni (1475-1564), Florentiner Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter, neben Leonardo da Vinci bedeutendster Repräsentant der italienischen Hochrenaissance und Wegbereiter des Manierismus. |
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1. Biografie 2. Werkbeispiele 3. Linkliste |
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1. Biografie |
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Als gewaltigste Künstlerpersönlichkeit der italienischen Renaissance galt zu
seiner Zeit und gilt noch heute Michelangelo. Dieses Urteil beruht sowohl
auf der absoluten -L IL Höhe seines Künstlertums wie auch auf der
Vielseitigkeit seiner Begabung, die ihn auf drei Gebieten, der Plastik, der
Malerei und der Architektur, Werke von einmaliger schöpferischer
Originalität hervorbringen ließ. Am 6. März 147 5 in Caprese als zweiter Sohn des dortigen Bürgermeisters Lodovico di Lionardo Simoni aus der Familie der Buonarroti geboren, verbrachte er seine Jugend in Florenz, der Stadt, in der damals die Kultur der italienischen Frührenaissance ihre glänzendste Ausprägung erfuhr. Das war nicht zuletzt der Gunst der wirtschaftlichen Verhältnisse zu verdanken, die es gerade dieser Stadt und ihren Körperschaften ermöglichten, den Künstlern große Aufgaben zu stellen, was sich noch steigerte, als Cosimo I. aus dem Geschlecht der bürgerlichen Kaufmanns- und Bankiersfamilie der Medici die tatsächliche Herrschaft im an sich demokratischen Florenz übernahm. Unter seiner Regierung (1434-1464) erreichte die Stadt den Höhepunkt ihres wirtschaftlichen Potentials, und Cosimo selbst benutzte einen bedeutenden Teil seines riesigen Vermögens dazu, Kunst und Wissenschaft zu fördern. Sein Erbe trat sein Enkel Lorenzo an (1469-1492), nach Niederschlagung des vom Adel organisierten Pazzi-Aufstandes (1478) unumschränkter Herr der Stadt, und entfaltete eine Hofhaltung von solchem Glanz, dass er unter dem Namen „Il Magnifico" („Der Prächtige") in die Geschichte eingegangen ist. Diese Herrschaft eines Einzelnen wurde allmählich als Tyrannis empfunden, und es bedurfte nur eines Anlasses, um die Gegenkräfte der Bürgerschaft auf den Plan zu rufen. Den gab der fanatische Dominikanermönch Savonarola. Mit Donnerstimme predigte er gegen Verweltlichung durch Kunst, Wissenschaft und süßes Leben und richtete dabei seine Angriffe auch gegen den herrschenden Medici und seinen Kreis. Die Folge war die Austreibung der Medici aus Florenz, die freilich der 1492 gestorbene Magnifico nicht mehr erlebte. Aber nach Meinung der Kurie hatte Savonarola, allzu eigenmächtig, den Bogen überspannt. Man machte ihm den Prozess: er wurde gehenkt, sein Leichnam öffentlich verbrannt. Das war der lokalgeschichtliche Hintergrund, vor dem Michelangelo seine Laufbahn als Künstler begann. Entgegen den Absichten des Vaters, der den Sohn zum Gelehrten bestimmen wollte, trat Michelangelo 1488 in die Malerwerkstatt des Domenico Ghirlandajo ein, verließ sie jedoch schon nach einem Jahr, weil Eifersucht des Meisters auf die Leistungen des Lehrlings das Verhältnis zwischen ihnen getrübt hatte und sich eine äußerst günstige Gelegenheit für eine andere Lehrstelle bot. Der Magnifico besaß nämlich ein Casino mit Garten und einer Sammlung antiker Statuen und sonstiger Kunstwerke, betreut von dem Bildhauer Bertoldo di Giovanni, unter dessen Leitung die Sammlung zugleich der Ausbildung junger Künstler dienen sollte. Dort fand Michelangelo Aufnahme, und der Medici muss die hohe Begabung des erst Fünfzehnjährigen bald erkannt haben, denn er ließ ihn in seinem Hause wohnen und an seiner Tafel essen, zusammen mit den eigenen Söhnen. Zwei Jahre, bis zum Tode des Magnifico, hat Michelangelo dort gewohnt, und dieses von Dichtern und Gelehrten besuchte geistvolle Haus muss ihm manche Anregung gegeben haben. Danach zog er wieder zu seinem Vater, verließ aber in Vorahnung der Vertreibung der Medici, die sich auch auf ihn ungünstig auswirken musste, 1494 Florenz, um zunächst nach Venedig und dann nach Bologna zu gehen. Im Garten der Medici hatte sich Michelangelos Wendung zur Bildhauerkunst vollzogen. Hier erhielt er auch von einem Rivalen jenen Faustschlag, der ihm das Nasenbein brach und ihn für sein ganzes Leben entstellte. Wir hören von ersten Bildhauerarbeiten, von denen sich aus jener Zeit aber nur zwei Marmorreliefs erhalten haben: „Die Madonna an der Treppe", die im Unterschied von der traditionellen Lieblichkeit italienischer Madonnen etwas von der hoheitsvollen Gewalt vorwegnimmt, die Michelangelo später den Sibyllen der Sixtinischen Decke verleihen sollte, und der antiken Vorbildern nacheifernde „Kentaurenkampf". Auch dieses Werk mit seiner Fülle männlicher Aktfiguren in den verschiedensten Bewegungsstadien deutete auf künftige Arbeiten voraus. Sicher erlebte Michelangelo damals auch die Predigten Savonarolas und erfuhr eine religiöse Erschütterung, die sich aber erst später voll auswirken sollte. In Bologna blieb Michelangelo etwa ein Jahr und arbeitete dort für den unvollendet gebliebenen Prunksarkophag des Hl. Dominikus in der Kirche S. Domenico drei Statuetten, darunter einen Leuchterengel, in Abkehr von der gotisierenden Zierlichkeit der Frührenaissance zur Breite und Rundung der Hochrenaissance. Nach kurzem Zwischenaufenthalt in dem noch immer unter der Nachwirkung der Kunstfeindlichkeit Savonarolas stehenden Florenz wandte Michelangelo sich 1496 nach Rom. In dieser seiner ersten, etwa fünf Jahre währenden römischen Zeit entstanden zwei Marmorwerke von wiederum gegensätzlicher, sowohl der Antike wie dem Christentum verpflichteter Thematik: die überlebensgroße Statue des ..Bacchus" und die „Pietà", eine Schöpfung, in der die Meisterschaft Michelangelos zum ersten mal voll hervortrat. 15 o 1 finden wir ihn wieder in Florenz. Als Bildhauer schuf er hier die „Madonna von Brügge", zwei ebenfalls dem Madonnenthema gewidmete Marmortondi (Rundreliefs), den unvollendet gebliebenen „Matthäus" und vor allem den „David", die völlig nackte Riesenfigur des zornigen Jünglings, die den Ruhm des Künstlers weithin begründete. Als Maler beschäftigte ihn neben dem Rundbild der „Madonna Doni" der höchst ehrenvolle Auftrag, auf einer Wand des Stadtpalastes die für die Florentiner siegreiche Schlacht von Cascina darzustellen, als Gegenstück zu Leonardos Fresko der Anghiarischlacht. Einigermaßen fertig wurde aber nur der eine Episode dieser Schlacht schildernde Karton der „Badenden Soldaten", ein von den Zeitgenossen bewundertes Kompendium aller möglichen Aktionen nackter männlicher Körper. Folgenreichstes Ereignis der Laufbahn Michelangelos wurde seine Berufung nach Rom durch Julius 11., den gewaltigsten aller Renaissancepäpste, der 1503 den Stuhl Petri bestiegen hatte. In den zehn Jahren seiner Herrschaft hat er durch Konsolidierung und Vergrößerung des Kirchenstaates die politische Führung in Italien erreicht und durch Heranziehung der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten Rom zu jenem Zentrum abendländischer Kultur erhoben, das es Jahrhunderte hindurch geblieben ist, und was bisher Florenz für die Entfaltung der Renaissancekunst bedeutet hatte, das bedeutete jetzt Rom. Michelangelo sollte dem Papst sein in der Peterskirche aufzustellendes, auf höchste Ansprüche abgestimmtes Grabmal schaffen. im Frühjahr 1505 brach er nach Rom auf. Sein ungeheuerlicher Entwurf mit mehr als 40 Statuen fand die Billigung des Papstes, und Michelangelo ging auf acht Monate nach Carrara, um dort das Brechen der Marmorblöcke zu überwachen. Nach seiner Rückkehr stellte sich aber heraus, dass der Papst das Interesse an diesem Projekt zunächst verloren hatte, weil ihn ein noch größeres beschäftigte, der Neubau von St. Peter. Michelangelo fühlte sich zurückgesetzt, ja gedemütigt, und im April 15o6, am Tage vor der Grundsteinlegung von St. Peter, verließ er heimlich die Stadt, um nach Florenz zurückzukehren. Dergleichen hatte bisher noch kein Künstler gewagt! Die Versuche, ihn wieder für den Papst zu gewinnen, glückten erst am Ende des Jahres, als der damals in Bologna weilende Papst ihn zu sich befahl. Die Versöhnung wurde besiegelt durch den Auftrag für eine überlebensgroße Sitzfigur Julius' II. in Bronze über einem Portal der Kirche S. Petronio in Bologna. Nach Erfüllung des Auftrages kehrte Michelangelo nach Florenz zurück und widmete sich dort liegen gebliebenen Arbeiten. Die Papstfigur aber fiel wenige Jahre nach ihrer Vollendung politischen Umtrieben zum Opfer. Ein neuer päpstlicher Auftrag rief ihn 1508 wiederum nach Rom: Die Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle. Die nun folgenden Jahre waren ausschließlich diesem Werk gewidmet, dessen Kenntnis in der vorliegenden Mappe vermittelt wird. Zunächst gilt es jedoch, den weiteren Schaffensweg des Künstlers zu verfolgen. Julius Il. starb 1513, und die so lange zurückgestellte Frage seines Grabmals wurde mit einemmal wieder akut. Im Auftrag der Erben begann Michelangelo sogleich mit der Arbeit nach einem zweiten, nicht mehr so aufwendigen Entwurf. Damals entstanden der „Moses" und die beiden „Sklaven", aber schon 1516 musste Michelangelo die Arbeit wieder einstellen, um auf Befehl des jetzt regierenden Papstes Leos X. eine neue gewaltige Aufgabe zu übernehmen, die Konstruktion einer Fassade für die Kirche S. Lorenzo in Florenz. Widrige Umstände verhinderten das Zustandekommen, und 1520 wurde das Projekt aufgegeben. Auch in der Folgezeit kam Michelangelo nicht dazu, am „Grabmal" weiterzuarbeiten, da sich immer neue Aufträge dazwischendrängten, die den Päpsten wichtiger waren als jenes Werk zum Ruhme eines ihrer Vorgänger. Erst 1545 wurde es nach einem letzten kurzen Anlauf als Torso aufgestellt, nicht in St. Peter, sondern in der kleinen Kirche S. Pietro in Vincoli und mit nur drei Figuren von der Hand des Meisters, während die zwei ursprünglich dafür vorgesehenen „Sklaven" später in den Louvre gelangt sind. Die ungeheure Kraft des Bildhauers scheint gesammelt in der weit überlebensgroßen Sitzfigur des „Moses". Ihre Formengewalt ist erschreckend und hat vornehmlich dazu beigetragen, die „Terribilitä" als eine Grundeigenschaft Michelangelos zu bezeichnen. Von den beiden „Sklaven", nach Condivi, dem ersten Biographen des Künstlers, Allegorien der durch den Tod Julius' 11. gefesselten Künste, hat besonders „Der sterbende Sklave" die Bewunderung der Nachwelt gefunden, eine geschmeidige, edel geformte nackte Jünglingsgestalt, die sich in einen zwischen Tod und Schlaf schwebenden Dämmerzustand sinken lässt. Die zuletzt entstandenen Figuren sind ebenfalls Allegorien, „Rahel", die des beschaulichen, „Lea", die des tätigen Lebens. Sie bleiben jedoch hinter den früheren Schöpfungen des Meisters zurück. Noch im gleichen Jahr 1520, als das Fassadenprojekt von S. Lorenzo fallen gelassen wurde, hatte sich die große Aufgabe abzuzeichnen begonnen, die das zentrale Anliegen Michelangelos während seines noch fast anderthalb Jahrzehnte währenden Aufenthaltes in Florenz werden sollte: Die Grabkapelle der Medici. Der Auftrag dazu kam vom Nachfolger Julius' lI., dem Mediceerpapst Leo X., Sohn des Magnifico. Es galt, der Familienkirche S. Lorenzo eine zweite Sakristei hinzuzufügen und diese zu einer Grabkapelle der Medici auszugestalten. Aber kaum lagen die ersten Entwürfe vor, da starb r 521 Leo X., und erst sein Vetter, seit 1523 Papst Clemens VII., nahm sich der Sache wieder an; ja er erteilte Michelangelo noch einen weiteren Auftrag, die Errichtung eines neuen Gebäudes für die mediceische Bibliothek. Politische Ereignisse machten dem Künstler Ruhe und Stetigkeit des Arbeitens unmöglich. Die seit 1512 in Florenz wieder regierenden Medici hatten sich dort inzwischen erneut verhasst gemacht und wurden 1527 abermals vertrieben. Michelangelo hatte sich zur Republik und damit gegen die Medici bekannt, und als die Stadt 15 3 0 vor der vereinigten kaiserlichen und päpstlichen Macht kapitulieren musste, wurden alle Gegner der Medici verhaftet. Mit Michelangelo wurde Nachsicht geübt, er konnte sich wieder den Arbeiten für die Grabkapelle zuwenden, musste sie aber im Stich lassen, als ihn 15 34 der neue Auftrag des Papstes nach Rom rief, das „Jüngste Gericht" auf die Altarwand der Sixtinischen Kapelle zu malen. Rom wurde von da ab sein dauernder Aufenthalt. Die Grabkapelle oder „Neue Sakristei" war nach dem Muster der von Brunelleschi geschaffenen ..Alten Sakristei" begonnen und von Michelangelo vollendet worden; jedoch der reiche Inhalt, mit dem er und sein Auftraggeber sie im Geist ausgestattet hatten, ist Fragment geblieben. Außer den an den Seitenwänden in der Höhe thronenden Sitzfiguren zweier Angehöriger aus der Linie des Magnifico, seines Sohnes Giuliano und seines Enkels Lorenzo '„Il Pensieroso"), einer Madonna und den beiden wohl von Gehilfen gearbeiteten Schutzheiligen der Medici, haben vor allem die als Verkörperungen der vier Tageszeiten geltenden, au den Sarkophagen liegenden Figuren den Ruhm dieser Kapelle durch die Jahrhunderte getragen. Von den beiden Gestalten der „Nacht" und des „Morgens", den einzigen gemeißelten weiblichen Aktfiguren Michelangelos, darf der „Morgen" (,Aurora") als eine der schönsten Schöpfungen seiner Hand angesprochen werden, ein von allen irdischen Unzulänglichkeiten freies. zur Vollkommenheit einer Göttin erhobenes Weib. Ihrer strahlenden Erscheinung ist die in dumpfem Schlaf ruhende „Nacht" entgegengesetzt, ein weibliches Wesen, das den Zenit des Lebens bereits überschritten hat. Den „Abend" gab Michelangelo als müde hin gelagerten alten Mann, den „Tag" als Heros mit den gewaltigen Formen eines Herkules. Über die zeitliche Entstehung wissen wir nur soviel, dass die Ausführung erst 1524 ernstlich begann und 15 34 abgebrochen wurde. Da Clemens VII. kurz nach Michelangelos Eintreffen in Rom gestorben war, zögerte dieser zunächst. das „Jüngste Gericht" in Angriff zu nehmen und beugte sich erst dem Machtwort des neuen Papstes Pauls III. Nur von einem Farbenreiber unterstützt, begann er 1536 die ungeheure Arbeit an dem 17 m hohen und 13,5 m breiten Riesenwerk, das er in einem wahren Schaffensrausch vollendete und das schon am 31. Oktober 1541 enthüllt werden konnte. ..Ganz Rom, ja die ganze Welt stand voller Bewunderung, voller Erschütterung davor", so schrieb damals Vasari, der Chronist der italienischen Kunst. Leider ist das Fresko durch Kerzenruß, Übermalungen und schlechte Restaurierungen schwer mitgenommen; dennoch vermag sich auch heute niemand der Gewalt dieser Komposition von 391 in vielfältiger Aktion befindlichen, z. T. überlebensgroßen Figuren zu entziehen. Posaunenstöße rufen die Toten vor den Richter. Sie steigen aus ihren Gräbern hinauf zu dem Schauplatz droben, wo Christus thront, umgeben von einem unabsehbaren Gefolge heiliger Männer und Frauen. Er selbst, eine athletische, fast nackte Gestalt mit schönen Gesichtszügen. überantwortet mit erhobener Hand die Sünder der ewigen Verdammung. Von Teufeln herabgezerrt, stürzen sie in den höllischen Abgrund. Noch niemals war dieses figurenreichste Thema der christlichen Kunst in solcher Einheitlichkeit dargestellt worden, formal und geistig zusammengehalten durch den vom Weltenrichter ausgehenden übermächtigen- Impuls, der wie mit einem Schlage alle durchfährt. Nicht der Gedanke der Erlösung dominiert hier, sondern der der Verdammung. Die heitere Weltfreudigkeit, die noch die Kunst eines Raffael umstrahlt hatte, war dahin. Die katholische Kirche musste ihre durch Luther erschütterte Position verteidigen, wenn es nötig sein sollte, mit Feuer und Schwert, und so schuf der tief2läubige Künstler seine monumentale Schau im Zeichen von Gewalt, Unerbittlichkeit und Schrecken. Anschließend malte er im Auftrage Pauls III. für die Capella Paolina des Vatikans noch zwei u eitere große Fresken, die „Bekehrung Sauli" und die „Kreuzigung Petri",, Arbeiten, die sich bis 15 5o hinzogen. Danach hat Michelangelo den Pinsel endgültig aus der Hand gelegt. Auch bildhauerische Aufträge hat er nicht mehr angenommen, denn die jetzt begonnenen Skulpturen waren ganz persönliche Auseinandersetzungen des Künstlers mit dem Christusthema, um das seine Gedanken kreisten. Religiöse Gespräche mit der geistvollen Freundin Vittoria Colonna, der einzigen Frau, mit der ihn eine tiefe, allerdings rein platonische Neigung verband, hatten ihn darin bestärkt, und die Antike, die seiner Jugend soviel bedeutet hatte. war ihm seit seiner Übersiedlung nach Rom in immer weitere Fernen gerückt. Auch sein schon seit langem bestehendes Bedürfnis, Gedanken und Gefühle in dichterische Form zu kleiden, erfuhr jetzt einen mächtigen Auftrieb. Es sind Gedichte von oft dunklem Inhalt als Ergebnisse eines selbstgrüblerischen, schwermütigen Seelenzustandes mit Gedanken an den Tod in vielfachen Wendungen. Seit 1550 arbeitete Michelangelo an der „Florentiner Pietà" (Florenz, Dom) wahrscheinlich gedacht als Monument für das eigene, nicht mehr allzu ferne Grab, genial konzipiert, aber noch während der Ausführung schwer beschädigt und dann unvollendet geblieben. Auch die von anderer Hand überarbeitete „Pietà Palestrina" (Florenz, Akademie) gehört in diesen Zusammenhang. Letztes Werk, an dem er noch bis wenige Tage vor seinem Tode gearbeitet hat, ist die „Pietà Rondanini" (Mailand, Museo Castello Sforzesco), nur als Fragment auf uns gekommen, aber in der Art, wie Maria den toten Sohn in ihren Armen hält, wohl die tiefste Gestaltung des Pietá-Themas überhaupt. Dieses „Nonfinito" der letzten Skulpturen ist bezeichnend für das gesamte bildhauerische Werk Michelangelos, von dem im Unterschied zu seiner Malerei ein erheblicher Teil unvollendet geblieben ist. Aber wir wissen nicht, wie weit dies jeweils an äußeren Umständen lag und wie weit es in der Persönlichkeit des Künstlers begründet war. Über den ersten Schritten Michelangelos als Architekt waltete ein Unstern. Der 1516 erteilte Auftrag für die Fassade von S. Lorenzo in Florenz war zurückgezogen worden, nachdem Michelangelo drei kostbare Jahre daran verschwendet hatte. Der Bau der Biblioteca Laurenziana blieb infolge der politischen Wirren in Florenz und der erzwungenen Übersiedlung Michelangelos nach Rom in den Anfängen stecken und konnte erst seit 1559 nach einem Tonmodell des Vestibüls von anderen fertig ausgeführt werden. In diesem hatte Michelangelo ganz neue architektonische Möglichkeiten entwickelt, die eine viel spätere Zeit in ihrem vollen Umfang wahrgenommen hat. Seit etwa 1546 begannen die Erweiterungsbauten am Familienpalast Pauls III., dem Palazzo Farnese, der dank dem Beitrag Michelangelos der großartigste aller römischen Renaissancepaläste geworden ist. Am i. Januar 15 47 setzte der Papst Michelangelo als obersten Bauleiter der Peterskirche ein, die dieser im Anschluss an den Entwurf Bramantes als Zentralbau mit riesiger Kuppel plante. Erst nach seinem Tode in etwas schlankerer Form vollendet, ist sie zum Wahrzeichen der Stadt Rom geworden und zum Vorbild unzähliger Kuppeln in der ganzen Welt. Mit steigender Verehrung der Antike und Stolz auf die glorreichen Ahnen hatte man sich in Rom schon seit langem bemüht, dem Kapitolsplatz als wichtigstem Zentrum römischer Staatsmacht eine neue Würde zu geben. Antike Skulpturen wurden dorthin verbracht, vor allem das bronzene Reiterdenkmal des Marc Aurel, das in der Mitte des Platzes 15 39 aufgestellt wurde. Auch ging man alsbald an eine Erneuerung der kapitolinischen Bauten. An alledem war Michelangelo maßgebend beteiligt, so dass das heute noch erhaltene architektonische Gepräge dieses bedeutungsvollen Platzes im wesentlichen auf seine Tätigkeit zurückgeht. Diese galt jetzt immer ausschließlicher der Architektur: Ausgestaltung des Belvedere im Vatikan, Plan für die Kirche S. Giovanni dei Fiorentini, Einrichtung der Kirche S. M. degli Angeli in den Thermen des Diocletian und endlich ein monumentales Prachttor, die Porta Pia, alles Werke von höchster Originalität. Am 18. Februar 15 64 ist Michelangelo in Rom gestorben. Der Leichnam wurde nach Florenz überführt und dort in der Kirche Sta Croce in einem kostbaren Grabmal beigesetzt. Eine Totenfeier, wie sie wenigen Sterblichen zuteil geworden ist, zeigte der Welt, welchen Rang dieser Künstler im Bewusstsein der Menschen einnahm. |
2. Werkbeispiele |
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3. Linkliste |
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