André Marie Ampére |
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Letztmalig dran rumgefummelt: 01.11.06 16:48:30 |
André Marie Ampére (1775 - 1836)
Der Namensgeber war Andre Marie Ampere, der 1775 in Lyon geboren wurde. Bereits im Alter von 12 Jahren galt er als
mathematisches Genie. Doch seine berufliche Laufbahn war zunächst von vielen Hochs und Tiefs begleitet. Er arbeitete als
Mathematik- und Physiklehrer, zwischendurch als Schriftsteller. Hintergründe dieser wechselvollen »Karriere«: Zwei Todesfälle
überschatteten sein Leben. Der Vater war während der Französischen Revolution als Monarchist angeklagt und öffentlich hingerichtet worden. Kaum hatte sich der erst
18jährige Ampere von diesem Schicksalsschlag erholt, starb seine junge Frau an einer rätselhaften Krankheit.
Erst im Alter von 34 Jahren zeigte Ampere, der eine Art Aussteigerleben führte, wieder Interesse an der Wissenschaft und übernahm 1809 eine Mathematikprofessur
in Paris. Der aufregende Abschnitt seines Lebens begann dann 1820, als Ampere, inzwischen Professor an der Ecole Polytechnique, von einer Entdeckung des dänischen Physikers Hans Christian
Ørsted (1777-1851) erfuhr. Ørsted hatte nach einem Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus gesucht und diesen mit
folgendem Experiment nachgewiesen: Er spannte einen elektrischen Draht über eine
drehbar, gelagerte Magnetnadel. Zunächst war die Nadel parallel zum Draht
ausgerichtet. Schickte man jedoch mit dem Volta-Element (einer Batterie) Strom durch den
Draht, drehte sich die Magnetnadel. Je nach Abstand zwischen Leiter und Nadel waren
unterschiedliche Ausschläge zu beobachten. 0rsted schloss daraus, dass es eine
kreisförmige Ausbreitung des »elektrischen Konflikts« um den Draht geben musste. Doch
für die meisten Naturforscher der damaligen Zeit war das unvorstellbar.
Im September 1820 führte der Physiker Frangois Jean Arago diesen Versuch an der
Akademie der Wissenschaften in Paris vor.
Unter den Zuhörern befand sich auch Ampere. Er war von den Vorführungen so begeistert, dass
er alle anderen Arbeiten zurückstellte und sich ganz der Erforschung des »elektrischen Konflikts« widmete.
Ampere, der wegen seiner Zerstreutheit und Menschenscheu als Sonderling galt, war
nicht wiederzuerkennen. Wöchentlich überraschte er seine Kollegen mit neuen
Experimenten. Seine erste Arbeit über die Mektrodynamik - so nannte er die magnetische
Wirkung von Strömen - veröffentliche er bereits im November des gleichen Jahres.
Das Genie Ampere kam, von spontanen Geistesblitzen geleitet, zu immer neuen Entdeckungen. Sein berühmtestes Experiment: Er ersetzte die Magnetnadel durch einen zweiten elektrischen Leiter. Schickte man durch zwei parallel ausgerichtete Drähte Strom, ließ sich eine magnetische Kraftwirkung beobachten. Flossen die Ströme in die gleiche Richtung, zogen sich die beiden Leiter an, bei entgegengesetzter
Stromrichtung stießen sie sich ab.
Eine andere Entdeckung: Schloss man über eine gewendelte Drahtspirale einen Stromkreis, verhielt sie sich so, als stecke in ihr ein Stabmagnet. Hängte man die Spirale
drehbar auf, richtete sie sich wie eine Kompassnadel in Nord-Süd-Richtung aus.
Für Ampere gab es nun keine Zweifel mehr, dass Magnetismus und Elektrizität auf ein einziges Naturgesetz zurückzuführen waren: Die magnetischen Kräfte konnten
nur entstehen, wenn sich in einem geschlossenen Kreis Ströme in Bewegung setzten. Nicht die Spannung, die einen Zustand der Ruhe beschreibt, bewirkte die
magnetischen Kräfte, sondern die Bewegung des »elektrischen Fluidums«, also der fließende Strom. Um seine Theorie zu untermauern, entwickelte Ampere ein
Messgerät, das die
Stärke des Stromflusses mit einer drehbaren Magnetnadel anzeigte. Diese Erfindung wurde später in verbesserter Form als Galvanometer zu einem der wichtigsten
Messinstrumente der Elektrotechnik.
Doch Ampere ging bei seinen Überlegungen noch weiter. Auch der Magnetismus in Stoffen wurde nach seiner Meinung nicht, wie bis dahin angenommen, durch
ein undefinierbares »magnetisches Fluidum« erzeugt, sondern durch geschlossene Stromkreise in jedem einzelnen Molekül. Wie nahe Ampere bereits der Wahrheit kam,
sollte sich erst 90 Jahre später zeigen, als Niels Bohr sein Atommodell entwickelte.
Nach diesem Modell kreisten um einen Atomkern elektrisch geladene Teilchen, die Elektronen.
Die mathematische Formulierung der neuen Theorie der elektrodynamischen Kräfte nahm Amperes ganze Energie bis 1825 in Anspruch. Doch nach
diesem Höhenflug verlosch die Schaffenskraft des Genies.
Es wurde immer stiller um den Gelehrten. Obwohl ihm die Akademie der Wissenschaften 1827 für weitere Forschungen 1000 Francs in Aussicht stellte, zog er sich zurück
in die Einsamkeit. Er widmete sich bis zu seinem Tod, 1836, seinen privaten mathematischen und philosophischen Studien und
verzichtete auf allen Forscherruhm.
Doch die Genialität des Mannes, der in nur fünf Jahren die Elektrizitätsforschung in eine neue Ära geführt hatte, sollte unvergessen bleiben. 1881 wurde auf dem ersten
Elektrischen Weltkongress in Paris zu seinen Ehren als Einheit für die Stromstärke die Bezeichnung Ampere eingeführt.
Ernst Deissinger in Peter Moosleitner Interessantes Magazin Heft 1/1992 S. 96
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