Dipl. Ing. FRANK SÜSS
Mitteilung aus dem VEB Meßgerätewerk Beierfeld
Es wird ein komfortabler TTL-Prüfstift beschrieben, der als Rationalisierungsmittel bei der Fehlersuche in Anlagen der digitalen Steuerungstechnik, der Datenverarbeitung und der Mikrorechentechnik Anwendung findet. Er ist durch eine Reihe von Besonderheiten
gekennzeichnet, die insbesondere bei statischen Tests wirksam werden. Abschließend werden Aufbauhinweise und Erfahrungen zu diesem Prüfstift vermittelt.
Mit der Zunahme industrieller Steuerungen, die auf der Basis von TTL-IS arbeiten, und der zunehmenden Verbreitung dezentraler Rechentechnik bestand die Aufgabe, einen TTL-Prüfstift zu konzipieren, der neben der
Anzeige statischer und dynamischer Parameter weitere Forderungen erfüllt. Insbesondere der eindeutige Hinweis auf Pegel, die außerhalb des TTL-Bereiches liegen, und Unempfindlichkeit gegenüber Schwankungen der
Versorgungsspannung des Prüfstiftes sollten dabei realisiert werden. Um Nachnutzungen zu erleichtern, sollten ausschließlich leicht verfügbare Bauelemente eingesetzt werden.
Die Pegelzuordnung und -anzeige sollten der üblichen Bezeichnungsweise entlehnt werden, d. h. L für Low, H für High, U für unbestimmt und P für Puls. Zu diesem Zweck wurde die Darstellung mit einer
Siebensegmentanzeige realisiert.
Schaltungsbeschreibung
Anhand von Bild 1 soll die Wirkungsweise des TTL-Prüfstiftes erläutert werden.
Das Signal gelangt über die Prüfspitze und den Eingangsspannungsteiler R1 bis
R4 sowohl an die Eingangsstufe VT5, R8, R33 und
R34 als auch an die zwei Transistorstufen zur Erkennung von außerhalb des TTL-Bereiches
liegenden Pegeln. Durch die beiden einstellbaren Widerstände R33 und R34 werden die Schwellwerte für den L- und den H-Bereich festgelegt. Damit wird das Eingangssignal durch die Gatter
D1.1, D1.2, D1.4 und D2.1 D2.2,
D2.3 den TTL-Pegeln L oder H oder dem verbotenen Bereich zugeordnet. Die Ansteuerung der Segmente B, C, D und G der Siebensegmentanzeige
VD15 erfolgt durch die Transistorstufen VT8, VT9,
VT10 und VT11. Die Segmente E und F leuchten ständig (s. Tafel), das Segment A leuchtet nur bei Impulsbetrieb.
Durch den Schalter S, kann bei Vorhandensein von Impulsfolgen an der Prüfspitze in Schalterstellung
"dyn" (dynamisch) ein Monoflop zugeschaltet werden. Dieses Monoflop bewirkt, das die Impulsdauer
zeitgedehnt wird. Somit ist es möglich, Impulsfolgen kleiner Frequenz öder Einzelimpulse eindeutig zu signalisieren.
Liegt nunmehr an der Prüfspitze ein Signal an, dessen Amplitude größer als U = 5 V ist, so wird VT1 durchgesteuert. Sein Kollektorpotential wird dabei auf L-Pegel gezogen, und durch den Arbeitswiderstand
R6 fließt
ein Strom, der an ihm einen Spannungsabfall erzeugt. Dieser Spannungsabfall bewirkt seinerseits eine Durchsteuerung des Transistors
VT3. Dieser bildet zusammen mit VT4 einen zweistufigen Verstärker, er dient der
Ansteuerung des Dezimalpunktes der Siebensegmentanzeige.
Auf Grund der Durchsteuerung des Transistors VT3 wird VT4 leitend, und der Dezimalpunkt leuchtet. Infolge der Bedingung
Ue >5 V zeigt die Siebensegmentanzeige „H" bzw.„H.". Analog dazu werden
Eingangsspannungen von Ue < -0,2 V als „L." angezeigt. Somit hat der Anwender eine erste Information über den TTL-gerechten Pegel des Eingangssignals. Ebenso werden Impulsfolgen, deren Amplitude über dem H-Pegel
liegen, als „P." angezeigt. Eine Zusammenfassung der Signaldarstellungen gibt die Tafel.
Eine weitere Besonderheit, die bei herkömmlichen TTL-Prüfstiften nicht anzutreffen ist, besteht in der Stabilisierungsschaltung für die Betriebsspannung. Diese wird durch die Transistoren
VT12 bis VT17 und die dazugehörigen Bauelemente gebildet. Durch eine entsprechende Dimensionierung konnte die Spannungsdifferenz zwischen Ein- bzw. Ausgangsspannung der Stabilisierungsschaltung auf U = 0,4 V begrenzt werden.
VT13 und VT16 bilden einen Differenzverstärker, der über
VT14 den Stelltransistor VT15 ansteuert. Übersteigt die Betriebsspannung
UCC den Wert 5,25 V, dann wird infolge der Durchsteuerung des Transistors
VT13 der
Stelltransistor gesperrt und die nachfolgende Schaltung von der Betriebsspannung abgetrennt. Diese Trennung bleibt solange erhalten, wie über
VD14 ein Potential steht, das VT13 im leitenden Zustand hält. Erst ein
Absinken von UCC in den TTL-Betriebsspannungsbereich sperrt VT13 und legt die
Logikschaltung über VT15 an UCC. Das gleiche Schaltverhalten tritt dann ein, wenn
UCC <
4,75 V ist. Dann werden VT13 durch die Ansteuerungsbedingung, von VT12 und
VT17 ebenfalls wieder leitend. Das
Ansteuerungspotential wird dabei durch die Reihenschaltung von VD116,
VD17 und R30 und R31 erzeugt.
Somit ist in jedem Fall gewährleistet, dass der Prüfstift bei einer Betriebsspannung
betrieben wird, die im Toleranzbereich der TTL-Versorgungsspannung liegt. Das hat zum
einen den Vorteil, dass keine unzulässig hohen Spannungen die Bauelemente zerstören können, und zum anderen wird damit gewährleistet, dass die Funktionsweise des Prüfstiftes nicht durch eine zu geringe
Betriebsspannung verfälscht wird.
Vorteilhaft ist der zusätzliche Ausgang. Über ihn wird das Eingangssignal der Prüfspitze
an eine BNC-Buchse gelegt. Damit können Meßgeräte, die ebenfalls über einen BNC-Anschluss verfügen, direkt mit dem Prüfstift
verbunden werden. Der Vorteil besteht darin, dass beispielsweise bei Anzeige einer
Impulsfolge an der Siebensegmentanzeige über diesen Ausgang ein Zähler-angeschlossen
werden kann, der die Frequenz dieser Impulsfolge mißt. Ohne zusätzlichen
Verkabelungsaufwand am Prüfobjekt sind damit andere Geräte anschließbar.
Aufbauhinweise
Die gesamte Schaltung nach Bild 1 wurde auf einer Zweiebenenleiterplatte mit
Abmessungen von 20 mm x 190mm aufgebaut. Wie Bild 2 zeigt, wurde der Schalter Si seitlich
wegen der bequemeren Handhabung am Gehäuse angebracht. Die Nadel der Prüfspitze wurde aus
rostfreiem Stahl hergestellt und in den Prüfspitzenkörper eingedrückt. Durch die Wahl
dieses Werkstoffes wird eine zu Fehlanzeigen führende Korrosion der Prüfspitze
vermieden: Der Abgleich der Pegel ist unkritisch. Günstig ist dazu die Dimensionierung eines
Spannungsteilers, an dem die TTL-Pegel eingestellt werden (Bild 3).
Die Spannungseinstellung wird dabei mit Hilfe eines Digitalvoltmeters vorgenommen.
Die Teilspannungen UL, UH und UV repräsentieren dabei die Pegel der TTL-Technik.
Danach lässt sich der Prüfstift mit den Widerständen R33 und R34 statisch abgleichen.
Die Kontrolle der dynamischen Eigenschaften erfolgte mit Hilfe eines Funktionsgenerators
und eines Oszillografen. Mit einem Funktionsgenerator konnten sowohl Impulsfolgen mit
einer Frequenz von f = 10 MHz als auch das Verhalten bei Einzelimpulsbetrieb (f =
0,01 Hz)
simuliert werden. In beiden Fällen waren die Ergebnisse zufriedenstellend. Eine an die Prüfspitze gelegte Netzspannung konnte dem TTL-Prüfstift ebenfalls nichts anhaben.
Einsatzerfahrungen
Der in diesem Beitrag beschriebene TTL-Prüfstift befindet sich seit längerer Zeit im
praktischen Einsatz. Er wird genutzt als Servicegerät bei der Fehlersuche und auch bei
Tests an Versuchsschaltungen.
Es stellte sich heraus, dass dieser Prüfstift durchaus für erste Fehlerdiagnosen
brauchbare Ergebnisse liefern kann. Als vorteilhaft erwies sich in diesem Zusammenhang der
bereits erwähnte BNC-Ausgang. Ebenso ist seine Eingangsspannungsfestigkeit im
praktischen Umgang günstig. Insbesondere bei der Anwendung in industriellen
Steuerungen, wo durchaus auch einmal die Netzspannung an der Prüfspitze liegen kann, hat sich
sein Einsatz bewährt.
An die Grenze seiner Leistungsfähigkeit stößt der Prüftstift bei der Analyse
dynamischer Parameter. Dort ist nach wie vor der Einsatz leistungsfähiger Prüf-
bzw. Meßtechnik erforderlich.
Symboldarstellung des Prüfstiftes
Eingangssignal | Darstellung |
negative Eingangsspannung | L. |
L-Pegel | L |
verbotener Bereich | U |
H-Pegel | H |
Überspannung | H. |
Impulsfolgen | P |
Impulsfolgen mit Überspannung | P. |
Einzelimpulse | L-H-L, H-L-H |
Tafel
Literatur
[1] Müller, W.: Prüfstift und Signalgeber zur Prüfung von Digitalschaltungen. Funkamateur,
Berlin 31 (1982) 7, S. 340
[2] Linthe, H. J.: Universeller TTL-Prüfstift. radio fernsehen elektronik, Berlin 35 (1986) 10, S. 670
und 671
[3] Faulenbach, U.: Komfortabler TTL-Prüfstift. radio fernsehen elektronik, Berlin 35 (1986) 11, S.
736 und 737
[4] Patentanmeldung: WP G01R/284.614.0: Schaltungsanordnung für einen TTL-Prüfstift
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